„Tu du!“ So lernst du Aufgaben abzugeben, auch wenn du das eigentlich gar nicht möchtest

Alltag als Selbstständige

Wir als selbstständige Frauen sind meistens Einzelkämpferinnen, die mit Herzblut an ihrem Business arbeiten. Wir behüten unser Unternehmen wie einen wertvollen Schatz und ziehen es groß wie ein Baby. Wir sind die Chefin, der Boss, die wichtigste Person unserer Selbstständigkeit und was wir so gar nicht wollen, ist, dass jemand anderes in unserer Vision rum werkelt. Aufgaben abgeben? Kommt gar nicht in Frage! Doch es gibt Wege, wie du es dennoch schaffst, Aufgaben abzugeben, auch wenn du das eigentlich gar nicht so richtig möchtest.

Ich mache dir nichts vor: Früher oder später wird es auch dir passieren. Du sitzt in deinem Homeoffice und verzweifelst an der Masse der vor dir liegenden Aufgaben. Was auch kein Wunder ist, denn als Einzelkämpferinnen müssen wir so viele Aufgaben bewältigen, da würde so mancher Manager mit den Ohren schlackern. Buchhaltung, Rechnungsstelle, Poststelle, Telefondienst, Marketing, Webseitenpflege, Kreativschmiede, Chefin und und und. All das vereinen wir als Selbstständige in einer Person. Eigentlich verrückt, oder?

Was viele von uns allerdings leider überhaupt nicht beherrschen (weil wir es nicht können, oder nicht wollen), ist, zu delegieren. Also das, was Manager und auch Männer besonders gut können.

Auch mir ging es so

Bis vor wenigen Monaten ging es mir nicht anders. Ich wollte unbedingt alles selbst schaffen, ich wollte diejenige sein, die alles auf die Reihe bekommt. Lob war mein Applaus für schlaflose Nächte, vollgepackte Tage und durchgearbeitete Wochenenden.

„Lob war mein Applaus für schlaflose Nächte, vollgepackte Tage und durchgearbeitete Wochenenden.“

Die Sache ist jedoch die, dass ich irgendwann mehr oder weniger kapitulierte. Nicht, weil ich es selbst nicht hätte machen können (einlernen , selber machen, Geld sparen sind mein Ding), sondern weil ich merkte, dass ich schlichtweg einfach wahnsinnig viel Zeit dafür brauche. Zeit, die ich für andere Dinge brauche, die (noch) wichtiger sind. Und dafür fehlten mir dann irgendwann die Nerven. Ich bin nämlich nicht nur jemand, der gerne alles selbst und möglichst perfekt machen will, sondern auch noch schnell fertig sein möchte.

Am neuen Bloglayout habe ich acht Monate gearbeitet. Ich habe bestimmt fünf Mal alles über den Haufen geworfen, neu angefangen, Texte zehn Mal geschrieben (meine Über mich Seite zum Beispiel). Den Veröffentlichungstermin habe ich gefühlte zwanzig Mal verschoben und so gingen die Monate ins Land. Irgendwann habe ich eingesehen, dass das alles keinen Sinn hat und ich zum Schluss erst 2020 das neue Blogdesign fertig habe. Ich habe mir Hilfe geholt und gefunden: Corina sollte ab sofort meine WordPress-Expertin sein und Manuela sich um die Design-Higlights kümmern. Ich lagerte somit die Dinge aus, in die ich mich erst hätte einarbeiten müssen und wofür ich (eigentlich) keine Zeit und Nerven hatte.

Im Nachhinein gibt es nur eine Sache, die ich bereue: Dass ich nicht schon früher nach Hilfe gesucht habe. Dass ich so dickköpfig und stur meinen Stiefel alleine durchziehen wollte. Deshalb möchte ich sämtliche Ausreden, die üblicherweise auftauchen, aus der Welt schaffen, damit auch du endlich Aufgaben abgeben kannst, auch wenn du das eigentlich gar nicht richtig möchtest.

Mit „Tu du!“ schaffst du dir eine Menge Freiraum

Wir Chefinnen lieben es, den Überblick zu haben. Das ist für viele von uns eine DER Dinge, die unsere Selbstständigkeit auszeichnen. Wir wollen (oftmals nach mehreren Festanstellungen) endlich zeigen, was wir alles drauf haben, dass wir so viel mehr können und dazu auch niemand anderes brauchen. Wir sind die Königinnen unseres Business!

