Ein Jahr ohne Social Media – Mein Experiment

Jahr ohne Social Media

Vor etwas über einem Jahr habe ich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einen Entschluss gefasst: Ich poste nichts mehr in den sogenannten ‚Sozialen Medien‘. Auch mein Newsletter, den ich zu diesem Zeitpunkt schon längere Zeit vernachlässigte, stellte ich kurzerhand vorerst ein. Warum ich das machte? Ich wollte herausfinden, was mit Frau Chefin passiert, wenn ich einfach nicht mehr mitmische. Überlebt mein Business ohne Social Media? Wie entwickelt sich die Zahl meiner Newsletter-Abonnenten? Was passiert mit meinem Umsatz? Macht das überhaupt noch Spaß? Geht es eigentlich auch ohne all das? Diesen Fragen wollte ich auf den Grund gehen – und bekam überraschende Antworten.

Aber fangen wir von vorne an:

Grund dieses Experiments war, dass ich schlichtweg die Schnauze voll hatte. Ich hatte null Bock mehr, jede Menge Zeit in Reels, Stories und Beiträge zu stecken, die dann letztendlich doch fast keiner mitbekommt. Zeit, die mir dazu auch immer wieder an anderer (wichtigerer) Stelle fehlte.

(Über mein gespaltenes Verhältnis zu Social Media hatte ich bereits in der Vergangenheit geschrieben. Schau mal hier und hier).

Mich nervte dieses „ich muss da mitmachen, sonst weiß kein Mensch, dass es mich noch gibt“ irgendwie mega an. Also fragte ich mich jeden Tag mehr, ob es denn nicht auch ohne gehen würde. Ohne Netzwerke. Ohne „hallo, hör mir jetzt unbedingt zu“.

So richtig den Rappel habe ich bekommen, als sowohl mein Postfach als auch die Feeds überquollen von Angeboten anderer selbstständiger Frauen. Ich hatte das Gefühl, dass jeder krampfhaft um Aufmerksamkeit und Kunden buhlt – und wer nerviger und lauter schreit, gewinnt.

Echt nix für mich.

So beschloss ich, einfach mal zu verschwinden.

Tatsächlich dachte ich am Anfang erstmal an einen Monat Auszeit. Aus diesem Monat wurden sechs Monate und letztendlich ein ganzes Jahr ohne Social Media. Ein paar Blogartikel habe ich in dieser Zeit veröffentlicht und dann mal kurz in einem Newsletter erwähnt. Das war’s.

Verrückt daran war, dass mir die Zeit gar nicht so lange vorkam. Ich wurschtelte im Hintergrund an anderen Dingen, hatte tolle Videoprojekte, die ich abarbeitete und irgendwie blubberte alles easy voran. Und das erstaunlicherweise ziemlich stressfrei.

Zugegebenermaßen hatte ich in diesem Jahr mehr als einmal die Sorge, dass ich mich selbst ins absolute Abseits schoss. Dass keine Socke mehr an mich und Frau Chefin denken würde und dass all das ein riesiger Fehler war.

Und ja – für die volle Transparenz – meine Gelassenheit bei diesem Experiment förderte, dass ich wusste, dass ich mir solch ein Experiment leisten konnte. Also im finanziellen Sinne. Ich wusste, dass ich – selbst wenn ich nicht einen Euronen Plus machen würde – keine Existenzängste haben würde. (Ein absolut entscheidender Faktor, weshalb ich das Experiment auch durchzog. Sonst hätte ich bestimmt nicht die Bonbons in der Hose gehabt).

Bevor jetzt irgendwelche Spekulationen bei dir im Kopf starten: Ich habe weder reich geheiratet, noch im Lotto gewonnen, oder einen Mann, der mich „unterhält“. Ich habe ganz schwäbisch auf eine irgendwann mal vielleicht stattfindende einjährige Auszeit gespart, weil dies ein Ziel für mich war und dafür jahrelang Rücklagen gebildet. Das ist mein ganzes Geheimnis 😉

Ich startete mein Jahr ohne Social Media

Klingt vielleicht etwas plump, aber manchmal sind schnelle Entscheidungen einfach die besten. Ich verschwand also – einfach so und ohne Getöse mit Verabschiedung. Und von dieser Sekunde der Entscheidung an, war ich einfach unfassbar befreit. Ich hatte fast ein wenig Urlaubsgefühle. Wahrscheinlich, weil eine unheimliche Last, die mich immer wieder selbst in Stress versetzte, von mir fiel. Endlich so viele Punkte runter von meiner To-do-Liste! Endlich Raum für Neues, Anderes, für mich Wichtigeres!

Wie sieht’s aus mit dem Spaßfaktor?

