Perfektionismus: Wie du damit leben kannst, ohne dich permanent schlecht zu fühlen

Fragen Selbstständigkeit, selbstständig machen

Ich gebe in jedem Bereich alles. Als Audio- und Videotechnikerin, bei Frau Chefin, als Hausfrau, Mutter, Ehefrau. Meine Ansprüche an mich selbst sind hoch, wahnsinnig hoch. Ich optimiere, verbessere, perfektioniere, bis alles so ist, wie ich es mir in meinem Kopf vorstelle. Perfektionismus ist mein Feind und Freund zugleich. Und doch fahre ich bei aller Vorsicht und Planung den Karren ab und zu auch mal richtig in den Dreck.

Und wenn mir das als passionierte Perfektionisten früher passierte, nagte das extrem an meinem Ego. Ich war nicht nur Minuten oder Stunden, nein, gleich Tage niedergeschmettert, wütend auf mich, dass ich dies und jenes nicht habe voraussehen können. Vorwürfe, warum ich es nicht gleich (noch) besser gemacht habe, inklusive.

Die Sache ist nur: Gebracht hat mir diese ganze Wut langfristig nichts.

Natürlich habe ich aus „Fehlern“ gelernt, weiß dadurch genauer, worauf ich noch achten muss, aber es hat mich im Kopf oft so sehr blockiert, dass ich tagelang nichts anderes gemacht habe, als mich über mich selbst zu ärgern. Und das hat wirklich niemandem geholfen. Eher im Gegenteil, denn meine Mitmenschen mussten meine schlechte Laune ertragen.

Ja, auch heute nagt es noch an mir, wenn ich mal wieder Opfer meines eigenen Perfektionismus geworden bin. Mein kleiner Vorteil ist nur, dass ich mittlerweile in schon so manche Falle getappt bin und ganz gut spüre, wenn es mal wieder so weit ist, dass ich anfange mich selbst zu blockieren.

Perfektionismus 4.0: Wenn der Kopf dich fertig macht

Die letzte, wirklich große Perfektionismusfalle, in die ich getappt bin, war meine Idee eines eigenen Podcasts oder YouTube-Kanals. Da ich mittlerweile seit zehn Jahren als Audio- und Videotechnikerin arbeite, weiß ich, was möglich ist, wie ich was angehen muss, was ich machen muss und kann, um für mich das (nahezu) perfekte Ergebnis zu bekommen. Und genau DAS hat mich jahrelang davon abgehalten, die Idee in die Tat umzusetzen.

„Du als Profi MUSST ein super Ergebnis liefern.“

Im Hinterkopf schwebten immer diese Gedanken von „du als Profi MUSST ein super Ergebnis liefern“, „deine eigenen Medien MÜSSEN perfekt sein, sonst machst du dich lächerlich“ und „was sollen die Menschen denken, wenn du als Expertin keine super genialen Audios und Videos online stellst, sondern nur Durchschnitt“?.

Das Resultat: Keine Aufnahme war perfekt genug, so dass ich mich traute, sie online zu stellen. Überall sah ich Verbesserungsbedarf und ja, immer dachte ich, dass das, was ich da gemacht habe, einfach nichts Besonderes oder Herausragendes ist. Sprich, es irgendwie nicht würdig war, damit in die Öffentlichkeit zu treten. Und so gingen wortwörtlich die Jahre ins Land und diese an sich großartige Idee verstaubte in der Schublade.

Wie mein Perfektionismus mich ausbremste und abhängte

Der Haken ist nur, dass mich diese Idee nach mehr als drei Jahren immer noch nicht losgelassen hat. Und ich mittlerweile so lange damit gewartet habe, dass ich damit eher zur Mitläuferin geworden bin als zur „Trendsetterin“. Mal ganz davon abgesehen, dass ich jahrelang einfach mein Bauchgefühl in Sachen „Social Media Präsenz“ ignoriert habe.