Doch was so machtvoll klingt, hat im Alltag oft seine Tücken. Denn viele von uns haben nicht nur sich und ihr Business, sondern auch noch eine Familie, Freunde, Hobbys und und und. Vielleicht hast du auch schonmal gedacht: „Mensch, wenn ich das doch nicht alles selbst machen müsste!“ und letztendlich hast du es doch gemacht, weil du deine Aufgaben eigentlich gar nicht abgeben möchtest (kann ja eh keiner besser als ich), oder niemanden hast (an wen soll ich das denn abgeben).

Die Sache ist doch die: Es gibt dich und mich und alle anderen Frauen nur einmal. Wir ticken alle unterschiedlich, haben andere Arbeitsweisen, Ansichten, Fähigkeiten, Talente, Schwerpunkte und Erfahrungen. Es ist daher einfach unmöglich, dass eine Zusammenarbeit auf Anhieb funktioniert! Aber: Wenn wir eine Person an der Hand haben, die versteht, was wir uns wünschen und wie sie uns helfen soll, dann sparen wir unheimlich viel Zeit und können uns um unsere Kernaufgaben kümmern. Auch das ist „Chefin sein“.

Warum „Tu du!“ so oft nicht klappt – Ausrede 1: Ich will gar nicht abgeben!

Vielleicht wärst du eine wunderbare Führungsperson, die sensationell Aufgaben anleiten kann, aber in deinem tiefsten Inneren willst du einfach nichts auslagern. Du weigerst dich mit Händen und Füßen. Dafür kann es mehrere Gründe geben:

1. Du fühlst dich dann nicht mehr so wichtig.

Das ist jedoch totaler Quatsch, denn du bist die Chefin und ohne dich gäbe es das Unternehmen gar nicht. Du bist das Gesicht deiner Selbstständigkeit und die wichtigste Person!

2. Du willst niemanden mit doofen Aufgaben belästigen.

Das ist natürlich sehr fürsorglich von dir, bringt aber weder dich noch dein Business weiter. Und hast du schonmal darüber nachgedacht, dass das, was du nicht gerne machst, vielleicht die Berufung einer anderen Selbstständigen ist? Es gibt Menschen, die es tatsächlich lieben, aufzuräumen und Steuerkram zu machen 😉

3. Du empfindest es als persönliche Niederlage, nicht alles alleine zu schaffen.

Das kann ich sehr gut nachempfinden. Allerdings bringt es nichts, wenn du Tag und Nacht schuftest, dich jahrelang aufopferst und irgendwann zusammenbrichst, nur weil du nach außen unbedingt vermitteln wolltest, dass du alles alleine im Griff hast.

4. Du willst allen zeigen, wie beschäftigt du bist.

Gerade Frauen, die vom Homeoffice aus arbeiten, wird gerne unterstellt, sie würden doch gar nicht richtig arbeiten, weil sie ja „nur“ zuhause sitzen. Du und ich wissen, dass das absoluter Schwachsinn ist. Natürlich kannst du nach außen vermitteln, dass du unheimlich beschäftigt bist und total unter Zeitdruck stehst, indem du nicht am Sport teilnimmst, Freunde versetzt, zu spät beim Kindergarten ankommst oder permanent am Smartphone hängst, während deine Tochter ihren ersten Purzelbaum schlägt. Tatsache ist, dass du dir damit selbst Stress machst – Stress, der absolut überflüssig ist!

Ausrede 2: Keiner außer mir kann das so gut wie ich!

Vielleicht hast du dich auch schon öfter mal beim Jammern ertappt, wie stark du angespannt bist, aber dass an ein Abgeben der Aufgaben nicht zu denken sei,

  • weil die anderen ja keine Ahnung haben, wie ich oder der Kunde das will
  • weil ich ja schonmal Aufgaben abgegeben habe, aber die Ergebnisse nicht so waren, wie ich mir das vorgestellt habe
  • weil keiner außer mir weiß, wie das geht
  • weil, bis ich das jemandem erklärt habe, ich es auch gleich selbst machen kann
  • weil, wenn ich es nicht selbst mache, es nicht so perfekt ist, wie ich das haben möchte.

Wie ich oben schon geschrieben habe: Dich und mich gibt es nur einmal. Natürlich wird es niemanden geben, der genauso arbeitet wie wir selbst, aber es gibt viele Menschen da draußen, die Aufgaben vielleicht anders, aber deshalb nicht schlechter lösen. Und letztendlich zählt doch das Ergebnis und nicht der Weg, oder?

