Im Portrait: Kea von Garnier – Grafikerin und Bloggerin von "Hello Mrs Eve"

Kea von Garnier hello mrs eve

50% Feingeist und 50% Freigeist, Liebhaberin von Wind und Wolken, zweifache Katzen-Mama, Grafikerin im Alltag und Schriftstellerin im Herzen. Das ist Kea von Garnier. Im Interview mit Frau Chefin erzählt sie, was sie als freiberufliche Grafikerin besonders macht, warum ihre Blogs „Hello Mrs Eve“ und „thirtyplus“ für sie auch berufliche Standbeine sind und wieso das Leben wie Ebbe und Flut ist.

Du bist seit 2012 selbstständig als Grafikdesignerin und Illustratorin. Wie kam es dazu, dass du dich selbstständig gemacht hast? Was war ausschlaggebend für deine Entscheidung?

Das war mehr spontanes Bauchgefühl, als langfristig geplant: Ich wollte der Tretmühle entkommen ;). Freunde aus höheren Semestern, die nach dem Abschluss in Werbeagenturen untergekommen waren, erreichte ich regelmäßig abends um 21 Uhr noch am Schreibtisch. In der Kreativbranche werden gerade die AbsolventInnen gerne verheizt,  der Druck ist hoch, die Work-Life-Balance kennt man nur vom Hören-Sagen.

Ich dachte mir also: Wenn nicht jetzt, wann dann? Nach dem Studium ist der Lebensstandard sowieso noch bescheiden, man hat wenig zu verlieren – ich hab mir zwei Jahre gegeben, um zu gucken, wie es läuft.

Du hast u.a. einen Master in Media und Design Management. Was hast du aus deinem Studium ins Berufsleben mitgenommen? Hattest du das Gefühl, auf das Arbeitsleben vorbereitet zu sein?

Ich hatte im Studium eher den Eindruck, dass wir genau auf das Agenturdasein zugesteuert werden, das ich nicht wollte. Für meine Freiberuflichkeit fühlte ich mich suboptimal vorbereitet – klar, die technischen Fähigkeiten, die Grafikprogramme,  die gestalterischen Grundlagen, damit war ich ausgerüstet. Was in meinem Rucksack aber definitiv fehlte, waren Vorstellungen von Angebotskalkulation, Kunden-Akquise oder Buchhaltung. Aber das lernt man dann eben, während man es tut 🙂

Grafikdesigner gibt es sehr viele in Deutschland. Was macht dich und dein Business besonders?

Was ich von meinen KundInnen immer wieder höre, ist das Lob für meine Fähigkeit, genau zuzuhören. Ich möchte die Menschen, für die ich arbeite, mit einem Design in die Welt hinausschicken, mit dem sie sich wohl fühlen – und ihnen nicht meinen eigenen Stil aufdrücken. Grundlage meiner Corporate Design Arbeit ist deshalb immer eine intensive Konzeptphase, in der ich mit den Kunden zusammen bis zum Markenkern tauche – ist der gefunden, lassen sich die Schätze wie Logo und Website leichter heben.  Daraus entsteht eine sattelfeste Gestaltung, die auch nach Jahren noch zum Business passt und nicht jedes Jahr ein Re-Launch braucht.

Der zweite Punkt wäre meine Liebe zum Detail. Ich berate gerne auch zu Papiersorten und Druckveredelungen oder mache Verbesserungsvorschläge für die Texte, die ich gerade setze –  denn diese Details sind am Ende das Tüpfelchen auf dem i.

Kea von Garnier - hellomrseve

Als Freiberufler heißt es oft, man soll feste Rituale haben. Wie startest du in den Tag?

Um 7 Uhr morgens mit meiner digitalen Meditationsgruppe, dem 7 AM Club – hier gibt es von der wunderbaren Laura Seiler eine geführte Dankbarkeitspraxis und eine kurze Meditation. In dieser halben Stunde tanke ich viel positive Energie und Kraft für den Tag! Danach geht’s direkt zum Frühstücken, in meinem Fall warmer Haferbrei mit Vanille, denn ohne Brennstoff läuft mein Motor morgens überhaupt nicht.

Nach der Dusche mit fruchtigem Shampoo sondiere ich dann bei einem ersten Tee die Lage auf dem Blog, beantworte Kommentare und poste ein bißchen Interior Inspiration auf Facebook. Wenn das Glöcklein in der Kirche gegenüber um 9 Uhr bimmelt, startet mein Grafikerinnen-Alltag.

