Der Tag, an dem ich checkte, dass meine Karriere vorbei ist

Karriere vorbei

Dinge kommen und Dinge gehen, heißt es so schön. Manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig. Manchmal passieren auch Dinge schleichend, weil man sie schlichtweg nicht wahrhaben möchte. So auch in diesem Fall. Denn lange Zeit wollte ich einfach nicht glauben, dass meine Karriere vorbei ist.

Der Tag, an dem ich das checkte, war ein Mittwoch. Er hatte schon seltsam angefangen und sollte noch seltsamer enden. Und irgendwie lief von nachts an alles nicht so rund mit meinen beiden Löwentöchtern.

Ich steckte mitten im Launch meines Willkommensvideo-Workshops, es hagelte Kritik, ich bekam blöde Mails von Frauen, die sich hier und da über meine Wortwahl oder auch über mein Handeln bezüglich Verkauf des Workshops aufregten. Was mich zugegebenermaßen gerade zu diesem Zeitpunkt wurmte.

Ich hatte gefühlte Wochen nicht gut geschlafen, was bei einem Baby durchaus vorkommen kann. Allerdings hatten wir seit Geburt unserer zweiten Löwentochter größere gesundheitliche Probleme mit ihr, was natürlich keine Mutter kalt lässt.

An besagtem seltsamen Mittwoch landeten wir dann nachmittags in der Kindernotaufnahme des Krankenhauses und wurden daraufhin direkt dort behalten.

Und da hatte ich dann – trotz der ganzen Aufregung und des kurzfristigen Notfallmanagements der Familie – plötzlich ganz viel Zeit zum Nachdenken.

Was ich schon lange in mir immer wieder spürte, aber nie so richtig wahrhaben wollte, war, dass meine Karriere – so wie ich sie bisher verstand – vorbei ist. Vielleicht nicht ganz, aber klar ist, dass sie in absehbarer Zeit nicht mehr, oder vielleicht auch nie mehr so werden würde, wie sie mal war.

Karriere vorbeiDiese Erkenntnis traf mich härter als ich vermutete.

Mir war es immer wichtig, unabhängig zu sein, mein eigenes Geld zu verdienen und vor allem auch meine eigene Chefin sein zu dürfen.

Ich reiste beruflich durch Europa, durfte in edlen Hotels übernachten, Stars und Sternchen live treffen und an zahlreichen großartigen Veranstaltungen mitwirken. Mein Terminkalender war rappelvoll und ich glücklich.

Auch mit einem Kind war irgendwie alles noch zu wuppen. Mein Mann war in Elternzeit, ich hatte den Kalender voll (wenn aus Rücksicht auch nicht mehr rappelvoll), verdiente mein Geld und war glücklich und auch stolz beides zu schaffen. Kind und Karriere zu vereinen, was angeblich ja so schwierig sei.

Schwierig wurde es mit der zweiten Schwangerschaft, die schon nicht so easy peasy war, wie die erste. Bei der ich manchmal kurz vorm Weinen war, wenn ich wieder einen tollen Job abgesagt hatte, weil ich einfach spürte, dass ich gerade nicht die Kraft dazu hatte, einen 15-Stunden-Tag zu überstehen.

Karriere vorbei? Von der Überholspur auf die Ersatzbank

Nach und nach war dann klar, es änderte sich etwas. Richtig coole Jobs bekam ich zunehmend weniger und bei den Jobs, die ich machte, hatte ich immer das Gefühl, keine 100 Prozent zu geben. Auch wenn das im Nachhinein betrachtet überhaupt nicht der Fall war. Ganz im Gegenteil. Das war ein reines Kopfding meinerseits.

Im Kopf hatte ich nur: Nur keine Möglichkeit zur Kritik geben, nur nicht mittelmäßige Arbeit abliefern und Aussagen bekommen, mit Kind sei man nicht mehr voll bei der Sache. Deshalb steckte ich meine restliche Energie komplett in Frau Chefin und klammerte mich daran fest, dort erfolgreich zu sein.

