Stefanie ist Coach für glückliche Perioden mit großen Ambitionen: Sie möchte die Periode enttabuisieren, darüber sprechen, Wissen weitergeben und zeigen, wie sie es geschafft hat, beschwerdefrei „durch die Tage“ zu kommen. Wenn sie gerade nicht „ihr Ding macht“, die Natur genießt, oder sich hinter einem Buch versteckt, findet man sie als Yogalehrerin und Meditationsleiterin. Im Portrait erzählt sie von ihrem Weg zum Periodencoach, von großen Zielen und einer ungewöhnlichen Kombination, die ihr Business einzigartig macht.
Liebe Stefanie, in deinem Business „bewusst weiblich“ dreht sich alles um ein sehr sensibles Thema: „Periodenschmerzen“. Die kennen wir Frauen wohl alle – in unterschiedlichen Ausprägungen. Wie bist du auf die Idee gekommen, dich mit diesem Thema selbstständig zu machen? Was hat dir den Anstoß gegeben?
Lange habe ich überlegt, was meine Leidenschaft für Yoga, Meditation, Wohlbefinden und Medizin verbindet. Irgendwann hat es Klick gemacht: ich selbst bin das gesuchte Puzzlestück! Meine eigene Geschichte ist geprägt von Periodenschmerzen aus der Hölle sowie von vielen Jahren mit dem Hormonmonster namens prämenstruelles Syndrom (PMS). Ich weiß, wie es ist, das Leben um die Periode zu planen – und wie mühselig es sein kann, die Beschwerden zu lindern.
Nachdem ich alles mögliche ausprobiert habe, habe ich meinen Ausweg gefunden und erlebe meine Periode mittlerweile als sehr angenehm. Genau diese Erfahrung möchte ich weitergeben, damit so viele Frauen wie möglich endlich wieder uneingeschränkt leben können.
Du verbindest u.a. bei deinem Ansatz Periodenbeschwerden mit Yoga. Wie kam es dazu? Wie gehört das für dich zusammen? Und in wiefern hilft Yoga bei Menstruationsproblemen?
Die meisten von uns haben das Gefühl für ihren Körper verloren. Wir hetzen durch die Tage, von der Arbeit ins Fitnessstudio zur Verabredung mit Freundinnen. Wir sind so viel im Kopf und unser Körper läuft nur nebenbei mit. Wenn er streikt, wird eine Pille eingeworfen. So oft, bis es uns komplett aus der Bahn wirft. Selbst dann geben wir uns keine Zeit zu regenerieren, sondern trimmen uns halb fit zu voller Leistung.
Ich muss da immer an den schönen Vergleich von Berthold Gunster denken: Wir alle sind so liebevoll mit unserem Auto, wir bringen es regelmäßig zur Wartung, waschen es, pflegen es, betanken es mit dem geeigneten Treibstoff. Und wie gehen wir mit uns selbst um …?
Yoga hilft dir, wieder in die Körper-Geist-Verbindung zu kommen. Zu spüren, was dein Körper den ganzen Tag vollbringt. Du bekommst wieder ein Gefühl für die einzelnen Körperteile, für Körperreaktionen, für deinen Atem. Und gleichzeitig nimmst du dir eine Auszeit, wenn du auf der Yogamatte bist.
Genau diese neu erlangte Kombination aus Körperbewusstsein, Achtsamkeit und Zeit für sich selbst hilft meiner Meinung nach bei Periodenbeschwerden.
Und: Es ist egal, was für eine Art Yoga du machst. Klassisches Yoga kann dir genauso gut tun wie Hormonyoga. Probiere dich aus und finde das Yoga, das dir Spaß macht.
Was denkst du, sind die Hauptgründe / Einflüsse, warum so viele Frauen bei der Menstruation überdurchschnittlich leiden?
Als Hauptgründe sehe ich einerseits die familiäre Prägung und andererseits das Leben gegen den eigenen Rhythmus.
Lass uns mit der familiären Prägung beginnen, die durchaus auch eine gesellschaftliche Prägung ist. Die Periode ist in vielen Familien ein Tabuthema und wenn darüber gesprochen wird, dann wie schmerzhaft und nervig sie sei und das ja die Mama/Oma/Uroma auch immer gelitten hat. Selbst wenn Mädchen ihre Periode noch nicht haben, wissen sie: Das wird weh tun.
Der Schmerzsamen wird also schon in uns gepflanzt, bevor wir eine eigene Erfahrung machen können. Doppelt schlimm: denn den Dingen, die wir von unseren Eltern lernen, schenken wir logischerweise tiefen Glauben, da wir auf ihr Urteil vertrauen. Woher sollten wir es sonst wissen? Und dieser Glaube wird dann zusätzlich noch von der Gesellschaft bestätigt, die sagt: Periodenschmerzen sind normal, jetzt stell dich mal nicht so an.