Welche Eigenschaften sollte deiner Meinung nach eine Person haben, die selbstständig ist, oder sich selbstständig machen möchte?

Grundsätzlich glaube ich, dass man in Vieles hineinwachsen. Gerade wir Frauen sind oft noch zu zögerlich und trauen uns zu wenig zu – aber die Eigenschaften für eine erfolgreiche Selbstständigkeit kann man in sich auch wachkitzeln. Für mich zählen dazu:

Durchhaltevermögen, die Fähigkeit, seine eigenen Ideen zu verkaufen, Selbstmotivation und die Bereitschaft, die Verantwortung für alle beruflichen Fragen auf den eigenen Schultern zu tragen. Denn die Freiheit, die die Selbstständigkeit mit sich bringt und die meine angestellten Bekannten manchmal neidisch beäugen, kauft man für einen Preis. Man muss aushalten können, keine Sicherheit zu haben. Aber daran gewöhnt man sich tatsächlich mit der Zeit! Und auch die Sicherheit, die wir sonst zu haben glauben, ist natürlich letzten Endes eh Illusion – also, go for it!

Neben deiner Selbstständigkeit findet man dich als Bloggerin unter „Hello Mrs Eve“ und „Thirtyplus“. Siehst du das Bloggen als Beruf und zweites Standbein für dich?

Ja, das tue ich – aber mehr in die Zukunft gerichtet. Aktuell verdiene ich den Großteil meines Einkommens immer noch mit klassischer Grafik. Aber ich sehe die Zeit, die ich in den Blog stecke, durchaus auch als berufliche Investition. Ob direkt durch Werbe-Kooperationen oder Kontakte, die entstehen: Ein Blog kann durchaus ein zweites Standbein sein, das sich lohnt. Neben tollem Content, der die LeserInnen zu WiederholungstäterInnen macht, braucht man vor allem eins: Durchhaltevermögen. Über Nacht berühmt werden die Wenigsten, am Ball bleiben ist für den Erfolg unerlässlich.

Kea von Garnier - Hello Mrs Eve

Dein Blog „Hello Mrs Eve“ beschäftigt sich mit nachhaltigem Interior Design. Was genau kann man sich darunter vorstellen und wie bist du auf die Idee gekommen, darüber zu schreiben?

Das war eine notwendige Umstellung für mich, die meiner inneren Veränderung Rechnung getragen hat. Ich habe ein Jahr lang „handelsüblich“ gebloggt: Kooperationen, Blogger-Events, Gastbeiträge, all das mit konventionell produzierenden Firmen.

Privat habe ich mich in dieser Zeit rückbesonnen auf meine Teenie-Zeit als Umweltschützerin. Und konnte dann irgendwann morgens nicht mehr in den Spiegel gucken und weitermachen bei diesem „immer schneller, immer mehr“. Wer mit dem Bloggen Geld verdient, ist Teil einer gewaltigen Werbeindustrie, die zu immer weiterem Konsum verführen will. Ich habe die Notbremse gezogen, als die ersten lukrativen Anfragen kamen – weil ich wusste, später wird der Ausstieg noch schwerer.

Nun arbeite ich nur noch mit Firmen zusammen, die nachhaltige Produkte vertreiben und auf faire Produktionsbedingungen achten, mit Manufakturen, Herstellern von Bio-Textilien, Produzenten von Möbeln aus zertifiziertem Holz. Der Markt ist noch klein und in der Blogosphäre ist das Thema noch eine Nische – aber ich glaube, es wird die Zukunft sein! Denn wir haben gar keine Alternative, wenn wir die Erde auch unseren Urenkeln noch als Zuhause anbieten wollen.

Du bist selbstständig, bloggst und organisierst außerdem noch die „Hauptstadtmädchen“. Wie schaffst du das alles? Und was machst du, um abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen?

Ich habe im letzten Jahr wirklich ein wenig übertrieben und schalte derzeit einige Gänge zurück. Ich plane nun weniger Aufträge parallel, meine Hauptstadt-Mädchen-Partnerin Anne und ich haben außerdem das Community-Projekt abgespeckt und verschlankt. Ich will ja auch noch Zeit schaffen für mein Zweitstudium, das ich ab dem Wintersemester beginnen will. Abschalten kann ich am Besten in der Natur: Lange Spaziergänge durch den Wald bringen mich unglaublich schnell runter. Als Quick-Tipp: Musik auf die Ohren und tanzen, tanzen, tanzen.

