Das war’s! Frau Chefin wird es nicht mehr geben. Ende Gelände. Aus die Maus. Wieso, weshalb, warum und wie es nun weitergeht, das erzähle ich dir in diesem letzten Blogartikel.
2021 war das beste Geschäftsjahr bei Frau Chefin, das ich jemals hatte. Meine Angebote wurden gebucht, ohne dass ich unheimlich viel Akquise betrieb. Ich wurde weiterempfohlen, über Google gefunden und hatte permanent genug zu tun. Ich war zum ersten Mal in meiner Onlinegeschichte ausgebucht und surfte auf einer Erfolgswelle, die ich so nicht kannte. (Ganz nebenbei saugut für das eigene Selbstbewusstsein). Ich habe so viele Erfolge gefeiert, wie nie zuvor. Ich fühlte mich zum ersten Mal als richtige Unternehmerin. Und damit begann die schlimmste Sinnkrise in meinem Leben.
Dieses neugewonnene Selbstbewusstsein schien sich auch auf mein Verhandlungsgeschick und irgendwie unterschwellig auf meine Website zu übertragen (obwohl ich kein Wort daran änderte). Plötzlich bekam ich Anfragen für Videoprojekte nahmhafter Unternehmen, die unbedingt mich als Cutterin wollten. Weil ihnen mein Stil gefiel. „Er sei so anders“.
Ich kalkulierte mit Stundensätzen, die für mich einfach nur „fast over the top“ waren. Gerade noch so, dass ich mich noch einigermaßen damit wohlfühlen konnte. Die Erwartungshaltung war damit auf jeden Fall enorm gestiegen und ich legte mich auch extremst ins Zeug, dieser gerecht zu werden. Und ja, positives Feedback bestätigte mir das.
Vielleicht denkst du jetzt: Whoah, alles so perfekt! Ein sensationell laufendes Business, das durch die Decke ging.
Ja, genau so war es auch. Aber perfekt nur nach außen. Im Hintergrund lief es dafür schon lange nicht mehr so rund, wie das vielleicht nach außen aussah.
Ein großer Wunsch und viele Zweifel.
Seit Jahren ist es ein riesiger Wunsch von mir, nicht mehr alles alleine machen zu müssen, am Besten gemeinsam mit meinem Mann zu arbeiten. Der Punkt war gekommen, dass ich es regelrecht satt hatte, bei Frau Chefin immer mit allem alleine dazustehen. (Leider ist mir mein Mann da keine Hilfe, der versteht nur Bahnhof, wenn es um Internetkram geht).
Bis heute machte ich bei Frau Chefin wirklich nahezu immer alles komplett alleine: Kundenanfragen, Gespräche, Blogartikel, Videoerstellung, Launches, Newsletter, Social Media, Kundenaufträge, Grafiken, SEO, Angebotsentwicklung, Steuerkram und was sonst noch so dazu gehört.
Auch tolle Businessfreundinnen, die mir wertvolle Ratschläge gaben und eine Assistentin, die mir eine zeitlang einiges an Arbeit abnahm, nahmen mir nicht das Gefühl, immer alles alleine schaffen zu müssen (Kopfsache!). Und auch nicht das Gefühl, mit allem alleine dazustehen (was nunmal eine Tatsache war). Mir fehlte schlichtweg ein richtiges Team. Das Team, um den Kopf freier zu bekommen und auch wachsen zu können.
Mit dem Erfolg wuchs mir die gesamte Arbeit über den Kopf. Abgeben wollte ich unbedingt und hätte damit auch kein Problem gehabt, aber die richtigen Menschen dafür zu finden, das erwieß sich für mich als ein riesiges Problem. Entweder es passte menschlich nicht, die Qualität stimmte nicht, oder der Preis war der Knackpunkt. (Sorry, aber 70 Euro für einen Instagrambeitrag sind echt Wucher!).
Was dazu kam: Ein Team kostet jede Menge Geld. Und ja – da muss ich auf den Boden der Tatsachen bleiben – auch wenn 2021 ein verdammt gutes Geschäftsjahr war, mit einem Team an der Seite wäre der Gewinn nicht mehr allzu rosig gewesen. Nicht, dass ich am Hungertuch genagt hätte, aber mein persönlicher Sicherheitspuffer wäre mir zu gering gewesen.