Ich hatte schlichtweg keinen Bock mit meinem Können auf der Ersatzbank zu vergammeln. Ich brauchte ein Ventil, um zu zeigen, dass ich auch mit zwei Kindern noch da bin. Dass ich nicht als „Hausfrau und Mutter verblöde„, dass ich durchaus noch gesellschaftsfähig bin und auch über andere Themen als volle Windeln, Babypups und Kindergarten reden kann.

Ich bin absolut überzeugt von meinem Konzept bei Frau Chefin. Ich liebe meinen Videoblog und gebe wirklich alles, um dir zu helfen und nebenbei meine persönlichen Erfolgserlebnisse zu haben. Egal wie groß oder klein sie sind. Ich freue mich über jede Mail, bei der ich ein Lob zu meiner Arbeit bekomme (auch, wenn ich mir davon nichts kaufen kann).

Umso härter trifft es mich allerdings, wenn unsachlich und gemein kritisiert wird und ich für meine Vorgehensweisen an den Pranger gestellt werde.

Das große Warum

Da denke ich dann ganz oft: Warum der Stress? Warum die ganze Arbeit? Warum die viele Zeit, die ich bei meinen Kindern abzwacke? Warum gebe ich so viel und bekomme so wenig?

Karriere vorbeiWeil ich fest daran glaube, dass es doch irgendwie für mich möglich sein wird, Kind und Karriere zu vereinbaren. (Ich wäre da schließlich nicht die Erste, die das hinbekommt).

Dafür gibt es aber jeden Tag so viele wunderbare Momente mit meinen Kindern, die ich als außer Haus arbeitende Mami nicht erlebt hätte und die so viel mehr wert sind, dass ich immer wieder die Bestätigung bekomme, doch etwas verdammt richtig zu machen.

Ich habe meine erste Karriere als Audio- und Videotechnikerin bei Veranstaltungen nahezu beendet, dafür kann ich meine Leidenschaft online bei Frau Chefin weiterleben. Familienfreundlich und mit all meiner Expertise, die ich über zehn Jahre erlernt habe.

Gleichzeitig habe ich auch angefangen meine persönliche Definition von Glück und Zufriedenheit zu ändern. Denn Glück und Erfolg sind so viel mehr, als ein voller Terminkalender und viel Geld auf dem Konto.

Welche Erfahrungen hast du als Mutter gemacht? War es für dich einfach, Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen? Musstest du auch deine Karriere hinten anstellen, oder feststellen, dass deine Karriere vorbei ist?

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11 Gedanken zu „Der Tag, an dem ich checkte, dass meine Karriere vorbei ist

  1. Manchmal muss man einfach loslassen, um ein anderes Ziel zu erreichen. In deinem Fall würde ich sagen, dass deine Gesundheit und die deiner Kinder absoluten Vorrang hat.
    Ansonsten muss ich sagen, dass ich mich mit der Vereinbarkeit von Kind und Karriere echt nicht auskenne. Als meine Kinder zur Welt kamen, war es gerade im konservativen Bayern noch so, dass es fast unmöglich gewesen ist, als Mutter berufstätig zu sein, ohne gedisst zu werden. Heute beobachte ich häufig die Selbstausbeutung, die sich junge Mütter antun müssen, um so einigermaßen am Ball zu bleiben. Und Corona tut sein übriges.
    Ich wünsche dir auf deinem neuen Weg wirklich ganz viel Glück!
    LG
    Sabiene

    1. Hallo Sabiene,

      vielen Dank für deinen Kommentar 🙂
      Ja, auch heute ist es nicht so leicht und ich bin mir sicher, dass ich da meinen Weg gehen werde 🙂 Selbstständig bleibe ich auf jeden Fall, wenn auch anders als zu Beginn.

