Du brauchst kein Studium, um erfolgreich zu sein. Oder: Worauf du dich wirklich konzentrieren solltest.

Fragen Selbstständigkeit, selbstständig machen

„Ohne Abitur und Studium kann man nichts werden!“. Das ist leider eine Meinung, die viele Eltern vertreten – und wovon mittlerweile auch viele Jugendliche überzeugt sind. Weißt du was? Das ist totaler Quatsch! Du brauchst kein Studium, um erfolgreich zu sein, aber es schadet auch nicht.

Du bist Mitte 20. Gerade fertig mit deinem Studium und du denkst, die Business-Welt liegt dir nun zu Füßen. Doch Fehlanzeige. Du hältst dich mit Übergangsjobs über Wasser, machst zwischendurch etwas ganz Anderes, um dann irgendwann darüber nachzudenken, ob du dich selbstständig machst.

Kommt dir das bekannt vor? Ja? Dann gehörst auch du zu der Generation „Studium-aber-ich-mach-jetzt-was-ganz-anderes“.

Aber keine Sorge, so wie dir ergeht es jedes Jahr zig anderen Frauen, die die sogenannten „weichen Studienfächer“ studiert haben. Sie studieren das, was sie interessiert, aber leider bietet das in den meisten Fällen eine geringe berufliche Perspektive. Sie sind gut, bestehen mit Glanznoten, starten aber nach dem Abschluss in eine andere berufliche Richtung. Manchmal gewollt, manchmal weil es sich so ergibt.

So ähnlich war das auch bei mir. Ich habe unter anderem Musikinformatik mit Schwerpunkt Audio und Video studiert und war felsenfest davon überzeugt, dass ich damit als Ton- und Videotechnikerin durchstarten könnte. Der Anfang lief ganz gut mit einer Festanstellung als Tontechnikerin. Auch den Start in die Selbstständigkeit hatte ich erfolgreich gemeistert. Du sagst jetzt bestimmt: „Bei dir ist das doch super gelaufen! Du hast doch alles richtig gemacht!“. Ich gebe dir Recht. Auch ich denke oft:

Eigentlich ist doch alles super gelaufen.
Eigentlich hab ich doch alles richtig gemacht.
Eigentlich.

Wären da nicht die ständigen Predigten, dass ich nicht das richtige Studium in der Tasche habe, um mehr zu erreichen, ich nicht qualifiziert genug bin, um eine Leitungsposition anzunehmen, ich diese und jene Grundlagen auf dem Papier nicht erfülle, um Verantwortung zu übernehmen. Blablabla. Ehrlich gesagt: Es nervt mich gewaltig.

Mich nervt es, dass alternative Wege in unserem System als „falsch“ angesehen werden. Immer irgendwelche Scheine notwendig sind und wir dadurch in eine Kiste gepresst werden, die uns austauschbar und ersetzbar macht und uns jede Individualität nimmt.

Natürlich möchte ich, dass – wenn ich einen Elektriker brauche – dieser sein Handwerk versteht. Aber mir ist es dabei egal, ob er Elektrotechnik studiert hat, Elektriker gelernt hat, oder einen artverwandten Beruf. Hauptsache er macht seinen Job richtig und gut. Mal davon abgesehen: Hast du einen Handwerker schonmal nach seinen Qualifikationen gefragt? Also ich nicht…

Es gibt zahllose Beispiele von erfolgreichen Menschen, die Erfolg hatten, obwohl sie ihr Studium abgebrochen haben, nie studiert haben, oder nicht einmal eine Ausbildung hatten. Was ich jetzt nicht empfehlen möchte. Was ich dir damit sagen will:

Es geht nicht darum, was auf dem Papier steht, sondern darum,
was du kannst, wie du dich verkaufst und dass du an dich glaubst!

Und genau da fängt meistens das Problem an. Wir denken viel zu oft, dass wir ohne das „richtige“ Studium, den passenden Schein, dieses und jenes Zertifikat niemals auf dem Markt bestehen können. Dass wir ohne all diese Papiere, die uns eine Menge Geld und Zeit kosten, niemals in der „oberen Liga“ mitspielen können, niemals erfolgreich sein können und schon gar nicht ernstgenommen werden bei dem, was wir tun.

Das ist Bullshit! Du brauchst kein Studium, um erfolgreich zu sein!

Alles, was du brauchst, ist dein unaufhaltsamer Wille und deine Leidenschaft für das, was du tust. Wenn du jetzt denkst: „Wofür zur Hölle, habe ich eigentlich studiert? Mein Studium ist nichts wert!“ Auch da kann ich dich beruhigen.

