Die Mädchenfalle ist eine ganz tückische Falle. Auf der einen Seite lauern individuelle Probleme, die scheinbar in unseren Genen stecken. Auf der anderen schlagen strukturelle Probleme zu. Und tagtäglich tappen wir in sie hinein. Auch du!
Wir Frauen haben es echt nicht leicht. Uns fehlt nicht nur ein Y-Chromosom, sondern wir werden auch ständig unterschätzt, sofern es nicht um die Anzahl unserer Schuhe geht. Und selbst mit High-Heels und knallrotem Lippenstift entgehen wir nicht dem Dilemma, andauernd übersehen zu werden.
Die gute Nachricht ist: Wir können dafür gar nichts! Die schlechte ist: Wir akzeptieren das und machen auch noch mit. Aber fangen wir mal ganz von vorne an:
Mädchenfalle 1: Die Erziehung
Das Problem an der Mädchenfalle ist, dass wir im Prinzip ab dem Zeitpunkt der Geburt in sie hineinerzogen werden. Wir sollen brav sein, gut aussehen, nett und freundlich sein. Dem kleinen Bruder sollen wir alles durchgehen lassen, beim Streiten nachgeben und immer gerecht teilen. (Ich spreche da aus Erfahrung). Um das Gesamtbild der wohlerzogenen, perfekten Tochter zu komplettieren, sind wir bescheiden und fleißig, entwickeln einen Hang zum Perfektionismus und zur Selbstausbeutung. Und legen dabei jeden Hauch von Coolness ab (oh, ja).
Mädchenfalle 2: Wir wählen „weiche“ Studienfächer
Uncool legen wir auch bereits die ersten Grundsteine für unsere Karriere. Wir trauen uns zu wenig zu, wählen die „weichen Studienfächer“ und streben Berufe an, die etwas verschönern oder uns unterhalten statt etwas zu erfinden und zu bewegen. Wenn es ganz doof läuft, arbeiten wir auch nicht unserer Qualifikation entsprechend, sondern finden uns irgendwann als Nur-Ehefrau oder in der Mutterfalle wieder.
Mädchenfalle 3: Unser Steuersystem und männliche Seilschaften
Top ausgebildet starten wir dann scheinbar erwachsen ins Berufsleben und tappen sofort in die nächste Mädchenfalle: Der Staat belohnt mit seinem Steuersystem berufstätige Frauen, die sich mit der Rolle als „Dazuverdienerin“ zufrieden geben. Männer geben im Berufsleben den Ton an und wir müssen uns im Geflecht der männlichen Seilschaften irgendwie behaupten, ohne darauf vorbereitet zu sein.
Mädchenfalle 4: Wir sind zu schnell zufrieden
Und damit nicht genug! Wenn wir einen coolen Job ergattert haben, mit dem wir zufrieden sind, haben wir sofort das nächste Problem: Wir sind zu schnell zufrieden und sitzen prompt in der nächsten Mädchenfalle.
Ein Dienstwagen? Wie peinlich!
Mehr Gehalt fordern? Lieber nicht!
Wir haben nicht den Wunsch nach Macht und Einfluss, sondern streben nach etwas Sinnvollem und einer interessanten Tätigkeit. Wir verlassen uns auf unseren Fleiß, weil wir wissen, dass wir unsere Arbeit gut machen. Dabei vergessen wir aber, auch mal die Ellenbogen auszufahren und im Machtgerangel der Männer mitzumischen.
Mädchenfalle 5: Wir delegieren nicht gerne
Sowohl im Job als auch Zuhause kennen wir das Problem: Wir predigen nicht hundertmal, was wie gemacht werden soll, sondern machen es lieber gleich selbst. Bevor der Mann Zuhause den Staub überhaupt erst entdeckt, haben wir ihn schon längst wieder beseitigt und regen uns darüber auf, dass wir das immer machen müssen. Wir halsen uns Berge an Arbeit auf, beuten uns selbst aus und wundern uns dann, warum wir fix und fertig sind.
Oh Mist!
Wenn du jetzt am Boden zerstört bist, weil du festgestellt hast, dass du auch in jede genannte Mädchenfalle getappt bist, dann keine Panik. Ich habe fast alle Fallen mindestens einmal durch gemacht und habe es trotzdem noch zu etwas gebracht.
Auch ich war und bin die strebsame, gutmütige große Schwester, die mit Glanznoten ihr weiches Studium beendet hat. Auch ich verliere in viel zu vielen Fällen das Gerangel mit den Männern um Jobs, oder eine gute Bezahlung. Ich gebe nicht gerne Arbeit ab, weil ich immer das Gefühl habe, es selbst perfekter zu machen und ja, auch mit Gehaltsverhandlungen stehe ich auf Kriegsfuß.
Und das Schlimme ist, ich weiß, dass das noch lange nicht alle Fallen sind…
…Wir sind zu nett, lächeln uns die Sorgen weg und können schlecht Nein sagen. Wir haben nicht den Mut, das zu sagen, was wir meinen, sondern reden alles gerne schön(er). Und wir wollen lieber kuscheln, als mit jemandem konkurrieren – und womöglich noch schlechte Stimmung verbreiten.
Und jetzt?
Mit diesem Wissen bleibt uns nichts anderes übrig, als an uns selbst zu arbeiten. Du hast dich bestimmt in dem ein oder anderen Punkt wiedergefunden. Vielleicht ist dir hier und da ein Licht aufgegangen. Weil es mir nicht anders geht, habe ich eine Liste (auch sowas typisch mädchenhaftes) erstellt, mit der ich mich tagtäglich daran erinnere, wo ich mir selbst im Weg stehe.
Und hier ist meine ich-will-nicht-länger-in-die-Mädchenfalle-tappen-Liste:
- Überlege dir genau, was deine Ziele sind
- Lerne Sachen abzugeben, auch wenn sie nicht so perfekt sind, wie du sie gerne hättest
- Überlege genau, bevor du wieder in die Harmoniefalle tappst
- Lerne auch mal nein zu sagen
- Manchmal sind Konflikte notwendig, um weiter zu kommen. Also kämpfe!
- Überlege genau, ob so viel Perfektionismus notwendig ist
- Im „Urlaub“ arbeiten? Gönne dir auch mal eine Pause!
- Zuerst kommt mein Leben, dann der Job
Diese Liste soll dir in erster Linie als Anhaltspunkt dienen, da sie auf meinen persönlichen „Schwächen“ aufbaut. Du kannst sie natürlich erweitern, verbessern und abändern. Ganz wie du es brauchst – und wenn du magst, mir davon berichten. Ich bin gespannt, was du für dich mitnehmen kannst!
Und, in welche Mädchenfalle bist du schon getappt?
2 Gedanken zu „Achtung, Mädchenfalle!“