Elternzeit: Kann ich als Selbstständige einfach ein Jahr Pause machen?

Alltag als Selbstständige

In einer Festanstellung ist alles klar geregelt: Es gibt vor und nach der Geburt einen Mutterschutz, dann gibt’s Elterngeld. Zumindest in der Theorie wird die alte Stelle für einen frei gehalten, so dass man nach der Elternzeit die Möglichkeit hat, wieder in den Beruf einzusteigen. Als Selbstständige ist das leider anders.

Wenn man schwanger ist, dann ist man der glücklichste Mensch auf der Welt. Man malt sich die gemeinsame Zukunft rosarot aus, träumt davon, wie wohl alles werden wird und geht natürlich ganz klar davon aus, dass man ein friedliches, ruhiges und stets gut gelauntes Kind haben wird, das sich nichts besseres vorstellen kann, als gemeinsam mit Mama im Homeoffice zu sein.

Ob kurz oder schon lange selbstständig: Du hast enorm viel Zeit und Herzblut in den Aufbau deines Business gesteckt. Du hast Hürden gemeistert, bist in Fettnäpfchen getreten, hast vieles andere zurückgesteckt, manchmal auch dich dabei vergessen. Du hast Erfolgserlebnisse gefeiert, Ziele erreicht, bist über dich hinaus gewachsen.

Und auf einen Schlag – mit dem positiven Schwangerschaftstest – kommt alles ins Trudeln. Auf der einen Seite freut man sich auf den neuen Lebensabschnitt, die neuen Herausforderungen und auf das Baby. Doch neben all den schönen Gedanken und Träumen, die man sich so ausmalt, schleichen sich im Laufe der Zeit immer mal wieder kleine Zweifel und Sorgen ein.

Was bedeutet die Elternzeit für meine Selbstständigkeit?

Nach aktuellem Stand gibt es keinen Mutterschutz. Sprich, du darfst rein gesetzlich so lange arbeiten, bis du Wehen bekommst. Solltest du einen Beruf haben, der das gesundheitlich nicht zulässt (wie zum Beispiel ich), dann musst du entweder sehr erfinderisch werden, oder dich „selbst in den Mutterschutz schicken“ – Verdienstausfall inklusive.

„Und auch wenn die Elternzeit und die Aussicht auf ein Jahr Pause eine durchaus feine Sache ist, bleiben ein paar Bedenken.“

Und auch wenn die Elternzeit und die Aussicht auf ein Jahr Pause – ganz ohne Termindruck, beruflichem Stress und Nachtschichten (die werden dann einfach anders genannt) – eine durchaus feine Sache ist, bleiben ein paar Bedenken.

Für mich als Selbstständige steht dabei eine große Frage im Vordergrund: Wie soll es mit meiner beruflichen Zukunft weitergehen?

Werden meine Auftraggeber auf mich warten, wenn ich einige Monate aussetze?
Werden sie Verständnis haben?
Werde ich nach der Elternzeit einigermaßen auf dem selben Level wieder einsteigen können?
Muss ich wieder bei Null anfangen?
Werde ich annähernd wieder so erfolgreich mein eigenes Business führen können, wie bisher?
Wie viel werde ich bis dahin verpasst haben und mir neues Wissen aneignen müssen?
Kann ich es mir überhaupt leisten, nicht zu arbeiten?
Will ich das Wagnis überhaupt eingehen?

Fragen, die man sich als Festangestellte in der Regel nicht stellt.

Tatsache ist: Die Zeit zwischen deinem letztem Job und deinem Wiedereinstieg bleibt vielleicht für dich in gewisser Weise stehen, aber nicht für deine Kunden und Auftraggeber. So viel ist sicher. Sie werden versuchen, dich zu ersetzen, denn ihr Business geht weiter. Und du kannst nicht erwarten, dass sie auf dich warten.

Elternzeit SelbststaendigeEine Kombination aus Elternzeit und Selbstständigkeit ist für mich ideal!

