Krankenversicherung: Gesetzlich oder privat? Das musst du als Selbstständige beachten

Alltag als Selbstständige

Werbung. Wenn du in den Startlöchern deines eigenen Business steckst, kommen viele Fragen und Entscheidungen auf dich zu. Eine davon ist die Wahl deiner Krankenversicherung. Gesetzlich oder privat? Welche soll es in Zukunft sein? Weil die Frage nicht so einfach zu beantworten ist, habe ich dir hier meinen kleinen Leitfaden als Entscheidungshilfe.

Sind wir doch mal ehrlich: Der Start mit dem eigenen Business ist schon turbulent genug. Man hat unglaublich viel zu tun, hat noch keine Routine entwickelt und muss sich in so manches erstmal reinfinden und einlernen. Während wir wissen, dass eine Betriebshaftpflichtversicherung unheimlich wichtig ist, schieben wir die Entscheidung für die richtige Krankenversicherung gerne auf die lange Bank.

Klar, denn wir sind ja auch erstmal versichert. Da liegt es nahe, alles zunächst beim Alten zu lassen und sich um dieses dröge Thema irgendwann zu kümmern. So dachte ich und bin damit kaum drei Monate später gewaltig auf die Nase gefallen.

Fakt ist, in Deutschland herrscht für alle Bürger eine Krankenversicherungspflicht – entweder bei einer privaten Krankenversicherung oder bei einer gesetzlichen Krankenversicherung. Tatsache ist aber auch, dass es da gewaltige Unterschiede gibt und es auf eine Vielzahl an Faktoren ankommt, die man bei der Wahl beachten sollte.

Als Gründerin oder Selbstständige hast du dabei die Wahlfreiheit und kannst dich entweder für eine private Krankversicherung oder für eine freiwillige gesetzliche Mitgliedschaft entscheiden. Diese Möglichkeit bekommst du ab dem Zeitpunkt, in dem du dein Gewerbe oder freiberufliche Tätigkeit angemeldet hast.

Grundlegendes zur gesetzlichen und privaten Krankenversicherung

In Deutschland sind rund 90 Prozent der hier Lebenden bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert. Als Selbstständige hast du grundsätzlich die Wahl und kannst dich zwischen einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung entscheiden. Arbeitnehmer, also Angestellte, haben diese Möglichkeit erst ab einem Monatseinkommen von aktuell 4.800 Euro.

Während bei Arbeitnehmern die Hälfte der Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung – ohne Zusatzbeitrag – vom Arbeitgeber gezahlt wird, hast du es als Selbstständige ein wenig schwerer. Grundsätzlich musst du die Kosten für deine Beiträge, die für dein Einkommen bis zur Beitragsbemessungsgrenze von aktuell 4.350 Euro anfallen, komplett selbst tragen.

Eine private Krankenversicherung kann gerade für Jüngere, gesunde, vor allem gutverdienende, günstiger als die gesetzliche Alternative sein. Aber: Ein späterer Wechsel zurück in die gesetzliche Versicherung ist meist nicht einfach. Ein weiterer Nachteil: Im Alter steigen die Beiträge und somit auch die finanzielle Belastung.

Tarife der Krankenversicherungen

„Als Existenzgründerin kannst du beispielsweise mit einem günstigen Tarif starten.“

Ein großer Vorteil der privaten Krankenkassen: Die Tarife sind meist recht flexibel und du kannst deine gewünschten Leistungen individuell zusammenstellen, je nach Bedarf und finanziellen Möglichkeiten.

Als Existenzgründerin kannst du beispielsweise mit einem günstigen Tarif starten, indem du einige Leistungen reduzierst (ob das jetzt gut, oder schlecht ist, musst du für dich entscheiden). Hast du die Gründungsphase erfolgreich überstanden, kannst du in einen leistungsstärkeren Tarif der privaten Krankenversicherung wechseln und von besseren Leistungen profitieren. Auf diese Weise hast du darüber hinaus die Möglichkeit, mehr Leistungen als bei der gesetzlichen Absicherung zu haben.