Der wuchs! Und zwar mit jeder Woche! Endlich hatte mein Business wieder eine Leichtigkeit, die ich mir lange gewünscht habe. Ich hielt mich nur noch mit Dingen auf, die wirklich Ergebnisse lieferten. Ab und zu einen Newsletter, einen Blogartikel und vor allem SEO und damit verbunden auch Kunden.

Ein Punkt, der auch seit sehr langer Zeit einfach anstrengend wurde, war, dass gefühlt JEDER Videos macht (was ja grundsätzlich erstmal großartig ist!). Anstrengend daran war, dass aber auch jeder meint, er kann’s, auch wenn’s da draußen echt viel Schrott gibt. Und ich meine jetzt nicht die Videos, die einfach nur unterhalten sollen. 😀

Wobei wir direkt beim nächsten Punkt sind: Videobeiträge, die Informationen oder Wissen vermitteln, interessieren nicht so sehr, wie Blödsinn, der einfach nur unterhält. Und das ist auch absolut kein Vorwurf, sondern einfach eine Tatsache. Eine Tatsache, die ich auch an mir beobachtet habe.

Wenn ich dann mal auf Instagram rumscrolle, dann habe ich abends auf der Couch echt keinen Bock, irgendwas zu lernen – geschweigedenn lange am Bildschirm zu kleben und aufmerksam zuzuhören. Ich möchte unterhalten werden – und das ist mit Businessthemen einfach um einiges schwieriger umzusetzen.

Wo Business-Themen ganz gut funktionieren, ist bei YouTube. Aber dort wird auch gezielt nach Lösungen, Tutorials, Anleitungen etc. gesucht und damit eine Wissensvermittlung erwartet. Sprich, je nachdem, was dein Thema ist, ist vielleicht auch YouTube der richtige(re) Ort für dich.

Geht es wirklich auch ohne Social Media – und das ein ganzes Jahr?

Jein. Und damit meine ich: Es kommt darauf an. Frau Chefin gibt es seit 2015. Also jetzt acht Jahre. (Einmal Konfetti für mich, bitte“).

Acht Jahre habe ich mir nach und nach das Business aufgebaut und Blogartikel geschrieben. Kunden gewonnen und wurde immer öfter weiterempfohlen. Ich habe mich jahrelang in SEO reingehängt.

Wäre ich nigelnagelneu auf dem Markt gewesen und keine Socke hätte bis dato jemals von mir gehört – ich weiß nicht, ob das dann geklappt hätte. Suchmaschinenoptimerung war in meinem Fall Gold wert – aber das ist nichts, was man mal eben macht und sofort in null Komma nix einen an den Zenit katapultiert. Das braucht Zeit – zumindest drei Monate (nach meiner persönlichen Erfahrung. Und wenn man sich damit schon grundlegend auskennt). Als Neuling würde ich 6-9 Monate anpeilen. Und danach möchte SEO auch immer wieder aktuell gehalten werden.

Was meiner Meinung nach ebenfalls eine Rolle spielt, ist, was genau der Inhalt deines Business ist. Ob du Onlinekurse oder Dienstleistungen online anbietest, Online-Produkte verkaufst oder physische Produkte oder vielleicht eine Dienstleistung vor Ort anbietest.

Tatsächlich finde ich, dass – wenn du physische Produkte anbietest – ein Instagram-Kanal heutzutage fast ein Muss ist. Unheimlich viele Menschen (mich eingeschlossen) folgen erst den Unternehmen, schauen sich ihre Produkte an und entscheiden dann, ob sie kaufen. Oftmals finde ich kleine Unternehmen überhaupt erst bei Instagram, bevor ich auf deren Website lande. Bei einem Onlinekurs oder einer Dienstleistung ist eine Landingpage auf deiner Website meiner Erfahrung nach deutlich wichtiger und manchmal sogar ausreichend.

Aber – um dies hier nochmals hervorzuheben – das sind meine persönlichen Erfahrungen aus den vergangenen Jahren und aus verschiedenen Webpräsenzen. Wenn du dich mit jemand anderes unterhältst, können die Erfahrungswerte ganz anders sein. Was bei mir funktioniert hat, muss nicht bei dir funktionieren.

Ich hab’s mit Frau Chefin einfach mal versucht. Und mich dabei zu 100% auf SEO und Empfehlungen verlassen.

Was passierte mit meinem Umsatz? – Und gibt’s mein Business überhaupt noch?

Dieser Punkt wird jetzt spannend. Also, Frau Chefin gibt es noch 😀

Mein Umsatz ist deutlich zurückgegangen. ABER: Mein Gewinn hat sich unwesentlich verändert.

What? Japp.

