Werbung. Du hast es geschafft: Dein Startup ist beim Finanzamt gemeldet, du hast die erste Hürde gemeistert, bist stolz wie Bolle und willst jetzt voll durchstarten. Alles, was dir dazu noch fehlt sind ein Logo, Visitenkarten, Flyer, Broschüren, Aufkleber und Briefpapier. Oder doch nicht?
Wenn du dich gerade erst selbstständig gemacht hast, erschlägt dich die Fülle an Marketingmitteln förmlich. Alles sieht toll aus, alles verlockend und bei allem wird dir gesagt, dass du das ganz unbedingt brauchst, um dich als Unternehmerin mit deinem Business am Markt zu etablieren – oder überhaupt sichtbar zu werden.
Weißt du was, das ist Quatsch?
Warum? Weil du zu Beginn und in vielen Fällen sogar nach Jahren nicht alles brauchst! Und du dann auch leider viel Geld aus dem Fenster wirfst.
Was du allerdings auf jeden Fall und ganz unbedingt brauchst, ist eine Corporate Identity!
Schließlich möchtest du mit deinem Marketingauftritt einen Wiedererkennungswert schaffen. Du möchtest, dass man mit einem Farbschema, einer Schriftart, einem Symbol und einem Mix aus alldem dich und dein Unternehmen erkennt. Zusammengefasst wird das als Corporate Identity.
Sobald du weißt, wie dein Erscheinungsbild aussehen soll, geht es ans Eingemachte. Und damit kommen auch gleich die Fragen auf:
Brauche ich ein Logo?
Ja, unbedingt! Wenn du möchtest, dass du langfristig einen Wiedererkennungswert aufbaust, kommst du um ein Logo nicht drumherum. Das Logo kann aus einem Schriftzug bestehen (z.B. Coca Cola), oder einem Symbol (z.B. Apple). Für welche Art du dich entscheidest bleibt einzig dir überlassen. Du solltest allerdings darauf achten, dass dein Logo zu deinem Business passt und schnell klar wird, in welcher Branche du dich bewegst.
Wenn du jetzt denkst „hey, Frau Chefin hat doch auch kein Logo!“ gebe ich dir vollkommen recht und das war im Nachhinein betrachtet auch ein Fehler. Dafür habe ich mich vom ersten Tag an für ein einprägsames Bild entschieden, das bis dato als Wiedererkennungswert seinen Zweck erfüllt. Bei Fräulein i. hatte ich allerdings vom ersten Tag an ein Logo, das mittlerweile nicht nur zahlreiche Reaktionen hervorgerufen hat, sondern auch wiedererkannt wird – sogar ohne Schriftzug.
Benötige ich Visitenkarten?
Bei einem Offline-Business absolut! Gerade als Auslage in deinem Geschäft, oder um nach einem Meeting einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen sind Visitenkarten super. In manchen Branchen zählt auch das Überreichen der Visitenkarte beim ersten Treffen zum guten Ton.
Die Meinungen gehen bei einem Online-Business auseinander. Viele sagen, dass man ausschließlich digital unterwegs ist, was auch absolut legitim ist. Andere schwören darauf, dass Visitenkarten auch im Online-Business unverzichtbar sind.
Ich konnte in meinem Fall auch unterschiedliche Haltungen festmachen: Als Fräulein i. bin ich sowohl offline als auch online unterwegs. Dort hat sich meine Visitenkarte durchaus bezahlbar gemacht. Für Frau Chefin habe ich vor zwei Monaten genau zehn Kärtchen gedruckt (Zuhause am Drucker) als Pilotprojekt für eine Veranstaltung. Und – du wirst es dir schon denken – ich habe bis heute noch alle zehn Visitenkarten.
Brauche ich Flyer und Broschüren?
Das kommt auf dein Business an. Sprich, bist du online oder offline unterwegs? Möchtest du lokal Kunden erreichen? Gehst du auf Messen etc.?
Solltest du ein reines Online-Business haben, sind meiner Meinung nach Flyer und Broschüren absolut unnötig.
Auch bei einem offline Business bin ich davon überzeugt, dass du mit diesen Werbemitteln langfristig wenig erreichst. Flyer sind dann sinnvoll, wenn du zum Beispiel ein Blumengeschäft eröffnest und die ansässige Bevölkerung mit Flyern im Briefkasten (Achtung, rechtlich ist da einiges zu beachten!) darauf aufmerksam machen möchtest.
Für beide gilt: Du hast weniger Möglichkeiten, potenzielle Kunden zu erreichen, weil deine Reichweite gering ist und du hast einen deutich höheren Zeitaufwand (die Flyer müssen schließlich auch in die Auslagen kommen). Außerdem bietet das Internet zahlreiche Möglichkeiten. Du könntest zum Beispiel einen Flyer oder eine Broschüre als pdf auf deiner Webseite anbieten. Dadurch sparst du nicht nur Zeit und Kosten, sondern lockst potenzielle Kunden auch auf deine Homepage.
Solltest du regelmäßig auf Messen vertreten sein, würde ich dir zu Flyern und/oder Broschüren raten. Besuchern wird es dadurch leichter gemacht, sich Zuhause noch an dich und dein Produkt zu erinnern und dann alle weiteren Informationen aus dem Internet zu ziehen.
