Im Portrait: Christine Reguigne – Gründerin des Frauennetzwerkes „Desperate Workwives“

Christine Reguigne Fraunnetzwerk Desperate Workwives

Wenn jemand eine Einsiedlerin beschreiben müsste, dann bestimmt mit den Worten „Eben wie Christine“. Kaum jemand wurschtelt so gerne tagelang alleine auf dem großen Taunus-Grundstück mit Haus und Büro herum wie die Gründerin des Frauennetzwerkes „Desperate Workwives“. Wenn Christine nicht gerade vom Meer träumt, lernt sie Klavierspielen, bringt ihren Katzen Tricks bei oder buddelt Blumenzwiebeln ein. Im Portrait erzählt sie, warum sie ihr Frauennetzwerk gegründet hat, was das Besondere daran ist und welches besondere zweite Standbein sie hat.

Liebe Christine, du hast 2010 das Frauennetzwerk „Desperate Workwives“ gegründet. Wie kam es dazu?

Viele Selbstständige im Home Office kennen es: Es fehlt der Austausch, das Brainstorming, fremde Ideen und neue Impulse. Ich war schon immer ein Kind des Internets und war jahrelang Mitglied in einem privaten Online-Frauennetzwerk. Als dieses geschlossen wurde, gab es großes Geschrei, aber niemand rührte einen Finger. So ganz ohne Netzwerk wollte ich nicht mehr sein, also bin ich los und habe die „Desperate Workwives“ gegründet. Erst bei Xing, wo wir sehr schnell zu einer der aktivsten Gruppen der Businessplattform aufstiegen, jetzt auf unserer eigenen, autarken Plattform.

Wie ist das Netzwerk denn zu seinem Namen gekommen – und warum „desperate“?

So desperate sind wir gar nicht, daher kommt immer der Zusatz „Von Verzweiflung keine Spur“. Und wie nennt man ein Frauennetzwerk, was nicht spezifisch für eine Berufsgruppe oder eine Region gelten soll? „Frauengruppe deutschsprachig“ oder „Netzfrauen NordSüdOstWest“? Brrr, da schüttelt es mich. Es sollte etwas Lustiges sein, gerne ein bissl abgedreht, seriös aber nicht öde, bunt wie die Mitglieder. Inspiriert wurde ich von den Mädels aus der Wisteria Lane, weil die Serie zu der Zeit gerade aktuell war.

Was der Name aber vor allem ausdrücken soll: Wir sind keine Überflieger oder Superfrauen. Wir sind ganz normale Mädels, die einen guten Auftrag an Land ziehen, die aber auch mit Kündigung oder schlimmen Kollegen zu kämpfen haben. Die vor Enttäuschung heulen und am nächsten Tag vor Freude in die Luft springen. Bei uns darf man auch mal völlig desperate sein, wir freuen uns aber auch gemeinsam über die wirklich guten Stunden des Lebens.

Und es ist immer spannend, wie andere Leute auf unseren Namen reagieren. Es gibt die totalen Ablehner von wegen „Nieeee würde ich in so eine Gruppe eintreten, ich bin doch nicht verzweifelt und auch keine Ehegattin“. Und die Begeisterten „Genau so fühle ich mich, ich bin dabei“. Ich liebe die immer sehr kreativen Kommentare zu dem Namen, wenn ich jemandem von uns erzähle.

Christine Reguigne Fraunnetzwerk Desperate Workwives

Was ist für dich das Besondere an deinem Frauennetzwerk? Was denkst du, macht es aus?

Das Persönliche. Ich weiß selbst nicht, wie wir das geschafft haben, aber in der Gruppe haben sich derart viele Kooperationen und Freundschaften entwickelt, wir sind sehr schnell weit über eine Online-Gruppe hinausgewachsen. Ich kenne viele der Damen inzwischen von Treffen persönlich, arbeite mit einigen zusammen und bin mit vielen auch freundschaftlich in Kontakt.

Und das Berufliche. Man kann sich im Plauderchat mit den anderen freuen, dass man gerade Entwarnung vom Arzt bekommen hat. Und gleichzeitig im Businessforum fragen, welche rechtlichen Hinweise auf einer Rechnung in die USA nötig sind. Für fast jede Frage findet sich eine Fachfrau. Und wenn es keine weiß, kommen garantiert gute Tipps, wie man es rausbekommen kann.

Wir treten alle mit unserem realen Namen und einem Bild auf. Es wird genau geprüft, wer sich bei uns anmelden will, es gibt keinerlei Fakes in der Gruppe. Das schafft natürlich Vertrauen. Und durch die vielen großen und kleinen Aktionen kennen sich viele persönlich und reisen hunderte von Kilometer an, um dabei sein zu können.

Ich muss ja gestehen, dass ich immer ein bissl stolz bin, wenn ich wieder höre, dass zwei zusammenarbeiten oder sich auf einen Kaffee treffen. Dass sie sich über die DWW kennengelernt haben, ist ja auch ein bissl mein Verdienst. Da darf man schon stolz sein.

Erst vor wenigen Monaten ist das Netzwerk etwas von Social-Media-Kanälen abgerückt und dafür mit einer Webseite und einem Forum komplettiert worden. Wie kam es zu dieser Entscheidung? War das ein langer Prozess oder der notwendige nächste Schritt?

Xing hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und viele seiner Benutzer verärgert. Unsere Hauptgruppe auf Xing wurde immer stiller. Die Abwanderung von einst aktiven Workwives zu Facebook war deutlich zu spüren. Facebook empfinde ich aber als unverbindlich und unstrukturiert. Ich möchte nicht mit Frau-aus-O mit einem Katzenfoto über persönliche Probleme diskutieren.

Und was passiert, wenn Xing oder Facebook seine Gruppenkonditionen noch weiter verschlechtert? Das würde unserem Netzwerk endgültig den Rest geben. Darauf wollte ich es nicht ankommen lassen und habe eine eigene Plattform gegründet, das „DWW Hauptquartier“.

Es ist ein gutes Gefühl, nicht mehr von den Entscheidungen der großen Social-Media-Kanälen abhängig zu sein.

Christine Reguigne Fraunnetzwerk Desperate Workwives

Welche Erfolgserlebnisse gab es schon innerhalb deines Netzwerks? Kannst du uns welche erzählen?

Da haben wir jede Menge kleiner und großer Geschichten. Das geht von gemeinsamen privaten und beruflichen Projekten, tollen Freundschaften bis hin zu Hilfen bei allen möglichen Problem, auch sehr tatkräftig, also nicht nur virtuell. Da dies aber innerhalb des Netzwerkes passiert, kann ich euch davon leider nicht erzählen. Wer dies erleben will, darf aber gerne bei uns reinschnuppern.

Aber ich kann euch von einem öffentlichen Gemeinschaftsprojekt berichten, was wir vor einigen Jahren auf die Beine gestellt haben. Die Grundidee war, dass wir als Gruppe etwas erstellen und verkaufen wollten, um den Gewinn zu spenden.

Schnell wurde ein Projekt gefunden, was wir unterstützen wollten, die Mutter-Kind-Abteilung des Kinderheimes Pauline-von-Mallinckrodt in Siegburg.

Wir wollten unsere vielen Begabungen und kreativen Ideen im Netzwerk nutzen und haben gemeinsam einen Adventskalender entwickelt mit „24 bunten Augenblicken„. Jede einzelne Seite wurde von einem Workwife gestaltet. Mit Gedichten, Plätzchenrezepten, ein Nikolauskrimi, Postkarten zum Ausschneiden, ein Weihnachtsquiz und und und. Es war megaanstrengend, aber auch eine ganz wunderbare Zeit. Und wir konnten dem Kinderheim den unglaublichen Scheck von 6800,00 Euro überreichen.

Es wäre eigentlich mal wieder Zeit für so eine Aktion. Wir bekommen immer wieder Anfragen, wann es denn den nächsten Kalender gibt. Sehr verlockend für uns unruhige Bande, endlich mal wieder loszulegen.