Als ich vor kurzem über meine Social-Media-Strategie brütete und meine Kanäle in die Details zerpflückte, wurde mir eine Sache mal wieder extrem bewusst: Wir alle haben das Problem, dass unsere (Arbeits-)Zeit begrenzt ist. Als Mama leider noch mehr. Sprich, wir sind gezwungen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Die Frage, die ich mir stellte und nun an dich weitergeben möchte: Wenn du pro Woche maximal fünf Stunden hast, um deine Kanäle zu pflegen, welche Kanäle möchtest du dann besonders stark betreuen?

Was ich in den letzten Jahren begriffen habe, ist, dass es als Einzelkämpferin ohne weitere Hilfe nahezu unmöglich ist, auf allen Kanälen präsent zu sein und sich dort im Sinne des eigenen Perfektionismus auszutoben. Schließlich hast du auch noch ein Business, um das du dich kümmern musst.

Der Aha-Moment, der mein Denken veränderte

Abgesehen von dem Problem, dass unsere Zeit begrenzt ist und wir auch nicht rund um die Uhr arbeiten können und wollen, ist mir vor kurzem eine Sache auf meiner kleinen Recherche-Tour aufgefallen, die ich komplett ausgeblendet habe.

mit Perfektionismus lebenDie so naheliegend ist, dass ich dachte: „Mensch, du bist manchmal schon ganz schön doof, Isa…“

Was ich festgestellt habe: Auch andere Profis – egal in welchem Bereich – haben keine perfekten Inhalte. Ich habe Texter-Webseiten gefunden, die Tippfehler hatten, Designerseiten, bei denen Layouts falsch dargestellt wurden, Marketing-Webseiten, die sich für mein Empfinden selbst schlecht vermarkteten. Und ja, auch Podcast- und Videoexperten, die nicht die perfekten Medien produzierten.

Auch diese Experten haben nicht die perfekten Inhalte und mit Sicherheit fällt jeder Person bei einer anderen etwas auf, was in deren Augen nicht perfekt ist. Du findest mit Sicherheit auch bei Frau Chefin Dinge, die du nicht gut, optimal oder perfekt findest. Bestimmt sind auch einige dabei, die mir selbst nie aufgefallen sind – und das, obwohl die Seite für mich mein Perfektionismus-Spielplatz Nummer 1 ist…

Was du aktiv tun kannst, wenn dir dein Perfektionismus mal wieder im Weg steht

Denke über deine Haltung nach! Und zwar über die in deinem Kopf. Thema Mindset und so

Was macht es mit dir, wenn du solche kleinen Fehler bei Expertinnen findest?

Beruhigt es dich in erster Linie und nimmt dir den Druck raus, alles perfekt machen zu müssen? Gibt es dir Sicherheit, dass du das auch mindestens genau so gut schaffen kannst? Zeigt es dir, dass auch Expertinnen nicht perfekt sind und du nicht länger einem Ideal nachrennen solltest? Und hast du schonmal darüber nachgedacht, dass das, was für dich perfekt ist, noch lange nicht für andere perfekt sein muss?

Wenn du eine Anlaufstelle brauchst und ein konkretes Beispiel, dann nimm dir gerne die Frau-Chefin-Seite vor. Worin bist du Expertin und was findest du hier, was nicht perfekt ist? (Innerlich graut es mir zwar jetzt ein bisschen davor, aber ich weiß, es bringt dich weiter).

Es gibt in meinen Augen keinen Grund, dass du dich schlecht fühlst, wenn du eine Arbeit ablieferst, die für dich vielleicht nicht perfekt, sondern nur nahezu perfekt ist. Ich bin mir sicher, du hast alles gegeben und dich voll reingekniet.

Und wenn dich in Zukunft dein eigener Perfektionismus überrennt, denk daran: Du bist die Expertin, die Leute kommen zu dir, weil sie deine Expertise wünschen und nicht irgendein in deinem Kopf existierendes Bild von Perfektionismus, das du für dich nicht erreichen kannst.

Wann bist du zuletzt in die Perfektionismus-Falle getappt? Wie perfektionistisch bist du? Und hast du schon die Frau-Chefin-Seite auseinander genommen?

Werde jetzt Teil der Frau-Chefin-Backstage-Crew und verpasse keine neuen Inhalte mehr!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert