Als Selbstständige musst du so einiges aushalten. Als Mama noch mehr. Und in Kombination bringt dich das an vorher unvorstellbare Belastungsgrenzen. Schuld sind dabei nicht immer die Kids, sondern vor allem andere Mütter, die mit seltsamen und auch zum Teil unverschämten Fragen das Fass zum Überlaufen bringen. Ich grübele zum gefühlt drölfzigsten Mal darüber nach, warum ich mich eigentlich immer wie eine Außerirdische fühle. Wie eine Mama von einem anderen Stern, die scheinbar nicht so richtig ins Bild einer „Vorzeige-Land-Mama“ passt.
Vielleicht liegt es daran, dass ich einfach einen ungewöhnlichen Beruf habe? Vielleicht daran, dass ich selbstständig bin? Oder daran, dass ich schlichtweg auch noch über andere Dinge reden kann und will, als über volle Windeln, Kindergarten und ach wie toll meine Kinder sind.
Da ich mir hier als im Schwarzwald lebende Land-Mama (wir wohnen in einem absoluten Kaff) wirklich Mühe gebe, Anschluss zu den anderen Mamas aus dem Ort zu bekommen, gehe ich mit den Löwenkindern brav zur Krabbelgruppe, zum Fußballtraining und zum Kinderturnen.
Eins noch… Bevor hier die Meckerwelle ausbricht und ich als frustrierte Mutter abgestempelt werde: Ich meine das hier alles mit einem Augenzwinkern. Nur für den Fall, dass die Ironie hier nicht deutlich genug sein sollte 😉
Bei oben genannten Aktivitäten kommt es natürlich vor, dass ich zähem Small Talk unterliege, der nett gemeint ist, aber mich immer wieder an meine Grenzen bringt (jupp, ich bin da echt introvertierter als es in meinen Videos rüberkommt). Auszug gefällig? Hier ist er:
Bist du jetzt NUR noch Mama?
Ähm, nee. Ich bin selbstständig, Ehefrau, Hausfrau, Mama, Gärtnerin, Einkaufshilfe, Kinderärztin, Trösterin, Frau Chefin, Mentorin (…) und es gibt auch noch mich.
„Nur“ noch Mama (was es in dieser Definition an sich überhaupt nicht gibt, denn JEDE Frau und Mama ist mehr, ob mit oder ohne Berufstätigkeit) wäre manchmal vielleicht einfacher, als auch noch eine Selbstständigkeit am Laufen zu halten, aber ich habe mich so entschieden. Ich wollte es so. Kürzer treten, ja, aber aufgeben, nein.
Es ist oft anstregend und manchmal macht es mich auch echt fertig, aber so lange ich das Gefühl habe, ich tue das Richtige, soll es so sein.
Willst du nicht auch mal wieder arbeiten gehen?
Ähm. Also nö, eigentlich nicht. Hä? Da sind wir mal wieder bei dem Vorurteil, dass Frau nur arbeiten ist, wenn sie außer Haus geht. Dass ich oft morgens um 7 oder nachts um 23 Uhr am Schreibtisch sitze und arbeite, bekommt niemand mit.
Nach außen hin sieht das immer so aus, als würde ich den ganzen Tag nichts anderes machen, als meine Löwentöchter zu bändigen. Was durchaus auch sehr schön ist, aber nicht alles.
Sobald beide abends im Bett sind, düse ich an den Schreibtisch. Da ist nämlich dann Frau-Chefin-Zeit! Und somit endlich mal Zeit für mich, auch wenn es dann wieder Business ist.
Du bist selbstständig? Geht das überhaupt mit Kindern?
Ja und das deutlich besser, als man vielleicht als „Nur-Mama“ oder Nicht-Selbstständige vermuten mag. Bei Frau Chefin kann ich mir meinen Tag einteilen und meine Termine lege ich mir so, dass sie für mich passen.
Als Audio- und Videotechnikerin habe ich grundsätzlich immer die Möglichkeit, ja oder nein zu einem Auftrag zu sagen. Ich bin insgesamt also deutlich flexibler, als wenn ich angestellt wäre.
Wann geht sie denn in den Kindergarten?
Eine Frage, die mir in den letzten Wochen und Monaten verdammt oft gestellt wurde. Was auch nicht weiter verwunderlich ist, da unsere große Löwentochter bereits drei Jahre ist. Und ab zwei Jahren ist schließlich unser Kindergarten im Dorf. Also nix wie hin.
