Es ist mal wieder an der Zeit, über ein immer wiederkehrendes Thema im Laufe einer Selbstständigkeit zu tratschen. Aufregerthema heute: Falsche Erwartungen in der Kategorie „Absagen von Kundinnen“. Und die sind mir von Seiten anderer Unternehmerinnen in den vergangenen Monaten leider ziemlich oft um die Ohren geschlagen worden.
Wenn du selbstständig bist, dann hast du in der Regel ein großes Ziel: damit auch Geld zu verdienen. Bestenfalls so viel, dass es nicht nur zum Leben reicht, sondern auch für mehr.
Du überlegst dir in unzähligen Stunden deine Angebote, erstellst Landingpages, machst Werbung, hast eventuell Testkundinnen, die das Programm kostenlos auf Herz und Nieren prüfen dürfen, machst Umfragen, schreibst Angebote, hältst kostenlose Erstgespräche – und dann. passiert. nichts.
Du hast unheimlich viele Stunden Arbeit in deine Programme gesteckt und keinen Cent damit verdient. Und – leider muss ich das so schreiben – wenn du dann mal damit Geld verdienst, hält das Finanzamt noch die Hand auf und kassiert mit. Kleiner Tipp: Rechne jetzt auf gar keinen Fall deinen Stundenlohn aus…
Umso länger du dabei bist und umso mehr du mit Kunden zu tun hast, umso öfter kommt es leider auch vor, dass viele Anfragen einfach im Nichts verlaufen. Das ist normal und gehört zur Selbstständigkeit dazu. verstehe mich nicht falsch, es ist durchaus ok, erstmal herausfinden zu wollen, ob die Chemie für eine Zusammenarbeit stimmt. Es ist selbstverständlich auch legitim, abzusagen, wenn das Angebot doch nicht das ist, was man erwartet hat, oder sich herausgestellt hat, dass das Problem ganz woanders liegt, als ursprünglich angenommen.
Allerdings gibt es auch immer wieder Absagen, bei denen ich die Welt nicht mehr verstehe…
Das ist dann der Fall, wenn ich absolut sprachlos vor meinem Laptop sitze und einfach nur den Kopf schütteln kann.
Wenn ich nur noch denken kann: „Hä???“.
Wenn ich dann nach einiger Zeit mich ärgere und das – immer noch Kopf schüttelnd – meinem Mann erzählen muss.
Der restliche Arbeitstag irgendwie für mich gelaufen ist und ich lieber Abwechslung in einem anderen Projekt suche.
Weil ich einfach nicht verstehe, warum. Und dann – wie fast immer – den Fehler bei mir suche.
Doch manchmal sind es einfach die kuriosen Absagen von Kundinnen, die alles in Frage stellen.
Und bei denen dennoch ganz klar ist: Da habe ich keinen Fehler gemacht und muss auch nicht mich und meine Arbeit in Frage stellen.
Achja, bevor hier das Donnerwetter wieder in den Kommentaren losbricht, was den Blog sehr lebhaft werden lässt, ich schreibe im Folgenden manches ein wenig überspitzt. Und ja, falls du eine der Verfasserinnen warst, die ich hier natürlich nicht namentlich erwähne, lehne dich zurück und lächle darüber. Vielleicht bekommst du auch mal so eine tolle Mail…
Zurück zu den Absagen. Von den kuriosesten Absagen von Kundinnen in den vergangenen vier Jahren erzähle ich dir jetzt:
# Sorry, aber ich will keine Nummer sein
Ich erhielt eine Anfrage für eine Kooperation – das gerade veröffentlichte Buch sollte beworben werden. Ich schlug daher ein Portrait auf Frau Chefin vor. Der ideale Ort für sie, sich und ihr Buch vorzustellen. Der Email-Verkehr war super und die Chemie schien auch zu stimmen. Dann kam irgendwann – als alles schon fast in trockenen Tüchern war – die Absage mit der Begründung, sie wolle nicht ein Portrait werden, das irgendwann auf der Seite nach unten rutscht und dann nicht mehr gesehen wird.
Jo, kann ich nachvollziehen. Allerdings ist das doch ganz logisch, dass das irgendwann passiert, sofern eine Webseite gepflegt und ständig mit neuen Inhalten befüllt wird???
Außerdem wollte die Dame doch Aufmerksamkeit. Sprich, egal auf welcher gepflegten Businessseite sie erscheint, irgendwann wird sie IMMER mit ihrem Beitrag nach unten rutschen. Oder muss eine Menge Kohle hinblättern, um einen Ehrenplatz zu bekommen. Aber hey, wir reden hier über eine ONLINE-Präsenz. Online ist der Inbegriff von Schnelllebigkeit. Also, was hat sie erwartet?
# Ups, du bist ja eine Frau!
Sorry, falls das jetzt unerwartet war. Aber ich bin tatsächlich eine Frau, die auch im wahren Leben wirklich Isabelle heißt. Auch das Profilbild bin ich und auch in den Videos siehst du die echte Frau Chefin. Hintergrund für diese Verwirrung war eine Anfrage für einen Termin in meiner Sprechstunde.
Eine Gründerin hatte nach mehreren Coachings das Gefühl, mit Frau Chefin, sprich mit mir, zusammen arbeiten zu wollen. Auch hier war wieder ein netter Kontakt zustande gekommen. Der Termin für die Sprechstunde war vereinbart und dann kam ein Tag vorher die Absage. Worüber man in der heutigen Zeit sich ja fast bedanken muss, dass noch abgesagt wird. Die Begründung: Sie kann nicht mit einer Frau über ihr Business sprechen.
Okeee. Zum Verständnis: Sie ist selbstständig als virtuelle Assistentin mit Schwerpunkt Marketing. Jetzt verstehst du nichts mehr? Kann ich wiederum verstehen. Ging mir nämlich auch so.
Was ich mich dann immer frage? Wie jemand erfolgreich selbstständig sein möchte und die ganzen Höhen und Tiefen überleben will, wenn man noch nicht mal mit einer Frau über das eigene Business reden kann.
Auch ich teile nicht alle Fakten meines Businesses mit jedem und plaudere alles hier auf dem Blog aus. Auch ich habe meine Geheimnisse 😉 Aber wie soll man sich weiterentwickeln, wenn man nicht über das eigene Business reden kann? Oder nur mit Männern darüber reden kann und nicht mit Frauen, die zur eigenen Zielgruppe gehören? Wie stellt man sich denn dann das Abenteuer „Selbstständigkeit“ vor?
# Ich habe Depressionen
Eine ernstzunehmende Krankheit und ich will hier auch mal den Sarkasmus ein wenig zurückfahren. Ich habe das Glück, nicht davon betroffen zu sein und will auch wirklich niemandem etwas Unrechtes tun. Aber wenn man weiß, dass man diese Krankheit hat und geplagt ist von unglaublichen Stimmungs-Hochs und extremen Stimmungs-Tiefs, dann sollte man vielleicht lieber darüber nachdenken, einen Onlinekurs zu kaufen, als ein mehrmonatiges Coaching in der Heldinnen-Schmiede bei mir oder auch sonst jemandem buchen zu wollen.
Depressionen kommen schubweise, das weiß ich. Aber, um ganz ehrlich zu sein, klingt solch eine Absage für mich eher nach „ich habe Angst und rudere lieber wieder zurück, als wirklich etwas zu ändern“.
# Huch, das ist aber teuer!
In der Regel gehe ich davon aus, dass jemand, bevor ich eine Anfrage bekomme, meine Verkaufsseite angeschaut hat. Normalerweise ist es auch so, dass prinzipiell jeder früher oder später nach dem Preis Ausschau hält. Schließlich ist dieser oft kaufentscheidend.
Umso verwirrter bin ich dann, wenn ich eine Anfrage erhalte, es irgendwann um die Rechnungsstellung geht, der Preis nochmal ins Gedächtnis gerufen wird und ich dann die Absage bekomme, das sei zu teuer.
Whaaat??? Der Preis steht doch bei meinen Angeboten dabei. Wie kann dieser dann ganz plötzlich aus den Wolken reißen? Was ich von solchen Absagen von Kundinnen denke?
Wollte sie etwas gratis abstauben? Hat sie überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt ernsthaftes Interesse gehabt? Wollte sie einfach mal herausfinden, ob ich beiße oder doch ganz nett bin?
Wenn Gutmütigkeit und Leichtgläubigkeit zum Arschloch werden
Sorry für meine Wortwahl, aber die trifft es gerade echt am Besten. Nein, ich halte wenig von Anzahlungen. Ich schreibe auch grundsätzlich nicht die Rechnung vor einer erbrachten Leistung. Und nein, ich warte auch normalerweise nicht darauf, erstmal Geld gesehen zu haben, um dann erst aus den Puschen zu kommen. Grundsätzlich glaube ich an das Gute in den Unternehmerinnen.
Aber mittlerweile frage ich mich ernsthaft immer öfter, ob ich meine Gutmütigkeit einfach mal hinten anstellen und grundsätzlich erst nach Anzahlung mit irgendeiner Arbeit beginnen sollte. Also sprich, bis zur Terminvereinbarung und nicht weiter. Ab dann bitte Cash, weil jede Terminabsage für mich Kosten bedeutet.
Auf diese Weise wäre alles weitere nicht so tragisch und ich würde mich absichern, dass zumindest nicht die komplette bis dahin entstandene Arbeit für Umme gewesen wäre. Ich habe das für mich noch nicht entschieden und grübele noch ein wenig.
Puh. Verständnis, definitiv! Die sind teilweise mehr als kurios… Das Schlimme ist dich, dass man als Anbieter das Gefühl hat, für dumm verkauft zu werden. Eine ehrliche Absage- auch wenn sie noch so kurzfristig ist- ist mir da allemal lieber. Davon krieg ich dann zwar meinen finanziellen Verlust auch nicht wieder rein, aber muss den Hintergrund der Absage nicht grübelnd auf mich beziehen…
Hattest Du nicht beim Coaching (vorher nur kurz Mailkontakt gehabt, ich war ja quasi eine Fremde) damals die Bezahlung der Rechnung vorab erbeten? Das finde ich z.B. absolut gut und richtig!
Damals hatte ich schon aus den Fehlern gelernt 😀
Wir hatten eine wunderbare und ehct tolle Stunde, da ist das nochmal ein ganz anderer Rahmen, als bei einem mehrwöchigen Coaching. Dort hatte ich das bis dato nicht so angeboten. Allerdings fange ich nach und nach an, die Bezahlung umzustellen – und das ist auf jeden Fall gut!