Verliebt in einen Kollegen? Ein absolutes No-Go? Scheinbar. Zumindest in einem Angestelltenverhältnis. Monatelange Heimlichtuerei. Die Angst vor Tuschelei und Spott der Kollegen. Und wie ist das als Selbstständige?
Ich gebe es zu. Es hat mich erwischt. Mit voller Breitseite. Einfach so, ohne Vorwarnung. Und wie könnte es anders sein: Natürlich bei der Arbeit. Natürlich? Nein, nicht für mich. Bisher war ich absolute Gegenerin von Kollegen-Pärchen. Also nicht, dass ich niemandem sein Glück gegönnt habe. Überhaupt nicht! Nur für mich kam das absolut nicht in Frage. Ich hatte keine Lust auf Heimlichtuereien. Mir war allein die Vorstellung schon zu anstrengend. Und was, wenn es doch nicht hält? Dann muss man auch noch zusammen arbeiten. Furchtbare Vorstellung.
Das Wort „Kollege“ hat in unserem Fall eine andere Bedeutung. Vielleicht arbeitet man einen Tag miteinander, versteht sich super, trifft sich aber nie mehr.
Das Wort „Kollege“ hat in unserem Fall eine andere Bedeutung. Vielleicht arbeitet man einen Tag miteinander, versteht sich super, trifft sich aber nie mehr. Oder man sieht sich hin und wieder bei einem Job und arbeitet in derselben Branche bzw. dem selben Berufszweig. Wenn überhaupt. Bei einigen Berufen (vielleicht bei deinem?) hat man weniger mit Arbeitspartnern zu tun, als mit Auftraggebern. Vielleicht arbeitet man gemeinsam an einem Projekt und verliert sich dann aus den Augen. Oder auch nicht.
Da es mich voll erwischt hat, will ich diesen Mann auf gar keinen Fall verheimlichen, sondern der ganzen Welt präsentieren. Eigentlich. Aber auch als Selbstständige habe ich zunächst mit genau den selben Gedanken gehadert, die ich mit einer Pärchen-unter-Kollegen-Kombination in einer Festanstellung hatte. Was, wenn ein Auftraggeber das nicht befürwortet? Verliere ich dann Aufträge? Was, wenn sich der Auftraggeber nicht mit meinem Freund versteht? Was, wenn die Kollegen denken „was hat sie denn da für einen Typen angeschleppt“?
Schließlich dauerte der Weg, bis ich ihn nach und nach in meine Arbeitswelt einführte, mehrere Monate. Erst habe ich privat von ihm erzählt, dann auf Nachfrage beruflich, dann habe ich ihn auf einen Job mitgenommen und schließlich empfohlen.
Auf diesem langen Weg ist mir eines klar geworden: Ich war vielleicht etwas zu übervorsichtig und muss meine frühere Einstellung über den Haufen werfen. Ich habe zu kurz gedacht. Denn:
Es hat unglaubliche Vorteile, wenn der eigene Partner den selben bzw. ähnlichen Beruf ausübt:
- Vorausgesetzt er ist gut in seinem Job, dann wirst du von ihm weiter empfohlen, seine Empfehlung hat Gewicht und deine Bekanntheit wächst.
- Aufträge, die er nicht mehr annehmen kann, kann er an dich weitergeben (und umgekehrt).
- Du profitierst von seiner Berufserfahrung und entwickelst dich schneller weiter.
- Auf die Dinge, die er als Selbstständiger reingefallen ist, fällst du (hoffentlich) nicht nochmal rein. Zumindest kann er dich davor warnen…
- Er kennt die Tipps und Tricks, die man in eurem Job braucht und verrät sie dir.
- Hürden in der Selbstständigkeit meistert ihr ab sofort gemeinsam.
- Wenn du bei einem Projekt nicht weiterkommst, liefert er dir neue Denkansätze.
- Er versteht, warum du verrückte Arbeitszeiten hast und hat damit (meistens) kein Problem.
- Wenn du dich über irgendeinen Job auskotzt, kann er das voll und ganz nachvollziehen.
- Man hat jemanden an seiner Seite, dem man zu hundert Prozent vertraut.
- Wenn du mal wieder leidest, dass das Finanzamt Geld abgebucht hat, leidet er mit.
- Es ist unglaublich schön, mit jemandem zusammenzuarbeiten, den man in allen Wesenszügen kennt.
Mein Fazit lautet daher:
Verliebt in einen Kollegen zu sein, ist als Selbstständige kein Tabu.
Es ist eine Bereicherung, sowohl für dein Herz, deine Seele, als auch dein Business.