Mein Tipp: Wenn du nicht möchtest, dass das teure Papier gleich wieder im Papierkorb landet, locke deine Besucher mit einem Rabattcode, oder einem Link zu deiner Internetseite, auf der sie sich ein Freebie mit einem Code herunterladen können.
Benötige ich Briefpapier?
Zugegeben, es sieht professioneller aus. Trotzdem finde ich, dass du Briefpapier nicht benötigst. Vor allem zu Beginn kannst du dein Logo bzw. deinen Schriftzug mit Adresse etc. einfach mit auf das Papier drucken. Heutzutage wird ohnehin vieles per Mail abgearbeitet und nur noch wenig per Post verschickt. Du solltest langfristig auf jeden Fall abwägen, ob sich die Kosten für dich wirklich lohnen. Bei mir wäre das bis heute nicht so gewesen. Außerdem solltest du beachten, dass ein Umzug bedeutet, dass du neues Briefpapier drucken lassen musst.
Brauche ich Aufkleber?
Kommt auf dein Business an. Ich habe zum Beispiel auf jedem Werkzeug, Adapter, Kabel und Koffer einen Fräulein i. Aufkleber, damit sofort ersichtlich ist, dass er mir gehört. Gerade wenn Material von Firmen gemischt wird, ist das unverzichtbar.
Bei einem reinen Online-Business sind meiner Meinung nach Aufkleber sinnlos. Und auch bei einem Offline-Business solltest du abwägen, ob eher du Aufkleber haben möchtest, weil du total auf diese Klebeteile abfährst, oder ob sie wirklich einen sinnbringenden Nutzen haben. Um nochmal auf das Beispiel des Blumengeschäfts zurück zu kommen: Hier könntest du beispielsweise Aufkleber drucken lassen, die du auch als Preisschild verwendest.
Deine Entscheidung
Solltest du dich für eine oder mehrere Möglichkeiten entschieden haben, kannst du dich übrigens mit ruhigem Gewissen an eine Online-Druckerei wenden. Die sind mittlerweile sehr gut, schnell in der Lieferung und dazu auch noch preiswert. Meine Erfahrungen waren durchweg sehr positiv. Schau einfach mal im Internet, es gibt dazu zahlreiche Anbieter. Ich kann dir zum Beispiel Cewe-Print, oder Flyeralarm empfehlen.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel bei deiner Entscheidung weiterhelfen. Wenn du schon mitten in deiner Selbstständigkeit stehst: Welche Erfahrungen hast du gemacht? Berichte mir davon in den Kommentaren 🙂
Hihi – ich hatte als freiberufliche Grafikerin tatsächlich 4 Jahre keine Visitenkarten, weil sich mein Name aufgrund einer Hochzeit geändert hatte, und ich schlicht und ergreifend nicht dazu gekommen bin, neue Karten drucken zu lassen :-).
Allerdings hatte ich noch kleine Spiralblöcke mit meiner Adresse. Diese habe ich dann immer bei den Interessenten gelassen.
Der Vorteil: diese Blöcke kommen beim Kunden immer wieder zum Einsatz und man bleibt so in Erinnerung. Und der Druck kostet heutzutage auch nicht mehr so viel.
Beim Briefpapier lasse ich immer nur den Hintergrund drucken. Die Daten drucke ich dann per Vorlage über meine Faktura oder per Word ein. So kann ich das Briefpapier super auch für andere Gelegenheiten nutzen. Und wenn sich die Daten ändern, muss ich nur meine digitale Vorlage ändern.
Bei meinen Angeboten und Rechnungen bin ich immer sehr eigen – da stehe ich auf schönes Papier mit schönen Umschlägen 🙂 Ich kaufe sogar immer farblich passende Briefmarken.
Naja, irgendeinen Spleen hat jeder Mensch…
Aber wie in deinem Artikel beschrieben: Meist lässt man zu Beginn definitiv viel zu viel drucken 🙂
Viele Grüße
Mirjam
Hallo Mirjam,
deine Idee mit den Spiralblöcken finde ich wirklich super! Werde ich mal drüber nachdenken. Das Problem mit den sich ändernden Daten kenne ich. Auch meine Visitenkarte müsste geupdatet werden…ähäm…
Und was deinen Briefmarkenspleen betrifft: Ich bin dabei 😉
Viele Grüße
Isabelle
Ich glaube es ist nicht schlimm sein Logo noch zu ändern oder erst später eins zu haben. Besser etwas später und dafür gut. Ich studiere zwar Kommunikationsdesign, aber ich persönlich lege darauf keinen großen Wert. Meine Kunst ist bisher nur ein Hobby, das ab und zu ein wenig Geld bringt. Wenn ich es irgendwann ernst meine, werde ich mein – zugegeben sehr schäbiges Logo – überarbeiten. Wenigstens würde im Fall einer Heirat sich nichts am Begriff ändern… der Nachname meines Freundes beginnt auch mit G. 😀
ich finde es immer nett, etwas praktisches oder subtil schönes zu überreichen. Also etwas, das sie benutzen oder (weil es nicht zu stark nach Werbung aussieht) für eine Weile aufbewaren. Ich habe sogar schon Visitenkarten aufgehoben, die ich gar nicht brauchte, die aber so cool gemacht waren, dass ich sie als Inspiration behalten wollte. Sonst fliegen Visitenkarten bei mir sofort in den Müll.
Liebe Grüße > sara