Die gesetzliche Krankenversicherung basiert hingegen auf dem Solidaritätsprinzip: Jeder zahlt abhängig vom Einkommen, und jeder erhält die gleichen medizinisch notwendig und sinnvollen Leistungen, unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation.

Auch werden bei den gesetzlichen Krankenkassen keine (Vor-)Erkrankungen oder das Alter bei der Berechnung des Beitrags einkalkuliert, wie das bei privaten Tarifen der Fall ist – bei letzteren zahlen Versicherte mit einer chronischen Erkrankung und somit höheren Behandlungskosten beispielsweise einen höheren Beitrag.

Sprich, in der gesetzlichen Krankenversicherung zahlst du, unabhängig von deinem Alter und Gesundheitstzustand, knapp 16 Prozent deines beitragspflichtigen Einkommens an die Krankenkasse. Hinzu kommen etwaige Zusatzbeiträge. Der Krankenkassenbeitrag beträgt als Selbstständige somit zwischen 400 und 800 € pro Monat.

Wenn du überlegst, dich privat zu versichern, solltest du auch bedenken, dass du beim Arzt und in der Apotheke immer in Vorleistung gehen musst – die Kosten werden erst im Nachhinein mit der Versicherung abgerechnet. Bei gesetzlich Versicherten läuft das unkomplizierter, denn hier rechnen Arzt und Apotheker die gesetzlichen Leistungen direkt mit der Kasse ab.

Wie unterscheiden sich die private und gesetzliche Krankenversicherung bei Schwangerschaft und mit Familie?

Gesetzlich versicherte Selbstständige, die einen Anspruch auf Krankengeld haben, erhalten vor und nach der Geburt Mutterschaftsgeld. Um jedoch Krankengeld beziehen zu können, musst du vor (!) deiner Schwangerschaft zu deiner Versicherung auch das Krankentagegeld abschließen. Für eine gesetzliche Versicherung mit Krankengeldbezug zahlen Selbstständige meist nur einen geringfügig höheren Beitrag als für eine Versicherung ohne Krankengeldanspruch. Privatversicherte Selbstständige haben hingegen nur einmalig Anspruch auf Mutterschaftsgeld in Höhe von 200€.

Krankenversicherung SelbststaendigeFamilienangehörige (Kinder und Ehepartner) mit geringem Einkommen sind in der gesetzlichen Krankenversicherung kostenlos mitversichert, bei Privatversicherten müssen sich diese selbst versichern, was ebenfalls höhere Kosten bedeutet. Wenn du als Selbstständige eine Familie hast oder eine gründen möchtest, hast du also bei einer gesetzlichen Versicherung finanzielle Vorteile, da für Kinder kein zusätzlicher Versicherungsbeitrag fällig wird.

Auch beim Elterngeld gibt es Punkte, die für die gesetzliche Krankenkasse sprechen, vor allem, wenn während des Bezugs nur wenige weitere Einkünfte vorliegen: Als Selbständige zahlst du während des Bezugs von Elterngeld – solange du Einnahmen von höchstens 991,67 Euro monatlich hast – nur einen Krankenkassenbeitrag von aktuell rund 177 Euro. Das Elterngeld wird bei den Einnahmen für die Berechnung des Beitrags nicht eingerechnet. Der Kassenbeitrag ist während der Elternzeit somit deutlich niedriger als der normale Mindestbeitrag, der bei Selbstständigen ohne Gründungszuschuss bei aktuell rund 400 Euro im Monat liegt.

Als privatversicherte Selbstständige musst du deinen Beitrag wie vereinbart weiterzahlen, auch wenn deine Einnahmen niedriger als vorher sind. Hier gibt es bei einigen privaten Versicherungen aber die Möglichkeit, in bestimmten Tarifen für eine Zeitlang nach der Geburt einen niedrigeren oder gar keinen Beitrag zu zahlen. Eine allgemeine Regelung gibt es aber nicht, das musst du individuell mit deiner Versicherung klären.

Die Hauptunterschiede zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung auf einen Blick:

  • Leistung: Das Leistungsspektrum ist bei der privaten Krankenversicherung individuell anpassbar und auch deutlich umfangreicher.
  • Kosten: Die Beitragshöhe richtet sich bei der gesetzlichen Krankenkasse nach dem Erwerbseinkommen, bei der privaten nach Alter und Gesundheitszustand.
  • Zuzahlungen: Bei der gesetzlichen Krankenversicherung musst du bei Medikamenten, stationärer Behandlung sowie Heilpraktiker- und Zahnersatzleistungen grundsätzlich zuzahlen. bei der privaten Versicherung kommt es auf dein Leistungsspektrum an.
  • Selbstbeteiligung: Diese kann bei der privaten Krankenversicherung selbst angepasst werden, um entsprechend Kosten zu reduzieren.
  • Schwangerschaft: Freiwillig gesetzlich versichert mit Krankentagegeld-Vereinbarung bekommst du Mutterschaftsgeld. Privatversicherte haben diesen Anspruch nicht.
  • Familienversicherung: Bei der gesetzlichen Krankenversicherung sind Familienmitglieder mit keinem oder geringfügigen Einkommen kostenlos mitversichert.
  • Beitragsrückerstattung: Solltest du nicht zum Arzt gehen, kann dir ein teil der Beiträge zurückerstattet werden.
  • Wechsel: Ein Wechsel von der privaten Krankenversicherung in die gesetzliche ist nur bedingt möglich. Dazu zählt beispielsweise, wenn du deine Selbstständigkeit wieder aufgibst.
  • Krankheit: Bei der gesetzlichen Krankenversicherung ruht der Beitrag bei längerer Krankheit. Bei privaten Versicherungen zahlst du weiter.

Grundsätzliche Überlegungen solltest du bei deiner Wahl einbeziehen:

Bevor du dich zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung entscheidest, solltest du neben dem konkreten Beitragssatz oder Tarif noch einige weitere Faktoren miteinbeziehen:

  • Ist es sicher, dass mein Einkommen gleich bleibt oder steigt, sodass mit zunehmendem Alter auch wachsende Kosten für eine private Krankenversicherung finanzierbar bleiben (denn ein späterer Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung ist nicht immer problemlos möglich)?
  • Habe ich eine chronische Erkrankung oder Vorerkrankungen, die einen privaten Versicherungstarif ansteigen lassen würden?
  • Habe ich Kinder oder einen Partner, den ich kostenfrei mitversichern möchte – oder plane ich, in Zukunft eine Familie zu gründen?
  • Bin ich bereit, Zeit dafür aufzubringen, meine Arzt- oder Medikamentenausgaben mit einer privaten Krankenversicherung abzurechnen?
  • Habe ich immer den finanziellen Puffer, beim Arzt und in der Apotheke in finanzielle Vorleistung zu gehen?

Anmerkung zum Schluss

Da ich keine Expertin auf diesem Gebiet bin, habe ich mir ein wenig Hilfe geholt: Die Siemens-Betriebskrankenkasse SBK hat mich beraten und mir die entsprechenden Informationen zur Verfügung gestellt. Die SBK ist eine der größten Betriebskrankenkassen Deutschlands und gehört zu den 20 größten gesetzlichen Krankenkassen. Als gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige gibt es außerdem z.B. die Techniker Krankenkasse, IKK, AOK, Barmer. Als private Versicherungen gibt es u.a. die Hanse Merkur, Debeka, Gothaer.

Außerdem ist dieses Thema nicht nur sehr wichtig, sondern auch sehr individuell, so dass ich dir rate, vor Abschluss verschiedene Meinungen und Beratungen einzuholen.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht ins Dunkel bringen 🙂

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