Ausrede 3: Ich habe keinen, an den ich abgeben kann!

Du bist die Chefin in deinem Unternehmen und vielleicht dazu noch Einzelkämpferin. „Unter dir“ gibt es niemanden, da es keinen Mitarbeiter gibt und somit keine Hierarchie. Doch Aufgaben abzugeben, ist keine Frage der Hierarchie, denn das Schöne an der Selbstständigkeit ist doch auch, mit anderen Selbstständigen zusammen zu arbeiten!

lernen Aufgaben abzugebenDu kannst Aufgaben an andere selbstständige Frauen abgeben und so ihnen dabei helfen, an ihrem Traum zu arbeiten, in dem du ihnen Arbeit gibst. Du kannst Menschen um Unterstützung bitten und sie nach ihren Talenten Aufgaben machen lassen (Familie, Freunde, Selbstständige). Und du kannst dir technische Helfer ins Haus holen (Staubsauger-Roboter, programmierbare Waschmaschine).

Außerdem biete ich dir mit der Frau-Chefin-Facebook-Gruppe die Möglichkeit, auf direktem Weg dein Anliegen zu posten. Du suchst jemanden? Dann schreibe das in die Gruppe!

Ich kann dir nur ins Gewissen reden: Bring dich nicht von vornherein um den genialsten und einfachsten Weg zu mehr Zeit, nur weil du sagst: „Ich habe niemanden, an den ich abgeben kann!“. Überlege dir stattdessen, wie es doch gehen könnte und fange noch heute an die Weichen zu stellen, damit du morgen mehr Zeit für die Dinge hast, die dir wichtig sind!

Ausrede 4: Ich habe kein Geld dafür!

Das ist einer DER Gründe, warum selbst willige Aufgabendelegiererinnen oftmals am Ende doch alles selbst machen. Und ich kann es verstehen: Auch ich habe lange damit gehadert, ob ich diese Investition mit dem neuen Blogdesign tatsächlich machen möchte. Schließlich bin ich mit Herzblut Sparerin und zu tiefst schwäbisch veranlagt (was die Sparsamkeit betrifft. Den Dialekt beherrsche ich überhaupt nicht 😉 ). Aber ich sage dir, sie war es jeden Cent wert!

Ich kann dir nur sagen: Sehe „Tu du!“ als Investition in dich, dein Business und vor allem in deine freie Zeit. Nutze diese dann dafür, was dir wichtig ist. Entweder für Kernaufgaben, die wirklich nur du machen kannst, für Fortbildungen, oder auch als Freizeit und Erholung. Ich weiß, am Anfang ist das nicht leicht. Auch ich habe echt geschluckt, als ich die ersten Angebote hatte. Besonders schwer ausgeatmet habe ich, weil der Stundensatz der Damen zwar absolut fair und normal war, aber deutlich über meinem lag. Das musste gut durchdacht werden.

Du musst ja nicht direkt anfangen mit solch aufwändigen, großen Dingen. Du kannst auch erstmal sich wiederholende kleine Aufgaben abgeben und nach und nach mehr. Und wenn das Business dann richtig läuft das nochmals ausbauen. Alles alleine machen zu wollen, ist der größte Fehler von uns Selbstständigen und letztendlich der Freifahrtschein in die komplette Erschöpfung.

Wie ist es bei dir: Hast du bereits Aufgaben abgegeben? Ist es dir schwer gefallen? Oder denkst du darüber nach, in Zukunft Aufgaben abzugeben?

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2 Gedanken zu „„Tu du!“ So lernst du Aufgaben abzugeben, auch wenn du das eigentlich gar nicht möchtest

  1. Vielen Dank für diesen tollen Artikel! Darin finde ich mich aktuell totoal wieder.
    Ich habe mich nebenbei Selbstständig gemacht und wolte alles ganz alleine machen. Jetzt ist mein Modeunternehmen fast ein halbes Jahr alt und ich bin an einem Punkt angekommen wo ich Aufgaben einfach abgebene muss. Und ich habe mich damit angefreundet. Denn jetzt habe ich den Rücken wieder frei für Dinge in die ich mich nicht einarbeiten muss und das steigert meine Produktivität.
    Ich kann es jedem nur ans Herz legen Aufgaben abzugeben.

    1. Liebe Nadine,

      das ist ein super Schritt! Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Business. Und wenn du mal weitere Tipps & Tricks brauchst, du weißt, wo du sie finden kannst 😉

      Liebe Grüße
      Isabelle

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