Und so gab ich nach vier Monaten Sucherei, mehreren Testanläufen und ein paar Reinfällen meine Suche wieder auf und stand abermals komplett alleine da. Auch deshalb, weil ich sah, dass meine Investitionen in Profis sich nicht bezahlt machten. (Warum das so war, ist mir ehrlich gesagt bis heute noch ein kleines Rätsel. Jedenfalls mehrten sich nicht die Kunden trotz aller Arbeit und Geld – und das war schließlich das Ziel). Eine kurze Zeit zweifelte ich schon an mir, fragte mich, ob ich doch keine Arbeit abgeben könne, oder gar ein sehr schwieriger Typ sei. (Ding, ding!).
Ein erdrückender Berg an Schwere.
Mit der Zeit und dem größer werdenden Erfolg wurde bei Frau Chefin alles immer schwerer. Die Leichtigkeit, die bis Mitte 2020 noch da war, war mit wachsendem Erfolg Mitte 2021 komplett verschwunden. Und mit der Schwere fing auch das Hamsterrad aus Druck und Müssen an, das sich in großen Schritten zu einer inneren Lähmung entwickelte.
Ich verschob einen Launch um den anderen. Machte kaum noch Werbung für meine Angebote, hatte null Lust und Ideen meine Social-Media-Kanäle zu pflegen, Newsletterschreiben wurde zur Qual, Kursideen wurden auf die lange Bank geschoben.
Dazu kam, dass ich irgendwann nur noch als Cutterin tätig war. Etwas, was ich in diesem Umfang nie wollte. Nein zu sagen, fiel mir jeden Tag schwerer, ich schnitt irgendwann unfassbar langweilige Angelvideos und semiprofessionelle Familienvideos (weil schnell Geld verdient). Und ja: Zahlreiche Kundenanfragen beantwortete ich schließlich überhaupt nicht mehr.
War es das, was ich wollte? Neee! Absolut überhaupt nicht. Aber es war in diesem Augenblick einfach, diese Aufträge anzunehmen. Ich schüttelte sie aus dem Ärmel ohne große Anstrengung. Ganz im Gegensatz zu den Unternehmensvideos aus 2021. SEO übernahm die Arbeit der Akquise für mich, ich musste nur noch den Auftrag abarbeiten und war vorerst auf niemanden existenziell angewiesen.
Irgendwann fühlte es sich an, als „müsse ich da durch“. Kleinvieh macht ja auch Mist. Und hey, wenn ich schon nicht in der Lage war, einen Launch zu machen, dann doch wenigstens so Geld verdienen, oder? (Dachte ich. Kompletter Unsinn übrigens).
2022 startete mit einem Selbstexperiment.
2022 sollte die große Veränderung bringen. Ich entschied in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einfach ganz viele Dauer-To-Dos von meiner Liste zu streichen und nur noch das zu machen, worauf ich Bock hatte und mir richtige Ergebnisse brachte. (Solltest du meinen Blogbeitrag zu meinem Experiment verpasst haben, kannst du ihn hier nachlesen).
Und so blubberte eine zeitlang alles weiter vor sich hin und ich hoffte wöchentlich, das Ruder nochmal rumzureißen. Und ja, Leichtigkeit kehrte wieder ein wenig bei Frau Chefin ein.
Mein Launch-Loch.
Launchen ist bei mir ja echt so eine Sache. Schon immer. Ich mag es nicht. Es stresst mich und zwar tierisch. Vor allem die letzte Phase, bevor es dann so richtig losgeht. Bei den letzten Launches merkte ich bereits, dass mir kurz vor dem Ziel die Luft ausging. Ich hatte keinen Nerv mehr, nochmal eine Mail zu schreiben, mehr Kundengespräche zu führen, in die Tiefe zu gehen.
Das Furchtbarste war jedoch für mich, dass diese Erschöpfung mich jedes Mal drei Tage vor Kursbeginn vollkommen fertig machte. Ich war mehrmals kurz davor, alles wieder abzusagen und das Geld zurückzugeben. Echt kein Witz!
Und das, obwohl ich gut darin bin, jemandem etwas beizubringen und ich daran auch wirklich Spaß habe. Und ich zum Glück nach meinen Workshops und Kursen auch gutes Feedback bekam.
Zum Ende des vergangenen Jahres überrollte mich diese innere Lähmung komplett. Ich war bereits gestresst davon, wenn ich ein Datum für einen Kursbeginn oder Workshop auf der Website veröffentlichte. Ich änderte ihn permanent, schob ihn um weitere Wochen und Monate heraus. Und hatte auch bei vagen Angaben von „Herbst 2023“ das Gefühl, das einfach nicht zu schaffen. Bereits im Januar.