  2. Puh, erstmal danke für den Link zu deinem Blog, den kannte ich noch gar nicht, werde gleich mal stöbern gehen 😉
    Dann lass sich mal virtuell umarmen – ich kenne das auch.
    Grade pingt übrigens mein Kalender, dass ich gleich meinen Sohn abholen muss, der (Arbeits)tag ist also hier auch schon wieder um.
    Ich finde, ganz ohne Abschläge lassen sich Kind(er) und Karriere nicht vereinbaren. Gerade auch, wenn man sein eigener Chef ist, hat man so viel um die Ohren, die Gedanken kreisen auch zuhause um das Business und man hört einfach nicht auf mit der Arbeit. Als Angestellte hat man seine Aufgaben und wenn Feierabend ist, ist auch Feierabend. Sicherlich ist man weniger flexibel, aber wie viel haben die Kinder von einer Mama, die gedanklich noch bei ihrem Business ist und nicht beim Playmobilhaus, was sie grade aufbauen soll? (ok, da wäre ich auch geistig gerne abwesend 😉 )

    Ich denke, du willst zuviel auf einmal, wenn ich das so sagen darf.
    Ich finde deine Ideen klasse, auch deine Spezialisierung auf die Videos, auch wenn das für mich nicht mehr so ganz die Zielgruppe trifft, aber einiges kann ich doch draus mitnehmen.
    Und dein Hauptjob rennt dir ja eigentlich nicht weg. Corona-dank ist eh momentan dort Stillstand, also könntest du wirklich sagen, solange die Löwentöchter beide so klein sind, machst du dort Pause und sie werden größer und dann ist auch wieder Zeit für Tagesjobs.

    Hier stecken die Kinder zurück, leider, aber ich würde auch nicht nur Mama sein wollen, das bin ich einfach nicht. Aber ich mache so gut es geht Kompromisse und nachmittags ist dann eben Familienzeit und nicht Arbeit angesagt, und daher habe ich auch kein Homeoffice. Dafür setze ich auf Fremdbetreuung und das schon sehr früh, aber uns geht es damit besser.

    Puh, jetzt hab ich einen Roman geschrieben, aber der Kern ist, du bist nicht alleine und ja, die Kinder haben jetzt mal Vorrang, das ändert sich sicherlich später nochmal wieder so, dass du für beides Zeiten haben wirst.

    1. Hallo Linda,

      ich denke, es ist beides ein Geben und Nehmen. Mal ist das eine im Fokus, später wieder das Andere. Das allerdings zu akzeptieren, hat ganz schön lange bei mir gedauert. Und die aktuelle Zeit macht es mir da deutlich leichter 😉

      Vielen Dank für deinen Kommentar!

  3. Meine Kinder sind heute schon erwachsen, aber ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, die z.T von offener Misogynie gekennzeichnet war. Da hab ich meine Zeit der Firma geopfert und stehe im Fahrstuhl und bekomme als Dank für die Überstunden zu hören „Mit Ihnen möchte ich auch nicht verheiratet sein.“ (Leider fehlte mir damals die Schlagfertigkeit zu sagen: Ich auch nicht mit Ihnen!). Oder als der Chef der benachbarten Abteilung zu mir sagte: Ich bräuchte jemanden wie Sie, die Frau X, die ich habe, die hat ja zwei kleine Kinder!“ (Die ich damals auch hatte!) Also das ist ganz richtig, dass du dich nicht für einen fremden Chef zerreißt, sondern die Zeit, die du da jonglierst, deiner eigenen Selbständigkeit zugute kommt.
    Man wird mit der Zeit auch immer besser darin, sich ständig neu zu erfinden und seinen Zeiteinsatz zu optimieren. Nur eines ist ganz gewiss: Die Zeit mit kleinen Kindern ist sooo wertvoll. Kostbarer als alles andere im Leben. Koste sie daher nach Kräften aus, denn eines Tages im Alte wirst du davon zehren.

    1. Lieben Dank für deinen Kommentar. Die Zeit, in der sie so klein sind, ist so unfassbar schnell vorbei. Und umso wertvoller. Ich werde versuchen, jeden Moment zu sammeln, damit ich im Alter viele Erinnerungen habe 😉 Ein sehr schöner Satz!

