Es gibt sie immer wieder. Die Menschen, die scheinbar alles ganz locker flockig auf die Reihe bekommen, stets top organisiert sind, in allen Bereichen glänzen und dabei noch gut aussehen. Und ich bin mir sicher, dass auch du diese Menschen hinter vorgehaltener Hand mit offenem Mund schon angestarrt hast und dich fragst, wie zur Hölle sie das alles so einfach schaffen.
Und jedes Mal kam dieses beklemmende Gefühl auf, es nicht drauf zu haben und unfähig zu sein, solche Leistungen zu erbringen. Du denkst daran, dass deine Tage und Wochen irgendwie nie so ablaufen, wie du sie planst, ständig irgendetwas passiert, was deinen Tag durcheinander bringt und du es am Liebsten aufgeben würdest, überhaupt noch etwas zu planen. Ganz zu schweigen von deinen Projekten, die du gerne auf die lange Bank schiebst, weil du ahnst, dass du sie irgendwann doch wieder abbrichst, da du es zeitlich nicht auf die Reihe bekommst.
Ich verrate dir jetzt was: Ich habe früher auch bei solch unheimlich strukturierten Menschen gestaunt. Ich weiß, dass ich eine sehr gute Zeitplanung habe, die auch von Unvorhersehbarkeiten nicht sofort erschüttert wird. Und dennoch: Ein bisschen neidisch war ich immer wieder, wenn ich solche Menschen – insbesondere Frauen sah, die scheinbar wirklich alles auf die Reihe bekommen. Die erfolgreich im Beruf sind, wunderbare Kinder haben, einen top polierten Haushalt und zwei Hobbies und drei Ehrenämter bewältigen – und noch frischgebackenen Kuchen auftischen, wenn spontan Besuch kommt.
Lange Zeit habe ich mich gefragt, wie diese Menschen das machen. Wie sie so wahnsinnig viel am Tag schaffen und dann auch noch Zeit haben, um entspannt ein Buch zu lesen. Ihr Tag hat schließlich auch nur 24 Stunden.
Heute frage ich mich das nicht mehr. Ich weiß es.
Klingt verrückt? Ist es in gewisser Weise auch. Ich habe jetzt nicht DEN Code zu mehr Zeit geknackt. Aber ich weiß, was diese Menschen anders machen. Sie haben ein straffes Zeitmanagement (ich kann das Wort nicht leiden, das klingt schon wie Sklaventreiberei) und haben eine sehr konsequente Prioritätenliste (die ich zwar auch habe, aber in einer ganz anderen Form. Bei mir darf es auch mal spontan sein). Sie tackten ihren Tag durch und sind extrem diszipliniert. Woher ich das weiß? Ich hatte mehrfach in meinem Leben die Möglichkeit, mit solchen (Über-)Menschen zusammenzuarbeiten.
„Ich weiß, was diese Menschen anders machen als du.“
Und glaube mir, das war echt hart für mich. Wenn ich morgens um 9 nach einem gemütlichen Start in den Tag den Laptop aufklappte, warteten schon mehrere Mails auf mich, die selbstverständlich schon um kurz nach 7 verschickt wurden (früher Wurm und so). Und wenn ich mich abends um 23 Uhr noch meldete, weil ich da einfach produktiver war als morgens, dann bekam ich kurz darauf eine Antwort. Mit im Gepäck war dann auch ganz schnell das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen zu sein, das alle anderen ausbremst, weil es mit der Arbeit nicht „hinterher kommt“ und ich es anscheinend gemütlicher angehe, obwohl das an sich nicht der Fall war.
Lange habe ich überlegt, warum ich das nicht auch schaffe, so ein wahnsinnig straffes Zeitmanagent und eine Planung ohne Wenn und Aber durchzuziehen. Die Antwort war so naheliegend, dass ich etwas brauchte: Ich bin einfach nicht der Typ dafür. Es gibt Menschen, bei denen das klassische Zeitmanagement, das in Ratgebern gepredigt wird, funktioniert.
Bei mir tut es das nicht.
Das habe ich schon vor zehn Jahren festgestellt und es ist auch heute noch so. Es gibt einfach Menschen (so wie mich), die Freiraum brauchen, bei denen Unvorhersehbarkeiten an der Tagesordnung sind und die auch Spaß an der Arbeit haben möchten und nicht den ganzen Tag einem durchgetakteten Zeitplan nachjagen wollen. Und ja, damit auch erfolgreich sind.
Und ich bin auch hier ganz ehrlich: Ich habe keine Lust, jeden Tag mehr als 12 Stunden zu arbeiten, ständig erreichbar zu sein und mein Leben von einer Liste bestimmen zu lassen. Ich möchte die Möglichkeit haben, einfach mal eine Stunde im Garten zu sitzen, mit der Löwentochter zu spielen, wenn sie es gerade möchte, einen Kuchen zu backen, weil es mir danach ist und meine Arbeit von zuhause dann zu erledigen, wenn mir der Kopf danach steht und nicht, weil es die Uhr sagt.