Von Erfolg, großen Erkenntnissen und schlechten Erfahrungen.
Und dann kam die harte Erkenntnis, die ich irgendwie innerlich ahnte, aber einfach ums Verrecken nicht wahrhaben wollte: Ich hatte keine Lust mehr auf das, wofür ich einmal brannte. Zumindest nicht so, wie es seit geraumer Zeit war. Und so 100%ig sicher, ob Frau Chefin noch mein Weg sein sollte, war ich mir auch nicht mehr.
Ich eilte bei Frau Chefin Zielen hinterher (100.000 Euro Umsatz), die eigentlich gar nicht unbedingt meine eigenen waren. Klar ist es verdammt cool, so viel Umsatz zu machen. Aber letztendlich hatte ich mir tief im Inneren dieses Ziel nur gesteckt, weil ich es seit Jahren überall lese, dass man darunter keine ernstzunehmende und erfolgreiche Unternehmerin ist. Das hat sich so in meinem vergrübelten Gehirn festgesetzt, dass ich dieses Ziel unbedingt erreichen musste – koste es, was es wolle.
Natürlich ist das totaler Blödsinn, denn Erfolg kann viele Gesichter haben und jeder definiert ihn letztendlich für sich anders. Ein Umsatzziel ist dabei nur eine mögliche Komponente.
Das Ziel hatte ich 2021 dann nach 6 Jahren und mit vielen Opfern erreicht. Doch wofür?
Letztendlich, um ganz nüchtern betrachtet, festzustellen, dass mein Business zu groß war, um alles alleine zu schaffen, mir aber die Verantwortung für Mitarbeiter zu groß und aktuell noch zu kostspielig war – und ja, ich auch innerlich das Gefühl hatte, dass das nicht 100% das ist, was ich wollte.
Dass ich mit meinem Business allein aus dieser Misere heraus keinerlei Wachstum sah und sämtliche nächsten Schritte in einem Dunst aus Wirrwarr lagen.
Dass ich nach Erreichen dieses scheinbar unerreichbaren Zieles (100.000 €) plötzlich gar kein (großes) Ziel mehr vor Augen hatte und überhaupt nicht wusste, wohin ich mit meinem Business eigentlich möchte. Wollte ich überhaupt noch weiter?
Dass meine Kinder, unser Familienleben, Verwandte und Freunde zum großen Teil auf der Strecke blieben, da ich in einem dreifachen Hamsterrad aus Frau Chefin und Familienorganisation feststeckte.
Dass ich nachts kaum mehr als vier Stunden schlief. Und ja, ich auch mehrmals die Nerven verlor, laut wurde und irgendwann vor Erschöpfung in Tränen ausbrach. (Was sich ganz persönlich für mich einfach erbärmlich anfühlt, aber den Umständen geschuldet war).
War das meine Vorstellung, wie es sein sollte, (erfolgreiche) Unternehmerin zu sein? Nein! Definitiv nicht.
„Ich habe keinen Bock mehr!“
„Ich habe keinen Bock mehr!“. Darf man das heutzutage überhaupt noch sagen? Oder wird man damit als Versager, Nicht-Durchhalter an den Pranger gestellt?
Auch, wenn es vielleicht überraschend klingen mag: Dieser Satz – ihn zu schreiben – hat mich Jahre gekostet. Jahre, in denen ich mir das nicht eingestehen wollte, dass es genau so ist.
Was soll ich sagen? Das, wofür ich jahrelang gearbeitet habe, was mich jahrelang antrieb, dafür brenne ich einfach nicht mehr. Der Traum vom Onlinebusiness, vom orts- und zeitunabhängigen Arbeiten, vom Unabhängigsein ist für mich ausgeträumt. Denn: So richtig aufgegangen ist für mich der Plan nie.
Es macht mich einfach seit so langer Zeit nur noch müde, statt mich zu motivieren. Ich möchte nichts mehr tun, von dem ich nicht 100% überzeugt und glücklich bin. Ich möchte mit der Form des aktuellen Online-Marketings nichts mehr aktiv verkaufen (hier, Aufmerksamkeit! Nur noch bis morgen! Schnell schnell kaufen!).
Also, warum mit Hängen und Würgen etwas weitermachen, dass für mich keinen Sinn mehr hat? Warum soll ich mich selbst quälen?