  4. Achjaaaaa… irgendwo finde ich mich da wieder, in dem, was Du schreibst 😉
    Wir hatten vor – ähm – zwei Jahren über meine damals gerade neu gestartete Selbständigkeit in der Pferdephysiotherapie gesprochen und darüber, wo ich hin will und wie ich da am besten hin komme. Deine Beratung war genau richtig, ich habe mich gehört gefühlt und viele wertvolle „Start-Tipps“ bekommen! Und vielleicht kannst Du Dich erinnern: Tatendrang, Motivation war das, was dabei rauskam. Ein „Plan“.
    Und dann kam die Realität 😀 😀 😀

    Ich habe mit der Zeit viele, viele Ziele doch wieder zurück stellen müssen, ich bin regelmäßig frustriert, wenn ich gerade eigentlich total im Flow bin, einen Workshop vorzubereiten und dann ist es – zack – 14.45 Uhr und die Welt ist wieder die „Kinderwelt“.

    Zwar kommen in der Regel bei uns keine gesundheitlichen Notfälle dazu – ich kann mir vorstellen, was das an Kraft kostet!! Hut ab…! – dennoch ist immer irgendwas, was mich im Kinderalltag an meine Grenzen bringt.. z.B. die durchaus manchmal „energiezehrende“ Beziehung zu meiner großen Tochter… oder oder oder.

    Ich denke, wir haben vielleicht vergleichsweise hohe Ansprüche an uns selbst, an unsere Arbeit, an unseren Output und an unseren Alltag generell – zum Einen denk ich mir dazu mittlerweile: Ja, Karriere ist gerade nicht. Das müssen wir vielleicht jetzt gerade akzeptieren. Uns sagen: Du kannst nicht alles, alles auf einmal haben.
    Zum Anderen aber denke ich auch: Ich könnte auf keinen Fall ausschließlich einen 08/15-Job machen und der Rest ist „Kinderkram“. Darum bin ich froh, meine Selbständigkeit zu haben und somit meinen Bereich, in dem ich zwar nicht immer alles „ausleben“ kann, wie ich mir das vorstelle – weil mich das Familienleben gerade (aus-)bremst – aber es läuft ja, wenn auch derzeit in einem anderen Tempo.

    Immer wieder versuche ich mich daran zu erinnern: Wir machen im Grunde immer mindestens!! drei Jobs gleichzeitig (Stichwort Mental Load…). Dann ist es eben normal, alles Einiges langsamer laufen muss.

    Was ich glaube ich sagen will: Die Karriere ist nicht vorbei. Das finde ich zu hart formuliert. Sie muss nur einfach langsamer laufen, deshalb ist aber ja Dein Output nicht weniger wert. Schließlich bist Du immernoch diejenige, die das gestaltet.

    1. Danke für deinen Kommentar. Japp, mit Kindern laufen die Räder anders. Hat bei mir ein bisschen gedauert, bis ich das akzeptiert habe. 😀 Aber auch mit kleinen Schritten komme ich irgendwann an meine Ziele. Dauert nur und da ist viel Geduld und Nervenstärke gefragt.

      Zur Karriere: Nein, vorbei ist sie nicht. Nur die, die ich vorher hatte, die ist in dieser Art Geschichte. So starte ich eine neue Karriere 😉

  5. Es ist immer wieder spannend zu sehen, dass wir nicht reflektieren können, da wir immer in unserem Alltag drin sind. Da zeigt es einem doch wieder, wie wichtig selfcaring ist und das regelmäßige Reflektieren! Karriere und Kind… ich wünsche es Dir! Wenn Du es Dir vornimmst wirst Du es schaffen. Es dauert nur oft seine Zeit, bis man für seine individuelle Situation das Beste Mittel gefunden hat. Und dafür muss man eben auch ganz viel ausprobieren.

    Liebe Grüße 🙂

    1. Dankeschön!

      Ja, ausprobieren, neues probieren, umorientieren. All das ist wichtig und sollte man sich selbst gönnen und einräumen. Eine Selbstständigkeit ist ein Prozess, den man immer wieder neu leben muss. Ich denke, ich bin auf einem sehr guten Weg 😉

      Viele liebe Grüße
      Isabelle

      1. Hallo Isabelle,

        das sehe ich genauso. Und schön zu hören, dass Du dich auf einem guten Weg befindest. Die Hauptsache ist, ist das man glücklich mit den eigenen Tätigkeiten ist.

        Liebe Grüße

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