Von der Gesellschaft kommen wir gleich zum zweiten Hauptgrund: wir leben irgendwie, aber nicht in unserem eigenen Rhythmus. Wir werden von Kindesbeinen in eine Struktur gepresst in der wir spätestens ab 8 Uhr morgens leistungsbereit sein müssen. Von den in dieser Struktur festgelegten Pausen mal ganz zu schweigen. Dabei sind wir alle so unterschiedlich: Morgen- oder Abendmensch? 5 kleine Mahlzeiten oder 2-3 große Mahlzeiten? Stadtpflanze oder Landliebhaber? Ziehe ich meine Energie aus Gesellschaft oder aus Alleinsein?
Als Selbstständige denkst du jetzt vielleicht: Weiß ich ja alles. Aber setzt du es auch konsequent um? Kommunizierst du deinen Kunden wirklich, dass du Gespräche erst ab 14 Uhr führst, weil du dann am kommunikativsten bist? Oder dass du bestimmte Arbeiten nur morgens erledigst, weil du dann frisch und klar im Kopf bist?
Zusätzlich kommt dazu, dass wir in Extremen leben: Roh-vegan oder Fast Food? Null Bewegung oder 5x wöchentlich ins Fitnessstudio? Hier geht es darum deinen eigenen, stimmigen Mittelweg zu finden, auch wenn er gerade vielleicht nicht gesellschaftlich populär ist. Dein Körper wird dir dafür dankbar sein – und deine Periode auch.
Was genau bietest du an? Mit was kannst du uns selbstständigen Frauen helfen?
Kurz gesagt: Gespräch, Bewegung, Stille.
Ins Gespräch kommen wir in der Beratung und im Coaching.
Oft stellt sich die Frage: Was kann ich noch tun, damit es endlich besser wird? In der Beratung schauen wir, was dein nächster Schritt in ein beschwerdefreies Leben ist. Das kann beispielsweise der Besuch bei einer Heilpraktikerin mit einer bestimmten Behandlungsmethode sein. Natürlich abgestimmt auf dich und deine Situation, denn von mir erhältst du keine Standardantworten.
Dein nächster Schritt kann auch ein ganzheitliches Coaching bei mir sein. Im Coaching gehen wir von der rein körperlichen Ebene, auf der die Beschwerden üblicherweise betrachtet werden, auf die seelische Ebene. Ich bin überzeugt, dass sich unsere Einstellungen und Verhaltensmuster auch im Körper manifestieren. Durch das Bewusstmachen deiner seelischen Themen arbeitet es dann entsprechend auch körperlich in dir.
Hier knüpft wunderbar das persönliche Yoga-Programm an, um Körper und Geist zu verbinden. Du erhältst deine individuelle Yogasequenz passend zu deiner Intention und deiner körperlichen und seelischen Konstitution. Mögliche Intentionen können beispielsweise sein: „Ich komme in meine Kraft.“ oder „Ich lebe mein Leben in Liebe.“. Dieser Satz trägt dich durch deine Yogasequenz. Die Sequenz lässt sich mit einer Länge von 15 bis 20 Minuten gut und regelmäßig in deinen Alltag integrieren.
Außerdem gibt es jeden Dienstag eine kleine Auszeit für dich. Immer um 12:30 meditieren wir gemeinsam auf meinem Instagram-Account. Du kannst nicht dabei sein? Kein Problem – die Meditation ist für 24 Stunden in meinen Stories verfügbar.
Was empfiehlst du uns Frauen, um starken Schmerzen vorzubeugen, oder diese zu lindern, ohne auf Tabletten zurückgreifen zu müssen?
Erstmal vornweg: Es ist ein Prozess um von 120% Schmerzen auf 0% zu kommen. Und jeder einzelne Schritt zählt!
Konkret kannst du dich fragen: Auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 10 für extreme Schmerzen steht und 0 für gar keine Schmerzen – wo stehst du gerade? Und was wäre anders, wenn du einen Punkt niedriger wärst? Wie sieht dein Leben dann aus? Und: Was brauchst du um dahin zu kommen?
Oft bringt es schon unglaublich mehr Lebensgefühl, nur noch die Hälfte der Tabletten zu brauchen. Oder die Periode nicht liegend, sondern sitzend zu verbringen.
Generell empfehle ich dir, deinen eigenen Zyklus kennenzulernen, um dann die Tage, die es dir schlecht geht, ruhiger anzugehen und das auch vorab einzuplanen. Wenn das nicht möglich ist, dann mache dir deine Termine so angenehm wie möglich, zum Beispiel mit bequemerer Kleidung, einem wohltuenden Tee oder einem Wärmepflaster auf dem Unterleib. Ganz wichtig ist, dass du dir den Druck an diesen Tagen rausnimmst und dir erlaubst auch mal nur 80% zu geben.
Ich persönlich sorge an diesen Tagen besonders gut um mich: Ich schlafe länger, mache mehr Pausen, arbeite vielleicht auch gemütlich vom Sofa aus. Dafür gibt es andere Tage im Zyklus, an denen ich voll durchstarte und dann auch die Kraft dazu habe.
Was vielen meiner Kundinnen hilft: 1-2 Stunden absolute Ruhe (ggf. auch mit Tablette): nichts lesen, kein Handy, keine Musik, kein Fernsehen. Nur Löcher in die Luft starren oder die Augen zu machen. Eben das, was wir sonst nie tun.
In einer Selbstständigkeit hat man (leider) nicht immer die Möglichkeit, sich in sein Schneckenhäuschen zu verkriechen und abzuwarten, bis die Periode vorbei ist. Manches mal knockt es einen mehrere Tage bis Wochen komplett aus. Was rätst du, zu tun, ohne das das Business leidet?
Wenn es dich wirklich mehrere Tage bis Wochen komplett ausknockt, hol dir unbedingt Hilfe! Periodenschmerzen und PMS sind definitiv NICHT normal, auch wenn uns das suggeriert wird.
Normal sind zyklische Schwankungen deiner Bedürfnisse, die dich aber ganz normal am Leben teilhaben lassen. Auch hier kann ich dir nur empfehlen deinen Zyklus kennenzulernen und dann entsprechend deinen Bedürfnissen nachzugehen.
Generell sehe ich die Periode als Feedback des Körpers zum letzten Monat. Je stressiger der Monat war und je weniger du dich um deinen Körper gekümmert hast, desto heftiger kann deine Periode ausfallen. Dementsprechend empfehle ich dir, den ganzen Monat über – also immer – gut für dich zu sorgen. Und nicht erst, wenn es akut wird in Form von PMS oder Regelschmerzen.
Frag dich einmal: Was tut dir gut? Und wie kannst du das mehr in deinen Alltag integrieren?
Was stresst dich? Und was kannst du daran ändern (Umstände, Personen, Zeit, dein Verhalten, …)? Meist wissen wir tief in uns drin, was wir brauchen – nur fehlt uns der Mut JA dazu zu sagen.
Manche Frauen leiden – abgesehen von Schmerzen – zusätzlich unter Endometriose / PCO / PCOS (Stoffwechselstörungen) oder anderen Krankheiten, die die Menstruation beeinflussen. Bis zu welchem Punkt kannst du Frauen helfen und wann ist es besser, einen Arzt aufzusuchen?
Frauen, die sich von mir begleiten lassen, haben meistens eine jahrelange (Arzt-)Odysee hinter sich. Irgendwann kommt der Punkt, an dem Frau einfach verzweifelt ist, weil sie so viel probiert hat, so lang leidet und bisher nichts langfristig geholfen hat. Und dann komme ich ins Spiel.
Wenn mir im Gespräch besondere Symptome oder Beschwerden auffallen, dann spreche ich dich darauf an und verweise dich an den entsprechenden Arzt, um es abklären zu lassen.
Was machst du, um abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen?
Abschalten kann ich am besten in der Natur: draußen sein, mich bewegen, einfach da sein und die Farben, Gerüche und Geräusche wahrnehmen. Entweder ich werkele barfuss und mit erdigen Hände im Garten. Oder ich spaziere auf’s Feld und genieße die Weite. Oft besuche ich auf dem Weg dahin meine tierischen Freunde: die Kühe, Pferde, Ziegen und Hühner unserer Nachbarn.
Diese Momente in der Natur genieße ich sehr – und glücklicherweise wohnen wir mitten im Grünen.
Was möchtest du anderen Gründerinnen und selbstständigen Frauen gerne mit auf den Weg geben?
Gehe mutig deinen Weg. Lass dich nicht beirren vom Internet und von Mitmenschen, die deine Vision (noch) nicht verstehen. Gehe Schritt für Schritt. Hole dir Unterstützung, wo du sie brauchst – gemeinsam ist der Weg leichter. Hör auf dein Bauchgefühl. Vertraue dir. Glaube an dich und deine Vision!
Was sind deine nächsten Ziele, die du mit deiner Selbstständigkeit erreichen möchtest?
Meine große Vision ist es, einen Raum für weibliches Bewusstsein zu schaffen. Das sind geschützte Orte, an denen Frau wieder in ihre Kraft kommen kann: durchatmen, regenerieren, sie selbst sein und sich selbst (wieder) entdecken.
Dazu gibt es einerseits Online-Angebote, wie meinen undogmatischen Meditationskurs, der Mitte Oktober startet. Andererseits sind auch Angebote vor Ort im Entstehen: Frauenkreise in Hildesheim und Retreats deutschlandweit. Denn die persönliche Begegnung ist immer besonders und intensiv.
Neugierig geworden? Mehr zu Stefanie Krause und ihrem Business „bewusst weiblich“ findest du hier:
Webseite von Stefanie Krause
„bewusst weiblich“ auf Facebook, Instagram und Pinterest.
Fotos: Viktoria Behr
Ein toller Artikel über eine wunderbare Frau! Ich möchte mich an dieser Stelle gern herzlich für den Backlink (Fotos) bedanken – das schätze ich sehr 🙂
Aber sehr gerne, Viktoria! Deine Bilder sind echt toll, die du von Stefanie gemacht hast. Das mit der Yogamatte ist mein absoluter Favorit 🙂