Als Frau in einer Männerdomäne – so ist es wirklich!

Fragen Selbstständigkeit, selbstständig machen

In manchen Berufen braucht man eine Lupe, um unter all den Männern eine Frau zu finden. Auch ich bin in meinem Beruf als Tontechnikerin eine Exotin. Oftmals haben wir mit vielen Vorurteilen und veralteten Ansichten zu kämpfen. Dennoch lieben wir unseren Beruf und machen gerne, was wir tun. Hindernisse sind schließlich da, um sie zu überwinden. Doch wie ist es wirklich, als Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten?

Als Frau in einer Männerdomäne ist man Exotin und schwarzes Schaf zugleich. Auf der einen Seite muss man sich tagtäglich behaupten, auf der anderen profitiert man angeblich von einem „Mädchenbonus„. Auch, wenn dieser gering ausfällt. Wir kämpfen gegen Windmühlen und müssen erstmal unseren Platz in der Männerwelt finden. Im Laufe der Zeit, ist mir aufgefallen, dass es ein grundlegendes Problem gibt:

Strebt man als Frau in einem Männerberuf keine Karriere an, wird man überhaupt nicht ernst genommen. Möchte man Karriere machen, gilt man als verbissen und unweiblich.

Für manche Männer war es auch schwer zu ertragen, nun eine Frau im Team zu haben. Mann muss sich plötzlich benehmen… Aber nachdem die Fronten geklärt waren, entspannte sich das Arbeitsverhältnis schnell und jeder machte das, wofür er da war – seinen Job. Und das ganz ohne Argwohn.

Was uns als Frau in einer Männerdomäne von Anfang an klar sein muss, ist, dass wir unsere Stellung im Team erstmal erarbeiten müssen. Manchmal auch bei jedem Job aufs Neue. Es ist ein ständiges Kräftemessen.

Fakt ist: Wenn man als Frau den Weg in eine Männerdomäne wählt, stößt man immer wieder auf Hindernisse.

Nicht nur, dass man versucht, weder als karrieregeil und unweiblich, noch als Mitläuferin, die ihren Job nicht ernst nimmt, wahrgenommen zu werden. Oftmals wird uns Frauen auch nicht zugetraut, Arbeiten genauso gut und effizient zu erledigen, wie unsere männlichen Kollegen. Wobei dieses Problem selten an den Kollegen selbst, sondern eher an den Auftraggebern festzumachen ist.

Auch werden Männer oft bevorzugt, da ihnen vom Geschlecht her Führungsstärke zugetraut wird. So passiert es nicht selten, dass eher ein Praktikant (weil männlich) nach der Lösung eines Problems gefragt wird, als ich. Als Frau muss man erstmal die Chance bekommen, sich zu beweisen. Und darauf müssen wir leider oft sehr lange warten – oder mit enormer Willenskraft die Ellenbogen ausfahren und über zig weitere Hürden springen.

Als Frau in einer Männerdomäne muss man jeden Tag kämpfen. Mit Vorurteilen, falschen Tatsachen, fehlenden physischen Möglichkeiten – und leider auch mit den eigenen Erwartungen.

Da kommt es leider auch immer wieder vor, dass man die Hauptarbeit macht und am Ende nicht die Loorbeeren einsackt – sondern ein Mann.

„Da kommt es leider auch immer wieder vor, dass man die Hauptarbeit macht und am Ende nicht die Loorbeeren einsackt – sondern ein Mann.“

Ein kleines Beispiel: Bei einer Open-Air-Veranstaltung habe ich drei Tage lang die Hauptarbeit im Bereich „Ton“ geleistet. Schließlich kam irgendwann die Presse und hat einen Artikel über die Technik vor Ort verfasst. Drei Mal darfst du raten, wer interviewt wurde. Nicht ich. Sondern ein Kollege, der nur wenige Stunden vor Ort war.

Verstehe mich nicht falsch, ich bin wahrhaftig nicht scharf darauf, in den Medien zu erscheinen und so einen Hauch von Ruhm einzuheimsen. Allerdings habe ich einen Gerechtigkeitssinn, der mir sagt, dass derjenige Vorrecht hat, der die Hauptarbeit leistet – egal, ob Mann oder Frau.

maennerdomaeneWir Frauen werden von den Männern ständig getestet.

Meiner Meinung nach kann man als Frau in jedem Beruf Erfolg haben, wenn man Interesse, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen mitbringt. Sind diese drei Faktoren nicht vorhanden, würden wir auch in jedem weiblich geprägten Beruf früher oder später scheitern.

Genauso ist es verständlich, dass wir als Frau uns erstmal unseren Platz in der Männerwelt erkämpfen müssen – viel anders ist es auch nicht, wenn ein neuer Kollege „zum Rudel stößt“. Und auch wenn es hin und wieder einfach ärgerliche Situationen gibt, die einen nachhaltig beschäftigen, so finde ich es sehr angenehm, mit Männern zusammen zu arbeiten.

Ich habe meinen Platz gefunden, werde akzeptiert und wie ein gleichwertiges Mitglied eingebunden. Bei neuen Kollegen muss man natürlich erstmal die Verhältnisse klar machen. Aber das ist normal und empfinde ich als weniger tragisch.

Außerdem gibt es auch Vorteile: Es ist dir wirklich niemand böse, wenn man mal was nachfragt, oder zugibt, dass man manche Dinge nicht machen kann. Besonders rücksichtsvoll werden die werten Herren übrigens, wenn man schwanger ist 😉 Scheinbar werden da irgendwelche Beschützerinstinkte ausgelöst, was wirklich sehr schön und zum Teil fast herzerweichend ist.

Und zu guter Letzt…

Bei all dem Wahnsinn sollten wir eines nicht vergessen: Wir sind Frauen und das ist auch gut so. Wir können uns an den Erfolgen und Herangehensweisen der Männer orientieren, sollten aber unseren eigenen Weg finden und dabei authentisch und weiblich bleiben. Sonst sind wir letztendlich nichts anderes als eine Kopie mit zwei X-Chromosomen – und wer will das schon sein?

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15 Gedanken zu „Als Frau in einer Männerdomäne – so ist es wirklich!

  1. Das kommt mir sooo bekannt vor.
    Meine Branche ist absolut Männer-dominiert, das zeigt alleine schon das Design vieler Produkte bzw. die Art und Weise, wie sie funktionieren.
    Und dann soll man diese Produkte noch verkaufen, ganz schlimm sind da so Männer um die 60+ die sich natürlich nicht gut beraten fühlen von einer weiblichen Mitzwanzigerin.
    Lustigerweise passiert das eher im Geschäft, besucht man die Herren zuhause im eigenen Reich sind die plötzlich alle ziemlich zahm.

  2. Das kommt mir sooo bekannt vor.
    Meine Branche ist absolut Männer-dominiert, das zeigt alleine schon das Design vieler Produkte bzw. die Art und Weise, wie sie funktionieren.
    Und dann soll man diese Produkte noch verkaufen, ganz schlimm sind da so Männer um die 60+ die sich natürlich nicht gut beraten fühlen von einer weiblichen Mitzwanzigerin.
    Lustigerweise passiert das eher im Geschäft, besucht man die Herren zuhause im eigenen Reich sind die plötzlich alle ziemlich zahm.

  3. Ich frage mich, ob es nicht umgekehrt ähnlich ist, als Mann im „Frauenberuf“. Kann ich nix dazu sagen. Ich kann ja auch nix dafür, dass ich Mann und Tontechniker bin. 😉

    Wobei ich das auch als Mann erlebe, dass man da erst mal sich behaupten muss, die Verhältnisse klarstellen, usw. – schließlich arbeiten ganz viele „Ungelernte“ in dem Job. Oder machen das nicht hauptberuflich. Wie ich auch. Und wenn man dann auf einen anderen trifft, dann ist die Grundannahme des anderen leider oft „oh wieder so nen ahnungsloser Hobbyist“. Dann müssen erst mal die Geschlechtsteile zwecks Größenvergleich ans Tageslicht geholt werden. Oh wie ich es jedes Mal hasse.

  4. Ich frage mich, ob es nicht umgekehrt ähnlich ist, als Mann im „Frauenberuf“. Kann ich nix dazu sagen. Ich kann ja auch nix dafür, dass ich Mann und Tontechniker bin. 😉

    Wobei ich das auch als Mann erlebe, dass man da erst mal sich behaupten muss, die Verhältnisse klarstellen, usw. – schließlich arbeiten ganz viele „Ungelernte“ in dem Job. Oder machen das nicht hauptberuflich. Wie ich auch. Und wenn man dann auf einen anderen trifft, dann ist die Grundannahme des anderen leider oft „oh wieder so nen ahnungsloser Hobbyist“. Dann müssen erst mal die Geschlechtsteile zwecks Größenvergleich ans Tageslicht geholt werden. Oh wie ich es jedes Mal hasse.

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