Zufälle und Erinnerungen
Manchmal sollen Dinge ja so sein und auf einen zukommen. So habe ich vor Jahren das Buch „Wenn du nicht mehr brennst, starte neu“ zugeschickt bekommen – unaufgefordert. Das Buch habe ich sehr lange belächelt und lag im Büro herum, bis ich es dann schließlich unserer Bücherei vor Ort geschenkt habe.
Und Jahre später starrte mich dieses Buch bei einem Büchereibesuch so an, dass ich mein selbst gespendetes Buch ausgeliehen habe, um es zu lesen. 😀
Was mir dabei besonders ins Auge fiel, war die Tatsache, dass viele Menschen, die bereits erfolgreich waren oder später erfolgreich wurden (ganz unabhängig davon, in welcher Form man Erfolg definieren mag), irgendwann neu gestartet sind.
Ebenso sind mir aus dem Onlinedunstkreis, in dem ich mich bewege, direkt zwei Beispiele eingefallen: Caroline Preuss, die ihren DIY-Blog aufgab (ihre Website ist übrigens nach wie vor online) und Esther von den Mompreneurs (die eine Nachfolgerin gefunden hat, die ihr Business weiterbetreibt), die sich komplett neu orientierte. Auch andere Unternehmerinnen haben sich im Laufe der Zeit umorientiert, ihr Business in einer Nische spezialisiert oder etwas komplett Neues gestartet.
Ich enthülle ein Geheimnis: Seit Jahren führe ich ein Doppellleben.
Mein großer Wunsch, im Team zu arbeiten wurde wahr, allerdings ganz anders, als ich zunächst dachte und auch komplett spontan aus dem Bauch heraus.
Denn: Ende 2020 – als ich mit Frau Chefin gerade erst begann richtig durchzustarten – startete ich parallel dazu komplett neu. Im Team. Gemeinsam mit meinem Mann. Heimlich. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Einfach aus einer Laune heraus und mit der Haltung „mal gucken, was draus wird“.
Eine Businessidee musste nicht gefunden werden, denn diese war längst Teil unseres Familienlebens: Wir bauen nachhaltige Familienbetten aus Massivholz. Mein Mann übernimmt als Schreinermeister dabei den Part in der Werkstatt und ich kümmere mich im Hintergrund um Marketing und Organisation – schön von zuhause mit den Kids im Schlepptau. Mit Aufgaben, die ich jahrelang für Frau Chefin geübt habe (Instagram, Pinterest, Marketing, Websiteaufbau etc.).
Wie bei vielen anderen Menschen ist auch bei mir und uns in der C-Phase im Kopf viel passiert. Ich stellte mir mehr als einmal die große Sinnfrage. Nicht nur ab und zu in 2020, sondern vor allem in 2021 als mich der Erfolg komplett überrollte, ich langjährige Ziele erreichte und in eine totale Sinnkrise fiel. Auch 2022 stellte ich mir diese Frage (und 1000 weitere) wahnsinnig oft.
Von Ideengesprudel und Verheimlichungen.
Die Ideen sprudelten nur so aus uns heraus. Ich erstellte in nur fünf Tagen eine Website, ein Logo, machte vernünftige Bilder, kümmerte mich um SEO. Wir gingen online. Und verkauften nur 8 Tage nach unserem persönlichen Startschuss die erste Familienkoje. Was für ein Erfolg!
Beflügelt davon machten wir uns weiter ans Werk. Ein Instagram-Auftritt und eine Facebookseite entstanden. Wir bekamen postives Feedback und beantworteten in den ersten zwei Wochen unseres Businesses knapp 100 Anfragen. Ein unfassbarer Erfolg, der uns komplett überrumpelte.
Doch was machte ich? Statt stolz dahinter zu stehen und es in die Welt hinauszuposaunen, verheimlichte ich unser Business „Familienkoje“. Nicht nur hier auf Frau Chefin, sondern auch in meinem Umfeld bei Arbeitskollegen aus der Veranstaltungsbranche. Nur ganz wenige Menschen, wie die engste Familie, meine Businessfreundinnen und meine beste Freundin wussten, was ich da eigentlich „nebenher“ machte.
Die Devise? Erstmal abwarten, ob es sich auch „wirklich“ entwickelt. Was sollen die Leute da draußen denn denken, wenn ich jetzt rumprahle und die Sache schief geht? Wenn ich irgendwann angekrochen komme und sage: „Ups, war nix, ich reanimiere dann mal wieder Frau Chefin!“?. Und vor allem: Wie sieht das denn aus, wenn ich jetzt von der Videoexpertin plötzlich zur Bettenverkäuferin werde? Da nimmt mich doch keiner mehr ernst!