Während deines Studiums hast du nämlich nicht nur fachspezifische Dinge gelernt, sondern vor allem Fähigkeiten, die dir in deiner Selbstständigkeit helfen: Organisation, Disziplin, strukturiertes und termingerechtes Arbeiten und das Überwinden von Hürden. Dieses Können hast du nun auf einem Blatt Papier bescheinigt. Herzlichen Glückwunsch!

Ich kenne genug Menschen, die den selben Beruf ausüben wie ich. Sie sind bis auf eine Außnahme alles Männer. Sie verdienen alle den selben Tagessatz, aber: Sie haben ALLE einen anderen Ausbildungweg!

Bei uns Frauen wird gerne gesagt, dass wir nicht qualifiziert genug sind.
Bei Männern heißt das: Er hat Erfahrungen über den Tellerrand hinaus und bereichert die Firma mit seinen übergreifenden Kenntnissen.

Wichtig ist, dass du den Menschen, denen du deine Dienstleistung, oder dein Produkt verkaufst, vermittelst, dass du weißt, wovon du redest. Du deine Berufserfahrung einfließen lässt und zeigst, dass du Ahnung von dem hast, was du machst und deine Fähigkeiten demonstrierst!

Wenn nicht du an dich glaubst, wer macht es dann?

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6 Gedanken zu „Du brauchst kein Studium, um erfolgreich zu sein. Oder: Worauf du dich wirklich konzentrieren solltest.

  1. Da bin ich ganz Ihrer Meinung! Ich kenne genug Menschen, die zwar studiert haben, aber heute in einem ganz anderen Bereich erfolgreich selbständig sind. Ein Studium hätte es dafür gar nicht gebraucht. Bildung schadat natürlich nie. Aber manche Menschen sind in einer Ausbildung doch viel besser aufgehoben. Es ist schade, dass viele glauben, eine Ausbildung würde für den Erfolg nicht ausreichen. Insbesondere hier in Deutschland haben wir doch ein sehr gutes Ausbildungssystem.

  2. Sehr schöner Artikel. Bildung ist absolut wichtig, aber sie bezieht sich nicht nur auf den Schulabschluss, das Studium oder die Ausbildung. Das, was uns als Person ausmacht, ist das, was wir darüber hinaus lernen, erfahren, ausprobieren, an dem wir scheitern und Erfolg haben… Und hier würde ich mir ein bisschen mehr Offenheit in unserer Gesellschaft wünschen für Menschen, deren beruflicher Weg nicht so gradlinig verläuft, sondern sie auch auf Abwege führt. Gerade wir hier in Deutschland haben über die Jahre ein Bildungssystem entwickelt, was auch über den zweiten oder dritten Bildungsweg funktioniert, wenn denn derjenige will 🙂

    Wen’s interessiert mehr über meine Gedankenwelt zu dem Thema zu erfahren: http://ins-netz-gegangen.info/schule-vs-fussball

    1. Liebe Susanne,

      ich gebe dir vollkommen recht: Viel zu oft stoße ich an die Grenze, an der mir gesagt wird, ich hätte nicht „die richtige Aubildung“. Nun, ich habe vielleicht nicht Abschluss XY auf dem Papier bestätigt, kann aber vieles gleichgut oder sogar besser als mancher Kollege, der sich das auf dem Papier hat bescheinigen lassen. Sollte ich es nicht mehr erleben, hoffe ich, dass sich die Einstellung dazu für die zukünftigen Generationen ändert.

      Liebe Grüße
      Isabelle

  3. Ein guter Artikel,
    wir haben in unserer Firma etliche Kollegen, die was ganz anderes gelernt haben als sie jetzt tun. Kunststück, unser Beruf ist leider kein anerkannter, demnach kann man ihn nicht erlernen. Aber unser Hauptverkäufer ist z.B. eigentlich ein KFZ-Meister usw.
    Ich persönlich habe zwei Studiengänge abgebrochen, beides Fernstudium, aber ich habe einfach gemerkt, das liegt mir nicht, Theorie ist gut und schön, aber ich möchte lieber in der Praxis wirken.
    Nun habe ich also gerade mal eine abgeschlossene Berufsausbildung und nicht viel mehr vorzuweisen, was mich ehrlich gesagt auch immer daran gehindert hat, mich anderweitig umzuschauen oder mich selbstständig zu machen. Jetzt tue ich es trotzdem, aus anderen Gründen, aber ich bin umso überzeugter, dass ich das packe als jemals zuvor.
    Ich finde für die persönliche Entwicklung Seminare oder Workshops bei einem Coach viel sinnvoller als ein Studium zu einem Fachthema, was ich hinterher evtl. nicht mehr brauche.

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