Mir ist es auch ehrlich gesagt sch… egal, wenn ich mittags noch in Jogginghose rumlaufe, zwischendurch mal das Wohnzimmer aussieht wie nach einem Bombeneinschlag, oder meine Haare verstrubbelt sind. Bequemlichkeit? Mag sein. Faulheit? Definitiv nicht. Am Ende der Woche habe ich in 97% aller Fälle alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe vorgegebene Termine peinlichst genau eingehalten, mir selbst Termine und Fristen gesetzt und diese mit penibelster Genauigkeit und absoluter Disziplin umgesetzt. Angefangen von Haushalt, über Bürokram, Tontechnikjobs und Blog.
Ich kann dafür andere Dinge sehr gut.
Ich bin vielleicht nicht der Typ für einen auf die Minute durchgetakteten Zeitplan. Ich kann mich dafür wunderbar selbst organisieren – am Besten dann, wenn mir niemand in meine ganz persönliche Zeitplanung „reinpfuscht“ 😉 Ich kann sehr diszipliniert an Aufgaben arbeiten, wenn ich für mich einen Sinn darin sehe (ansonsten sträube ich mich da auch mal gerne) und richtig dafür brenne. Ich kann wochenlang wie besessen an einer Aufgabe arbeiten, wenn ich ein Ziel habe.
Ich kann gut zuhören und organisieren. Ich kann mir ohne größere Probleme Dinge vorstellen, mich in eine Aufgabe einarbeiten und kreative Lösungen finden. Ich kann zwei Businesses haben und trotzdem eine Mama sein, die für ihre Tochter da ist. Und ich schaffe es daneben auch noch einen Haushalt zu schmeißen, in dem tatsächlich jederzeit unerwartet Besuch vor der Tür stehen kann, ohne dass ich mich schämen muss.
Ich habe meine ganz eigene Form der Zeitplanung über Jahre ausgetüftelt, mit der ich in den letzten Jahren und jeden Tag unheimlich viele Dinge gewuppt habe und es geschafft habe, damit erfolgreich zu sein. Und das ganz ohne starre To-do-Listen und unflexible Tagespläne. Mein System basiert auf drei Dingen, die ich nicht nur unheimlich wichtig finde, sondern meiner Meinung nach DIE Dinge sind, um überhaupt mit irgendetwas und insbesondere mit einem Business Erfolg zu haben:
Meine eigene Motivation, meine Persönlichkeit und Spaß.
Wenn du nicht für eine Idee und eine Sache wirklich brennst, dann wirst du das früher oder später schleifen lassen. Du wirst dich nicht aufraffen können, darin letztendlich keinen Sinn mehr für dich sehen und am Ende dein Vorhaben in den Boden stampfen. Die bereits investierte Zeit, vielleicht auch Geld und Nerven sind mehr oder weniger verschwendet und bekommst du nicht mehr zurück. Da ist es doch viel besser, sich auf die Dinge zu konzentrieren, auf die man so richtig Bock hat und Spaß daran hat.
Aber auch deine eigene Persönlichkeit spielt eine wichtige Rolle, um mit deinem Faktor „Zeit“ anders zu haushalten und vor allem umzugehen. Bestimmt kennst du jemanden, der total chaotisch ist, aber wahnsinnig kreativ dabei, andere sind erst kreativ, wenn es ordentlich ist.
Vielleicht bist du eher eine Nachteule als ein Frühaufsteher. Oder du brauchst morgens deine Joggingrunde, um richtig in Fahrt zu kommen. Vielleicht arbeitest du am Liebsten in lässigem Look und in einem dunklen Zimmer, oder du brauchst dein akkurates Aussehen, um überhaupt erst in Schwung zu kommen. Genauso individuell wie du bist, genauso individuell muss auch deine Zeitplanung sein, mit der du dein ganz individuelles Business in Richtung Erfolg lenkst.
Alles, was ich anfange und tue, soll mir daher in erster Linie Spaß machen und zu mir und letztendlich auch zu meinem Business passen. Ich hatte wahnsinnige Lust zu bloggen, also habe ich damit angefangen. Und weil ich immer noch sehr viel Spaß daran habe, mache ich es immer noch. Früher hatte ich unheimlich große Freude daran Tischtennis zu spielen und betrieb das als Leistungssport. Heute gefällt es mir deutlich besser, meinen Sport nur noch nebenher zu betreiben, wenn es mir gerade mal danach ist.
Ich setze meine Prioritäten gezielt
Bevor du jetzt denkst, ich würde permanent nach dem Lustprinzip gehen und direkt alles verweigern, woran ich keinen Spaß habe, kann ich dich dennoch beruhigen. Wenn das vorkommt, dann wäge ich ganz deutlich ab, in wiefern es unbedingt gemacht werden MUSS. Die Steuer steht an? Muss gemacht werden, also mache ich diese. Ich muss mich mit neuen Rechten für den Blog auseinandersetzen. Das macht keinen Spaß, aber bringt mir dennoch etwas für meine Sache, an der mein Herz hängt. Du verstehst, was ich meine?