Denn: Meine Ausgaben für Tools, Freelancer und eigene Weiterbildungen (zum Beispiel habe ich einen Kurs für Instagram Reels und Stories gemacht und noch ein paar andere Dinge, die ich jetzt nicht mehr brauche) sind gesunken.

Unter dem Strich ist damit etwas passiert, was ich so tatsächlich nicht erwartet, sondern lediglich im stillen Kämmerchen erhofft und erträumt habe: Ich hatte deutlich weniger Arbeit, weniger Stress, viel mehr Freiheit und Ungezwungenheit und dabei unwesentlich weniger Geld verdient. Und damit Leichtigkeit auf eine ganz neue Art gelernt.

Statt meine Zeit in Social Media zu versenken, unzählige kleine Videos zu drehen und ständig unter Strom zu stehen, habe ich einfach öfter Yoga gemacht, mich in den Sommermonaten im Gärtnern versucht und angefangen, mich mit „Schöner Wohnen“ zu beschäftigen. Was so gar nicht business-like ist. 😀 Aber genau das war es, was mir eine innere Zufriedenheit schenkte – diese Ruhe, kleinen Veränderungen im häuslichen Umfeld und die Entschleunigung.

Yeah-Augenblicke.

Ich fing nach und nach an, diese kleinen Yeah-Augenblicke zu sammeln. Beim Gärtnern, einer neugestalteten Ecke im Wohnzimmer, den selbtgeernteten Tomaten. Außerdem gehe ich zusammen mit meinen Kindern jeden Tag bei Wind und Wetter mindestens eine Stunde nach draußen – nun aber ohne Smartphone. Einfach mega! Und manchmal gab es nach einem Spaziergang diesen Whoah-Moment, wenn ich währenddessen meine Checkliste für bessere Videos verkaufte, während wir Schnecken beobachteten oder in Matschepfützen hüpften. Für mich der absolute Yeah-Augenblick. (Wenn du meinen Fancy-Lifestyle unterstützen möchtest, schnapp dir unbedingt meine Checkliste! 😀 ).

Und was passierte mit meinen Newsletter-Abonnenten?

Nun, da gab es doch einen enormen Umschwung. Ein reges Kommen und Gehen. Mit Sicherheit habe ich einige Abonnenten dadurch verloren, dass nach meiner automatisierten Willkommensserie einfach nichts mehr passierte. Andere – langjährige Abonnentinnen – schrieben mir oft auf meine wenigen Newsletter zurück und freuten sich einfach, von mir zu lesen. Wieder andere bedankten sich tatsächlich dafür, dass ich sie nicht mit Emails zuschüttete. Das war für mich auch einer dieser „Yeah-Augenblicke“. Denn mit Dankbarkeit für meine Teilzeit-Anwesenheit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet 😀

Mein Jahr ohne Social Media – Was ich dabei für mich lernte

Frau Chefin als Business gibt es trotz meiner Auszeit noch, aber auf eine ganz andere Art als ich es mir 2015 vorgestellt hatte und vor allem die letzten Jahre gehandhabt habe. Mitrennen war noch nie etwas für mich und möchte ich auch definitiv nicht mehr – ich mache mein eigenes Ding. Ich werde mich auf Empfehlungen, bereits bestehende Kontakte und SEO verlassen.


„Ohne Wandel keine Schmetterlinge.“


„Ohne Wandel keine Schmetterlinge“ – Ein Zitat, das wie Popo auf Eimer seit Jahresbeginn bei mir passt. Ein Satz, der mich seit Wochen und auch die kommenden Monate begleiten soll.

Ich war einfach mal mutig und bin gegen den Strom geschwommen, aus bekannten Bahnen ausgebrochen und habe einen anderen Blickwinkel eingenommen. Dabei habe ich für mich persönlich nur gewonnen.

Ich lernte für mich, dass es gut ist, einfach sein eigenes Ding zu machen und nicht zu viel von rechts und links sich aus dem Takt bringen zu lassen. Mehr zu genießen, im Jetzt zu leben, auch mal anzuhalten oder einen Schritt zurück zu gehen. Den eigenen Alltag zu entschleunigen – denn spätestens mit Kindern dreht die Uhr sich doppelt so schnell.

Ps: Mein SEO-Tool sagt mir, ich solle für diesen Blogartikel unbedingt noch eine externe Verlinkung einfügen. Da ich jetzt natürlich nicht auf einen Social-Media-Kanal verweisen kann und dir auch keinen Verkaufsartikel andrehen möchte, schicke ich dir einfach einen Konfetti-Regen. Bitteschön, gerngeschehn!

Werde jetzt Teil der Frau-Chefin-Backstage-Crew und verpasse keine neuen Inhalte mehr!

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