Nun ist es so, dass unser Dorfkindergarten leider noch die Öffnungszeiten von vor zwanzig – Moment, dreißig – Jahren hat. Oder anders gesagt, wenn man einen Job hat wie ich als Audio- und Videotechnikerin, hat man null davon, wenn das Kind in den Kindergarten geht. Der macht nämlich zu, wenn ich üblicherweise aus dem Haus gehe.
Als Bloggerin, bzw. Frau Chefin sieht das dann schon wieder anders aus. Da hätte ich dann tatsächlich etwas davon, wenn die Große im Kindergarten wäre. Allerdings gibt es da noch ein Kind. Und warum sollte die Große in den Kindergarten, wenn ich wegen der Kleinen sowieso vormittags nicht arbeiten kann?
Und auch wenn es anstrengend ist und ich mir oft mehr Zeit für mein Business wünsche, finde ich es auch sehr schön, aktuell kindergartenfreie Selbstbetreuerin zu sein (bei dieser Aussage wird grundsätzlich blöd geguckt. Machst du gerade auch, oder?). Zumindest so lange, wie wir uns nicht für den Kindergarten entscheiden.
Geht nicht? Du musst dir nur die Zeit nehmen!
Ein Satz, der mir vor einigen Wochen im Kinderturnen an den Kopf geworfen wurde. Die große Löwentochter hatte eine offensichtlich selbstgenähte Hose an und ich wurde gefragt, ob ich diese genäht habe. Doof, wie ich in dem Augenblick war, antwortete ich ein ehrliches „nein, dafür habe ich im Augenblick so überhaupt keine Zeit“ und bekam direkt an den Kopf geworfen: „Die musst du dir dann halt nehmen!“.
Jopp, ist klar. Ich habe auch sonst nichts zu tun. Das war zumindest mein erster Gedanke, nachdem vor meinem inneren Auge meine To-Do-Liste aufploppte.
Die Sache ist die: Die Mama, die das sagte, ist seit Jahren „nur“ Hausfrau und Mutter und hat nicht noch eine Selbstständigkeit oder gar zwei dazu, was einen wirklich nochmal mehr fordert. Hausfrau und Mutter zu sein, ist eigentlich schon Job genug und ich hebe hier mein Hütchen vor jeder Mama, die das problemlos hinbekommt.
Allerdings grundsätzlich davon auszugehen, dass man damit alle Zeit der Welt hat – sowohl in meiner Situation, als auch in ihrer – und dazu „eh nicht arbeiten geht“, finde ich etwas sehr veraltet.
Übrigens hat mich diese Aussage so gewurmt, dass ich jetzt tatsächlich die Nähmaschine angeworfen habe und direkt beiden Töchtern eine Pumphose genäht habe. Ich habe mir also die Zeit genommen und dafür abends nicht am Schreibtisch gesessen. So! 😉
Warum hast du eigentlich studiert? Du bist ja sowieso nur zuhause!
Hach, noch so ein Spruch. Ja, ich habe studiert. Ja, ich habe ein Diplom in der Tasche mit der Note 1,1. Ja, ich war eine Streberin und ja, das, was ich im Studium als Basis mitbekommen habe, brauche ich tatsächlich alles für Frau Chefin. Was grundsätzlich schon sehr ungewöhnlich ist, weil man normalerweise nicht viel aus einem Studium wirklich im Leben gebrauchen kann.
Sprich, ich habe studiert und auch wenn ich nicht in einem dafür ganz offensichtlichen Job arbeite, wie zum Beispiel ein Informatiker oder Ingenieur, war mein Studium überhaupt nicht umsonst.
Mal ganz davon abgesehen, dass ich diesen Glücksfall habe: Was wäre denn so schlimm daran, diplomierte oder gar promovierte Hausfrau zu sein? Für alles gibt es die richtige Zeit im Leben und wenn gerade die richtige Zeit ist, um diplomierte Hausfrau und Mama zu sein, warum nicht? Meine Meinung…
Willst du nicht lieber wieder in eine Festanstellung gehen?
Hmm. Nö. Nicht wirklich. Wobei ich schon immer gesagt habe, dass ich es großartig finde, selbstständig zu sein, mir aber bei dem richtigen Job durchaus auch vorstellen könnte, wieder in eine Festanstellung zu wechseln. Es hat beides seine Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite winkt die „Sicherheit“ und auf der anderen die „Freiheit“. Und zwischendrin noch ein bisschen Unbeschwertheit.
Tatsache ist, dass ich es wunderbar finde, selbstständig zu sein, auch wenn mir die Behörden in den vergangenen drei Jahren meiner 6-jäjrigen Selbstständigkeit mächtig Steine in den Weg gelegt haben. Im Augenblick ist es gut so, wie es ist und ich möchte auch in den kommenden zwei Jahren nichts daran ändern.