Kein wirkliches Erfolgserlebnis, aber immer unglaublich schön: Die Wochenendtreffen, die von Workwives organsiert werden, die in der jeweiligen Region leben. Wir waren schon in ganz unterschiedlichen Städten und Gegenden und jedes Treffen war so einzigartig wie die Organisatorinnen. Trommeln in Aachen, Picknicken in Hannovers Gärten, im Schnee in Willingen, als Piratinnen in Norddeich, auf Entdeckungsreise in Leipzig, Golfen in Münster und an vielen anderen tollen Orten. Die Mädels organisieren diese Treffen immer sehr liebevoll und mit viel zeitlichem Einsatz. So mancher staunt da: „Das tust du für Leute, die du nur aus dem Internet kennst?“ Aber hallo!

Christine Reguigne Fraunnetzwerk Desperate Workwives

Wie organisierst du dich, deine Ideen und dein Frauennetzwerk? Nutzt du bestimmte Tools?

Ich bin eine Zettel-Liese, ich habe bergeweise Ideen- und To-Do-Listen auf dem Schreibtisch liegen. Programme mag ich für so etwas nicht nutzen. Höchstens mal Photoshop, um Bilder für unseren Blog zu erstellen. Ideen habe ich viele und das ständig. Ich muss mich da immer ein bissl bremsen, damit es nicht zu viel auf einmal wird. Ich trage mir in meinen Kalender ein, wann ich was einstellen möchte. Zum Beispiel wird bald der Adventskalender losgehen, der bei den DWW schon zur Tradition geworden ist. Oder unsere monatlichen Expertenthemen – die DWW-Infothek, die Interviews im Blog oder was wir als „Aktion der Woche“ machen könnten.

Die Mitgliederverwaltung ist da schon etwas anderes. Auch im Zuge des Datenschutzes. Hier achte ich sehr darauf, dass alles geschützt und verschlossen ist und keine Daten nach außen dringen können. Aber auch hier nutze ich kein spezielles Programm.

Nimm uns doch mal bitte mit in deinen Alltag. Wie sieht ein „typischer“ Arbeitsalltag bei dir aus?

Aufstehen, Tee kochen, Katzen und Hund füttern, mit dampfenden Tee vor den Rechner setzen und erst mal schauen, was bei den DWW so los ist. Das wäre mein typischer Morgen, ihr seht, sehr entspannt. Meist bleibt er das leider nicht, da ja immer irgendwas los ist. Aber diese halbe Stunde gönne ich mir jeden Morgen, bevor es richtig losgeht.

Erst mal Emails checken. Benötigen Kunden etwas, hat jemand eine Frage. Dann meinen täglichen To-Do-Plan – ihr erinnert euch an Zettel-Liese? – durchgehen. Es ist immer ein bunter Mix aus privaten Pflichten wie Tierarzt, Wäsche waschen oder Haare schneiden, weil ich kaum mehr etwas sehe vor langem Pony. Agenturaufgaben wie Rätsel erstellen, Rechnungseingang überprüfen, Künstler anrufen und auch jeder Menge DWW-Aufgaben: „Wer wird unsere nächste Fachfrau für die DWW-Infothek“ über „Was könnten wir in diesem Monat als Sonderaktion anbieten?“ bis hin zu „Wer hat die ‚Güldene DWW-Ehrennadel‘ besonders verdient?“

Ich renne von Waschmaschine zum Rechner zum Klavier (ich lerne seit März) zum Briefkasten zum anderen Rechner zum Katzendosenöffnen. Ich genieße diesen Mix sehr, es ist alles andere als langweilig.

Du hast auch noch ein ganz besonderes zweites Standbein, das du gerade kurz erwähnt hast: Du hast eine Rätselschmiede. Erzähle uns doch mal ein bisschen davon. Und wie wird man eigentlich Rätselerfinderin?

Mein zweites Standbein ist eher mein erstes, weil mit der Rätselschmiede verdiene ich mein Geld.

Die Rätselschmiede ist entstanden, weil ich meinen alten Job in einer Presseagentur gekündigt, aber noch keine Idee für etwas Neues hatte. Ich wusste nur eins: Ich möchte nicht mehr angestellt sein, sondern meine Fähigkeiten und Kreativität in eigene Bahnen lenken. Meine Beziehungen zu den Printmedien aus meinem alten Job haben natürlich sehr geholfen.