Ein absurdes Business-Doppellleben begann.
Das Absurdum daran: Auch nach über einem Jahr, als wir bereits mehr als 100 Familienkojen verkauft hatten und sogar unser Steuerberater die Augen weit aufriss, nicht glaubend, was wir da so schnell erreicht hatten, hatte ich immer noch diese Gedanken, dass alles einfach nur eine riesige Bubble sein könnte (kleine Anmerkung: Diese „Angst“ wird sich sehr wahrscheinlich auch nach 20 Jahren nicht legen und gehört irgendwie ein bisschen zum Unternehmertum dazu).
Ich führte ein innerlich zerreißendes Business-Doppelleben zwischen der Unternehmerin Frau Chefin, die sich nach außen hin zeigt und der Geschäftsführerin von Familienkoje, die besser nur im Hintergrund agiert und nicht existiert und kam mir dabei manchmal ein bisschen vor wie eine Geheimagentin im Hochstaplerin-Kostüm.
Diese Angst davor, nicht ernst genommen zu werden, belächelt zu werden, nach „außen“ für eigentlich wildfremde Menschen den Schein eines Ichs von mir zu wahren, das immer mehr Vergangenheit wurde sowie nicht anzuecken gepaart mit meiner inneren Versagensangst machten mich wahnsinnig. Und ja, Versagensangst, um dieses Wort überhaupt schreiben zu können, hat es ganze 3 Jahre und viele schlaflose Nächte gedauert.
Und dann kam das große Grübeln.
Ich fragte mich täglich mehr, warum es bei Familienkoje so sensationell lief – und das von Tag 1 an – und ich bei Frau Chefin mir für einen halbwegs vergleichbaren Erfolg regelrecht den Hintern aufreißen muss(te) – und das bereits über 7 Jahre hinweg.
Warum bekommen wir für unsere Website nahezu täglich Lob? Und ich bei Frau Chefin (die nun wirklich gut ist) vielleicht einmal im Jahr? Warum fühlt sich bei Frau Chefin – trotz des herausragenden Jahres in 2021 – alles so schwer an? Diese Leichtigkeit, die wir als Familie von Minute 1 im Business hatten, gab es bei Frau Chefin nie.
War es einfach, weil Frau Chefin schon so viele Jahre existierte? Weil der Reiz und die Euphorie des Neuen einfach verflogen war? Weil vieles sich so festgefahren anfühlte?
Vielleicht war es an der Zeit, Altes loszulassen? Denn eines war klar: Die Frau Chefin, die ich 2015 noch war, war ich schon lange nicht mehr. Ich bin keine durch Europa tourende, Abenteuer suchende, kinderlose Endzwanzigerin mehr, die nur für sich Verantwortung hat und einfach ihr Ding macht.
Ich bin mittlerweile Mitte dreißig, und führe mein „spießiges Leben“ als selbstbetreuende Mama mit Ehemann, Haus, Garten, Stoffwindeln, Familienbett und einem verdammt rasant gewachsenen Familienunternehmen. Und ja, ich liebe dieses Leben und möchte so schnell auch nichts Anderes.
Mit Sicherheit spielte bei unserem gemeinsamen Neustart auch eine Sache eine verdammt große Rolle: Ich war keine Anfängerin mehr. Ich konnte all mein über die Jahre erworbenes Wissen in Sachen Websiteaufbau, SEO, Texten, Grafikerstellung, Positionierung, Zielgruppe und Branding voll einsetzen. Also quasi vom Gefühl her von Anfang an alles richtig machen – ein großer Joker, wie ich finde.
Ich hatte einen glasklaren Plan, arbeitete Schritt für Schritt die Punkte ab und hatte sofort ein Konzept zur Hand, das solide war. Etwas, was mir bei Frau Chefin jahrelang fehlte.
Und – was ein weiterer wichtiger Faktor ist – wir waren finanziell nicht auf unser Familienunternehmen angewiesen. Wir konnten mit Leichtigkeit starten, da Frau Chefin uns auffing.
Erste Schritte einer neuen Ära.