Zu diesem Entschluss bin ich gestern Abend gekommen, als ich diesen Artikel anfing zu schreiben. Mit meiner Selbstständigkeit ein ganzes Jahr auszusetzen, kann ich mir nicht vorstellen. Ich mag meinen Beruf und bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich habe so viel Herzblut in diesen Blog gesteckt und will ihn trotz Kind und neuer Herausforderungen nicht vernachlässigen. Und ich bin mir sicher, ganz ohne Arbeit, würde mir auch etwas fehlen.

Ich werde also versuchen, bestmöglich meine Selbstständigkeit mit Kind und Familie zu vereinbaren. Es gibt viele Frauen, die das geschafft haben, warum nicht auch ich?

Wir Selbstständigen haben darüber hinaus einen großen Vorteil: Wir können selbst bestimmen, ob und wieviel wir arbeiten wollen. Und auch wenn wir einige Richtlinien einhalten müssen, wenn wir in Elternzeit sind und Elterngeld beziehen, sind wir doch nach wie vor unsere eigene Chefin und das ist auch gut so!

Welche Erfahrungen hast du als Selbstständige in Bezug auf Elternzeit gemacht? Ich freue mich, von dir in den Kommentaren mehr zu erfahren!

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6 Gedanken zu „Elternzeit: Kann ich als Selbstständige einfach ein Jahr Pause machen?

  1. Ich habe meine Kinder 2, 3 und 4 als Selbständige der schreibenden Zunft bekommen. Eine komplette Auszeit wollte und konnte ich mir nicht leisten. Ich arbeite bis heute um die Bedürfnisse der Kids drumherum und parallel dazu. Das ist schwer, aber machbar. Die Existenzangst ist immer da. Aber ich kann mit ihr leben. Dafür genieß ich die Freiheit, die die Selbständigkeit mir und der Beziehung zu den Kids beschert. ZB ständige Erreichbarkeit für Ansprache und Reflexion, Reibung und mehr.

  2. Hallo Isabelle,
    die Elternzeit war für meine Selbstständigkeit ein ganz wichtige Zeit, die ich sehr genossen habe. Ich konnte Neues ausprobieren und hab gleichzeitig den Kontakt zu meinen bisherigen Auftraggebern gehalten. Auch jetzt noch, wo meine Kinder im Kindergarten und in der Schule sind, bin ich froh, dass ich mir meine Zeit so einteilen kann, dass ich meine Familie und meine beruflichen Ziele gut unter einen Hut bekomme.
    Ich wünsche dir viel Erfolg für die Zukunft und deine kleine Familie,
    Gudrun

  3. Dann ist ja die neue Elterngeld-Plus-Sache wie geschaffen für dich. Ich sitze im selben Boot, ja, eigentlich alle Selbstständigen, und da bin ich froh um diese neue Option. Zumal eine Ü1-Kita-Situation fern von garantiert ist.

    1. Ja, bei uns gibt es die gar nicht. Erst ab drei Jahren können die Kids in den Kindergarten – und eine Nachmittagsbetreuung, wie wir sie bräuchten, gibt es auch nicht. Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt. Aber grundsätzlich ist die Elterngeld-Plus-Sache eine gute Idee.

      Viele Grüße
      Isabelle

  4. Ich hatte auch die aberwitzige Idee arbeiten mit Kind dabei klappt doch bestimmt. Ja, wenn das Kind so zwischen 6 Monaten und einem Jahr (falls es dann noch nicht läuft) alt ist und sehr geduldig, dann mag das gehen. Aber tagtäglich und dann auch wirklich etwas schaffen, was wichtig ist?
    Weder zuhause noch hier auf der Arbeit habe ich wirklich etwas zustande gebracht, wenn meine Tochter dabei war.
    Wir haben für uns jetzt den Kompromiss gefunden, dass sie dreimal die Woche zur Tagesmutter geht (viel besserer Betreuungschlüssel als KiTa, Randzeiten auch ohne weiteres möglich; hier mögen das sogar viele, weil sie dann zu ihren 5 regulären Kindern noch nachmittags Jemanden in den Randstunden nehmen können und damit mehr verdienen als nur mit 5 Kindern) und einmal wird sie innerhalb der Familie betreut, den letzten Tag muss sie dann einfach mit und da mache ich dann eher Sachen, die keine 100% Konzentration erfordern.

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