Kea von Garnier - Hello Mrs Eve 2

Was motiviert dich, weiter zu machen, wenn mal nicht alles nach Plan läuft?

Natürlich die tollen Menschen um mich herum, mein Mann und meine Freunde.  Die haben immer ein offenes Ohr für kleine oder große Sorgen – an dieser Stelle ein von Herzen kommendes Dankeschön an euch, ihr seid wertvoller als Gold! Und das Bewusstsein, dass alles im Leben zyklisch ist: Wie Ebbe und Flut gibt es im Leben eine Rhythmik, mal sprudeln die Ideen und die Erfolge fallen dir fast in den Schoß, mal stockt alles und du hast das Gefühl, nicht voranzukommen. Nach vier Jahren weiß ich, dass beide Phasen wichtig sind und dazugehören.

Wenn du auf deine Selbstständigkeit zurückschaust. Was würdest du anders machen?

Ich würde mich über Gründungszuschüsse und die  Künstlersozialkasse informieren, BEVOR ich anfange 😉 Und ich würde selbstbewusst meinen Preis verlangen – da war ich am Anfang sehr schüchtern unterwegs.

Was möchtest du anderen Gründerinnen und selbstständigen Frauen gerne mit auf den Weg geben?

Verkauft euch nicht unter Wert. Sucht euch eure Kunden bewusst aus, ihr müsst und wollt nicht jeden Auftrag annehmen – besonders die nicht, die sich euren Stundensatz nicht leisten können oder wollen. Wählt für euch eine Zielgruppe, die euer Angebot gerne und gut bezahlt. Erzählt der ganzen Welt, was ihr macht, je mehr Menschen euer Angebot kennen, umso besser.

Gebt euch zwei, besser drei Jahre, um euer Geschäft erfolgreich auf die Beine zu stellen, nichts wächst über Nacht. Glaubt an euch, seid stolz darauf, dass ihr es anpackt! Und vor allem: Träumt groß! Egal, wie viele Wettbewerber sich in eurer Sparte bereits tummeln:

Es gibt euch mit euren einzigartigen Fähigkeiten
genau EIN EINZIGES MAL!


Neugierig geworden? Weitere Informationen zu Kea und ihrem Business findest du hier:

Kea als Grafikerin

Keas Blogs „Hello Mrs Eve“ und „thirtyplus

Fotos: Kea von Garnier

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7 Gedanken zu „Im Portrait: Kea von Garnier – Grafikerin und Bloggerin von "Hello Mrs Eve"

  1. Vielen Dank liebe Isabelle für deine Fragen rund um Blog & Business! Ich habe sie sehr gerne beantwortet und freue mich, bei deiner 300-Likes-Interview-Serie dabei zu sein 🙂 Lieben Dank außerdem an die Rückmeldung von fashionqueensdiary, wie wunderbar, dass das Interview dir einen Motivations-Schub geben konnte 🙂 Genau das war mein Wunsch 🙂 Liebe Grüße! Kea

  2. Tolles Interview, liebe Kea & natürlich Frau Chefin 🙂 Als seit kurzem Selbstständige und ebenfalls Bloggerin find ich mich da auf alle Fälke wieder. Und dass ich dich brav les, Kea, und deine Ratschläge wertvoll find, weißt eh :-))
    Allerbeste Grüße,
    Carmen von http://www.goodblog.at

  3. Liebe Isabelle!

    Ein tolles Interview, das mich dazu inspiriert, vielleicht doch noch einmal ein wenig darüber nachzudenken, ob und wie man sich selbst vielleicht doch selbstständig machen könnte. Ideen sind da, der Mut noch nicht…. 😉
    Im Übrigen hast du für solche Fragen ja genau den passenden Blog, sodass ich dich gleich einmal weiter verfolgen werde. 🙂

    Liebe Grüße
    Jenni

    1. Hallo Jenni,

      herzlich Willkommen auf meiner Seite. Freue mich, dass du mit an Bord bist. Fühle dich wie Zuhause 🙂
      Sollten dir wichtige Fragen auf der Seele brennen, die ich auf meinem Blog noch nicht beantwortet habe, dann schreib mir einfach.

      Viele Grüße
      Isabelle

  4. Liebe Isabelle und liebe Kea,
    was für ein rundum tolles und inspirierendes Interview! Herzlichen Dank für die großartige Motivation – sie kommt gerade richtig! 😉
    Liebste Grüße!
    Theresa

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