Und da war er dann, DER Augenblick der inneren Entschlossenheit: An einem absolut unspektakulären Donnerstagmorgen entschied ich ohne einen Hauch von Zweifel, mein altes Leben mit Frau Chefin hinter mir zu lassen. (Das hat dann nunmehr auch drei Jahre Doppelleben gedauert, aber besser spät als nie).
Für mich ist es an der Zeit, mich zu trennen und „neue Wege“ zu gehen. Und das zu tun, was in meiner aktuellen Lebensphase einfach wie Popo auf Eimer zu mir und uns passt – unser Familienbusiness „Familienkoje„.
Wehmut? Ja, habe ich. Schließlich war Frau Chefin lange ein Teil meines Alltags. Und ja, meinen Beruf als Audio- und Videotechnikerin liebe ich nach wie vor. Und innerlich schmerzt es immer mal wieder kurz, disen aufregenden und aufwühlenden Teil meines Lebens hinter mir zu lassen. Und ja, ich habe auch manchmal das Gefühl, da draußen irgendwas zu verpassen und nachhaltig spießig zu werden. 😀
Aber: Auf mich wartet ein anderes, aufregendes Leben, das wir als Familie gemeinsam wuppen. Eine Mission, die uns antreibt und als Familie zusammenschweißt. Und das Gefühl, nicht alleine dazustehen, sondern ein tolles Familienteam zu haben, ist wundervoll (wenn auch manchmal natürlich anstrengend).
Bye, bye!
Wie es nun hier weitergeht? Nun: Ich gebe es zu, einen kompletten Cut mit löschen der Website bekomme ich einfach (noch) nicht hin. Und ehrlich gesagt, sehe ich die Notwendigkeit aktuell auch nicht.
Deshalb (auch wenn es der Ein oder Anderen Unternehmerin hier vielleicht inkonsequent zu sein scheint): Die Website bleibt online.
Schließlich gibt es dort zahlreiche Blogartikel, die gerne und oft gelesen werden und Video-Tipps, die nicht altern. Genauso wie ein Teil meiner Angebote und kostenlosen Spickzettel. Darin steckt unheimlich viel Arbeit und viel Wissen, das auch ohne mein aktives Zutun dir helfen werden.
Meine Angebote werde ich nicht mehr aktiv bewerben und habe diese zum großen Teil bereits von der Website genommen. Mein Onlinekurs „Dein Homeoffice-Videoset“ wird weiterhin käuflich erwerblich sein. Schließlich hat er kein Ablaufdatum. Genauso wie meine Checkliste für deinen Videodreh.
Meine sowieso schon auf null eingeschränkten Social-Media-Aktivitäten werde ich ebenfalls komplett ruhen lassen, genauso wie neue Blogbeiträge und Newsletter.
Und jetzt?
Jetzt bleibt mir nur noch zu sagen: Danke! Danke, dass du ein Teil meiner persönlichen Ära warst. Teil von Frau Chefin.
Wenn du weiterhin gerne mit mir in Kontakt bleiben möchtest, kannst du mir an blog@frauchefin.de schreiben – die Mailadresse bleibt aktiv. Und über nette Post freue ich mich immer! Oder du stöberst mal durch das Archiv. Es ist voller wertvoller Tipps.
Und wenn du mir ein wundervolles Abschiedsgeschenk für meinen „Neustart“ machen und mich auf meinem weiteren, anderen Weg unterstützen möchtest: Dann folge mir und uns doch auf Instagram oder Facebook und mache Werbung für uns in deinem Familien- und Bekanntenkreis. 🙂
Ich sage: Bye, bye Frau Chefin! Und bedanke mich für 8 großartige Jahre!
Danke für 8 grandiose Jahre, unendlich viele liebe Worte hier, in Nachrichten, Kommentaren, unzähligen tollen E-Mails und sooo, sooo viele Glücksgefühle…
Dankeschön. Dankeschön. Dankeschön.
Deine Isabelle
ein sehr schöner und berührender Artikel
ich wünsche euch alles Gute für euer Familienunernehmen
Vielen, vielen Dank 🙂
Und vielleicht schreibste ja irgendwann ein Buch oder mehrere. Diesen Artikel las sich wie Zucker.
Talent haste jedenfalls!
Fand ich schon immer. Deine Mails waren das Authentischste was ich unter die Augen bekommen habe.
Wirklich angenehm. Total offen, ohne Schleimerei und Manipulation.
Danke dafür. 😘
Und ALLES LIEBE gewünscht.
Ein Hoch auf euch! (Ich wusste nicht mal, dass du Kinder hast)
Simone
Bye, bye