„Am Ende schaffe ich alles, was ich mir vorgenommen habe.“
Die Sache ist die: Es gibt Dinge, die einfach dazu gehören und gemacht werden müssen. Aber wie ich sie dann umsetze und was ich daraus mache, das ist meine eigene Sache. Ich habe keinen Chef und auch sonst niemanden, der mir das vorschreibt. Und das ist das Schöne daran.
Sprich, wenn ich denke, ich müsse öfter auf Facebook präsent sein, dann mache ich das. Wenn ich gerade viel mehr Lust auf Pinterest habe, dann tue ich das. Und wenn ich plötzlich einen kreativen Schub bekomme und einfach Lust habe, Blogartikel zu schreiben, dann konzentriere ich mich darauf. Am Ende schaffe ich es, alle mir selbst aufgesetzten To-dos, die ich gerade genannt habe, bis zu dem Zeitpunkt zu erledigen, den ich mir selbst gesetzt habe. Mit dem Unterschied, dass ich sie dann mache, wenn ich Lust darauf habe. Das Ergebnis: Mehr Spaß, weniger Pflicht und einen Punkt weniger auf meiner Liste.
Klingt einfach? Ist es auch.
Vielleicht ist es dir schon mal aufgefallen, dass ich mit Frau Chefin nicht jedem neuen Trend hinterher hechele und auch nicht alles mache, was „man“ so macht. Ich mache keine Videos, bin nicht auf Facebook live, habe keinen YouTube-Channel und mache auch keine Insta-Stories. Warum? Weil es mir schlichtweg nicht wichtig ist, ich darin keinen enormen Nutzen für mich und mein Business sehe, ich nicht sonderlichen Spaß daran habe und meine Zeit lieber für andere Dinge nutze. UND – das allerwichtigste – meine Stärken woanders liegen.
Die gute Nachricht: Das ganze große Geheimnis dieser (Über-)Menschen ist nicht zwingend eine super ausgetüftelte Zeitplanung. Denn es gibt auch durchaus chaotische Menschen, die dennoch extrem erfolgreich sind. Das wahre Geheimnis ist: Erfolgreiche Menschen kennen ihre Stärken und konzentrieren sich auf diese. Was sie nicht gut können lassen sie und was gemacht werden muss und sie nicht können, lagern sie an andere aus, die darin gut sind. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Und das Beste: Sie gewinnen damit viel Zeit, weil sie sich nicht in Dinge einlernen, die ihnen schwer fallen und auf die sie keine Lust haben.
Umso früher du dich damit auseinander setzt, wo deine Stärken und deine Schwächen liegen und auch weißt, wie du diese für dein Business gezielt nutzen kannst, desto früher wird dein Business nicht nur einen Sprung nach vorne machen, sondern du damit auch noch mehr Zeit gewinnen.
Es gibt also gar keinen Grund, neidisch auf sie zu sein, denn auch du kannst es schaffen und es ihnen gleichtun! Du musst dir nur mal klar machen, worin du gut bist, wofür dich andere Menschen bewundern und unter welchen Umständen du am Besten arbeiten kannst und dann deine Zeitplanung auf deine Persönlichkeit abstimmen.
Danke. Einfach nur: Danke.
Ich fürchte, ich ticke ähnlich. Und der Satz „Sie gewinnen damit viel Zeit, weil sie sich nicht in Dinge einlernen, die ihnen schwer fallen und auf die sie keine Lust haben.“ – spiegelt so ziemlich das wider, was ich gerade in meinem (total sicheren, bequemen, öffentlicher-Dienst-)Job erkannt habe: Ich werde das nur so lange noch machen, wie ich den Job für den Lebensunterhalt irgendwie brauche, bis ich mit der Selbständigkeit auf sicheren Füßen stehe. Denn eigentlich ist es inhaltlich nix für mich-
Aber wenn man Spaß an einer Sache hat (z.B. neben diesem Job und Kindern die zweite Ausbildung zu stemmen; als sichere Qualifikation für die zukünftige Selbständigkeit) – dann ist Zeit“Planung“ fast egal – denn dann läuft’s ja von selbst 🙂
Gut erkannt!
Und gern geschehen 🙂
Klasse beschrieben und passt auch bei mir ganz hervorragend.
Wobei ich es auch locker schaffe mal um sechs Uhr morgens
anzufangen oder bis spät in die Nacht zu arbeiten; wenn mir danach ist.
Dann habe ich aber auch wieder Tage an denen ich überhaupt
nicht an den PC gehe.
Und einfach nur Kuchen backe 😉
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht aus deinem Leben.
Gerne! Es freut mich, wenn der Artikel ankommt 🙂