Da ich weder zeichnen, noch texten kann, war der Start, dass ich unsere Wohnung abfotografiert habe und „Was ist das?“ Bilder daraus gemacht habe. Ich weiß noch genau, wie ich im Kiosk rumgesprungen bin, als eine TV-Zeitung eines der Rätsel gedruckt hat. Gigantisch! Es war ein Teil der Armbanduhr meines Ex-Mannes.

Das ist jetzt über 18 Jahre her, inzwischen arbeite ich mit vielen Zeichnern, Textern und Cartoonisten zusammen. Wir haben ein ganz buntes Portfolio vom klassischen Schwedenrätsel über das bunte Kinderrätsel, von frechen Cartoons über lustigen Kurzgeschichten bis hin zum täglichen Horoskop. Eben alles, was auf eine bunte Seite in Zeitungen oder Magazinen passt.

Ich liebe diesen Job sehr, wer kann schon täglich mit Rätseln arbeiten? Und es ist eine echte Nische, weil man die wirklich guten Anbieter mit einer Hand abzählen kann.

Christine Reguigne Fraunnetzwerk Desperate Workwives

Rätsel sind auch eine tolle Möglichkeit für eine kleine Auszeit als Selbstständige, um die Gedanken für einige Minuten vom Business wegzulenken. Was denkst du, ist das Faszinierende an Rätseln?

Absolut! Obwohl ich den ganzen Tag mit Rätseln aller Art zu tun habe, zücke ich immer noch direkt einen Stift, wenn ich in einer Zeitung auf ein Schwedenrätsel stoße. Es macht einfach Spaß, sein Hirn anzustrengen, logisch zu denken, oder auch mal völlig um die Ecke. Und ein bissl lernt man ja auch dazu, auch wenn es nur kurze Antworten sind.

Und damit ihr noch ein bissl Rätselfachwissen für die nächste Partykonversation habt:

Schwedenrätsel – das sind die Rätsel, wo die Fragewörter innerhalb der kleinen Kästchen im Rätsel stehen. Diese Rätsel werden sehr oft in Zeitungen und Magazinen veröffentlicht.

Kreuzworträtsel – hier stehen die Fragewörter neben der Rätselgrafik als Text. Im Rätsel selbst sind nur die kleinen Ziffern, wo man die Antwort eintragen muss.

Beruflich bist du ziemlich eingespannt, was machst du, um mal „runter zu kommen“? Was bietet dir einen Ausgleich und zugleich Inspirationsquelle?

Ich bin ein absolutes Wasserkind. Wenn möglich in einem Ferienhaus, von dem aus ich das Meer schon sehen kann. Ich versuche jedes Jahr, das eine Woche lang zu ermöglichen. Die niederländische Küste und die Ostsee haben es mir besonders angetan.

Und auch wenn man das ja kaum zugeben darf: Ich liebe es, auf dem Sofa zu liegen und fern zu sehen. Am liebsten bastele ich dabei, klebe, werkel irgendwas. Immer mit Hund Fina auf dem Schoß und jeder Menge Katzen um mich rum.

An meinem Lieblingshobby, dem Blumenzwiebelneinbuddeln, habe ich leider ein wenig die Lust verloren, seitdem hier eine Wildschwein-Gang alle Zwiebeln immer wieder direkt ausbuddelt.

In diesem Jahr habe ich mir einen lange gehegten Traum erfüllt. Seit März lerne ich das Klavierspielen. Noch bin ich wild am Rumklimpern und Notenlernen, aber ich freue mich schon auf die Zeit – in ferner Zukunft – wenn ich abends am Klavier sitzen und in schöne Melodien abtauchen kann. Aber bis dahin muss ich noch viel üben, üben und üben.

 


Neugierig geworden? Mehr zu Christine Reguigne und ihren Businesses findest du hier:

Homepage der Desperate Workwives

Die Desperate Workwives bei Facebook und Instagram

Christines Homepage der Rätselschmiede und die Räselschmiede bei Facebook

Fotos: Christine Reguigne

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